Der eiskalte Himmel - Roman
Mann werde ich mitnehmen â hat lediglich zwei Aufgaben zu erfüllen: Wir müssen das Boot segeltauglich und den Navigator am Leben halten. Gelingt uns das, ist die Reise in sieben Tagen zu schaffen. Und in gut zwei Wochen können wir alle gerettet sein.«
Sie können einem leidtun, die vier, die mit Shackleton und Käptân Worsley â kein anderer kommt als Navigator infrage â auf dieses Himmelfahrtskommando gehen werden. Doch noch gröÃere Sorgen mache ich mir um mich selbst als einer der 22, die in der Trostlosigkeit der Elefanten-Insel zurückbleiben und zusehen sollen, wo sie das zum Ãberleben nötige Fleisch und Blubber hernehmen. Ganz zu schweigen davon, dass, sollte es die CAIRD nicht bis nach Südgeorgien schaffen, keine Seele auf der ganzen Welt weià und je erfahren wird, wo wir 22 Zurückgelassene zurückgelassen wurden. Beim besten Willen kann ich diese Befürchtungen nicht hinunterschlucken und mich in ein Schicksal ergeben, das dieser dort im Kies hockende Mann über mich verhängt hat.
»Sir!«, sage ich laut und stehe auf. »Es geht mir nicht um mich, aber Sie überlassen 22 Mann dem Schicksal?« Den Satz nicht als Frage zu formulieren, fehlt mir der Mut.
Shackleton holt tief Luft. Er steht gleichfalls auf. »Nein«, sagt er. »Ich überlasse die 22 nicht ihrem Schicksal, sondern dem Kommando von Mister Wild und Mister Greenstreet. Frank Wild wird, sosehr ihn das bekümmern mag, aufgrund seiner Handverletzung auf der Insel bleiben müssen. Er wird die Mannschaft bis zu meiner Rückkehr anführen.«
Das war es, was Orde-Lees abends auf dem Strand meinte: Nicht auf die Reise mitkommen zu können aufgrund eines verlorenen Handschuhs, damit wird Frank Wild nicht fertig. Deshalb heute Morgen seine Niedergeschlagenheit. Wild hofft, die Hand auskurieren zu können, und wird stattdessen von Shackleton auf Erkundungsfahrt gesandt. Hatte er denn überhaupt vor, Wild mitzunehmen?
Es überläuft mich heià und kalt, und während wir aus der Felsennische hinaus in den Wind treten, der über den verlassen daliegenden Strand weht und mir die Kapuze auf den Kopf klappt, spüre ich, wie mir das Blut ins Gesicht schieÃt. Sollten die vier, die Wild in der STANCOMB WILLS begleiten, die vier sein, die mit Shackleton und Worsley nach Südgeorgien segeln werden? Crean, Marston, Vincent und Bakewell! Sollte die Erkundungsfahrt auch eine Probefahrt sein?
»Erlauben Sie eine Frage, Sir. Haben Sie die Crew für die Fahrt bereits ausgewählt?«
»Ja. Alle bis auf einen wissen Bescheid und sind, es soll niemand gezwungen werden, einverstanden und bereit.«
Bis auf einen! Falls Bakewell ausgewählt wurde, ist er dieser eine, der noch nichts von seinem Unglück ahnt. Denn er hätte es mir erzählt. Er hätte es mir in jedem Fall gesagt.
Der Schneefall nimmt wieder zu; oben bei den Zelten ist er schon ein Gestöber und hüllt die Traube dürrer Gestalten ein, die sich dort versammelt haben. In Fellhandschuhen halten sie den Napf und den Becher für die kalte Hundesuppe und den Schluck Milch.
»Nun mal langsam, ihr SchmeiÃfliegen!«, hört man Green keifen, und dann das Gebrumm derer, die ihm Kontra geben.
»Ich kann nicht sechs Männer dieser Gefahr aussetzen und selbst hier auf meine Rettung warten«, sagt Shackleton. »Deshalb werde ich das Unternehmen leiten. Kapitän Worsley ist der wichtigste Mann. Wenn einer dieses winzige Boot nach Südgeorgien navigieren kann, dann er. Als Steuermann und als den tüchtigsten Seemann, den ich kenne, nehme ich Tom Crean mit. Sie waren mit ihm im Dingi und wissen daher, zu welchen Leistungen Crean fähig ist, auch auf menschlichem Gebiet, und darauf wird es besonders ankommen. Eine Woche lang zu sechst auf engstem Raum zusammengepfercht, wird uns die nervliche Belastung das ÃuÃerste abverlangen. Der Matrose, der sich während der gesamten Expedition jeder Belastung gewachsen gezeigt hat und an dessen Loyalität und Mannschaftssinn ich nie Grund zu zweifeln hatte, ist â¦Â«
»â¦Â Bakewell«, sage ich tonlos.
»Ihr Freund, richtig.« Vor den zwei einschneienden Bootsrümpfen bleiben wir stehen. »Ich bin sehr froh, dass auch Mister Bakewell bereit ist, mitzufahren.«
»Das freut mich, Sir.«
Er glaubt mir keinen Augenblick. »Ich habe keine Wahl. Damit alle gerettet
Weitere Kostenlose Bücher