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Der eiskalte Himmel - Roman

Der eiskalte Himmel - Roman

Titel: Der eiskalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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über mich ergehen lassen. Zur Feier des Tages hat sich der Käpt’n Husseys Banjo ins Ritz geholt. Zu seinem Geschrammel trällern und grölen Cheetham und Bakewell das Shanty von Lorenzo, dem Skipperliebling:
    Â»Oh Ranzo was no sailor – Ranzo, boys, Ranzo …
He went on board a whaler – Ranzo, boys, Ranzo!
And he could not do his duty – Ranzo, boys, Ranzo …
So they took him to the gangway – Ranzo, boys ’n’ sailors!
And they gave him five-’n’-thirty – Ranzo, boys, Ranzo …
That made poor Ranzo thirsty – Ranzo, boys ’n’ sailors!
Now the Captain was quite good – Ranzo, boys, Ranzo …
And he took him to his cabin – Ranzo, boys, Ranzo!
And he gave him wine and water – Ranzo, boys, Ranzo …
And Ranzo loved his daughter – Ranzo, boys, Ranzo!
And he taught him navigation – Ranzo, boys, Ranzo …
To fit him for his station – Ranzo, boys, Ranzo!
Now Ranzo is a sailor – Ranzo, boys, Ranzo …
And Chief Mate of that Whaler – Ranzo, boys ’n’ sailors!«

8
Die Predigt
    D ie Orgel verstummt. Pastor Gunvald legt die Hände auf den Kanzelrand und lässt den Blick über die Köpfe der Walfänger wandern. Er wartet, bis es unter Jacobsens Männern still ist, erst dann hebt er an.
    Â»Schön, einen jeden von euch wohlauf zu sehen! Danken wir dem Herrn dafür mit einem Vaterunser in der Sprache unserer Heimat. Dann will ich auf Englisch fortfahren.«
    Als auch das Murmeln der Norweger verstummt ist, wendet Pastor Gunvald sich uns zu. Keine Begrüßung. Ohne weitere Einleitung liest er aus der Bibel vor, und das Lukas-Evangelium in der Muttersprache zu hören verfehlt nicht seine Wirkung. Bakewell, Holness und How senken den Blick und falten die Hände. Einzig ich kann die Augen nicht von dem roten Bart lassen, durch den die Worte von Jesu Stillung des Sturms über uns kommen.
    Â»â€ºUnd es erhob sich ein großer Windwirbel, und die Wellen schlugen in das Schiff, so dass das Schiff schon voll ward. Und er war hinten auf dem Schiff und schlief auf dem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, dass wir verderben? Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig und verstumme! Und der Wind legte sich, und es ward eine große Stille. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Wie habt ihr denn keinen Glauben?‹
    Antarktiker«, sagt Gunvald, »vor wenigen Wochen habt ihr dieselbe Überfahrt hinter euch gebracht wie ich in den vergangenen Tagen. Aber wie anders muss eure Reise gewesen sein! Nichts habt ihr gewusst von dem Sturm, der schon hinter euch herjagte und in dessen erste Vorboten ich hinein-geraten bin, ohnmächtig und voller Furcht wie die Fischer aus Kapernaum, mit denen der Messias den See Genezareth überquerte. Ich will zu euch von diesem Sturm sprechen, euch offen legen, was am anderen Ufer wartet auf die, die der Macht des Herrn nicht achten!«
    Ein Amen rollt durch die Reihen der Walfänger. Auf unserer Seite hört man nur Flüstern, Schurren von Stiefeln und die Holzbänke, die unterm Gewicht der Männer knarzen.
    Der Pastor streicht sich den Bart in den Joppenausschnitt. »Seit ich die Falkland-Inseln verließ, geht mir die Frage der Fischer nicht aus dem Sinn: ›Meister, fragst du nichts danach, dass wir verderben?‹ Wie kann es sein, dass der Erlöser schweigt zu dem alle umbrausenden Verderben?«
    Zwei Reihen vor mir sitzt Käpt’n Worsley im weißen Pullover, umgeben von seinen Offizieren. Von Shackleton ist kaum mehr als der frisch rasierte Nacken zu sehen. Regungslos sitzt der Sir auf seinem Platz neben den Jacobsens, die sich zu uns gesetzt haben. Eine Zeit lang ist alles ruhig, wir lauschen Pastor Gunvalds Ausführungen, und draußen wirbelt der Schnee an den Fenstern vorüber.
    Und doch liegt etwas in der Luft, von dem ich nicht weiß, woher es kommt: ob es von dem Eiferer da oben auf der Kanzel ausgeht oder von der gespannten Ruhe der Männer, die mir in dieser Kirche wieder so fremd sind, als hätte mich bloß ein Zufall oder das Wetter hierher verschlagen. Ich taste nach Ennids Fisch, als mir Bakewell einen Klaps gibt und in Worsleys Richtung nickt.
    Der Skipper scheint eingeschlafen zu sein.
    Â»Tut bloß so«, flüstere

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