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Der eiskalte Himmel - Roman

Der eiskalte Himmel - Roman

Titel: Der eiskalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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etwas für alle Bedeutsames … Unterhaltsames …«
    Â»Bravo«, sagt Mick, »ein dunkler Einstieg. Guter Anfang.«
    Alles grölt.
    Â»Ruhe, Gentlemen, ich bitte Sie!« Shackleton lächelt, aber er lacht nicht. Es ist ihm ernst.
    Â»Ganz ruhig, Merce. Keiner will Sie hier vorführen. Ich dachte mir, Sie erzählen uns einmal, was Sie über die Polarnacht gelesen haben. Es ist wichtig, dass einer von uns die Bücher liest. Und dass er uns erzählt, was darin steht … Aber Sie müssen nicht, wenn Sie nicht wollen.«
    Natürlich muss ich nicht, das weiß ich von selbst. Ich sage, dass ich mich setzen möchte. Und ich setze mich.
    Â»Na gut.« Shackleton ruckt mit dem kahl geschorenen Kopf. Das hat er sich anders vorgestellt. Er schiebt die Hände ineinander. Betretenes Schweigen.
    Ich weiß, dass ich es könnte. Und frage mich gerade noch, warum ich’s also nicht tue. Da höre ich mich schon, ich rede. Und alle anderen sind still.
    Â»Bei Polarnacht fällt mir zuallererst ein Wort ein, das mir Hurley gesagt hat. Es ist ein Inuitwort, und ich weiß nicht, ob ich es richtig ausspreche: Perlerorneq.«
    Ich sehe zu Hurley hinüber – der Prinz nickt.
    Â»Es steht für den Kummer der langen Polarnacht und heißt so viel wie ›das Gewicht des Lebens spüren‹. Ja, stimmt, ich habe vor kurzem zwei Berichte von Mitgliedern der BELGICA -Expedition gelesen, die vor 16 Jahren hier überwintert haben. Aber ich kann wirklich nicht viel erzählen. Was ich gelesen habe, beschreibt der Ausdruck ziemlich genau. Die Männer waren die Ersten, die einen Winter auf dem Packeis erlebt haben, und einer von ihnen, Frederick Cook, schreibt in seinem Tagebuch von dem schwarzen Vorhang, der zwischen eisiger Einsamkeit und äußerer Welt niederfällt, und darüber, wie schnell er sich auf die Innenwelt der Seele legt. Gruselig, wie ein Vampirroman wird es, wenn er zum Beispiel schreibt, dass die Nacht Woche für Woche mehr Farbe aus dem Blut saugt. Und irgendwo heißt es bei ihm, bei Frederick Cook, er könne sich nichts Entmutigenderes und Zerstörerischeres für seine Kameraden und sich vorstellen. – Reicht das?«
    Â»Hast du nicht was von Polarnachtschönheiten?«, ruft einer. »Von Mädchen?«
    Â»Oh Gott, hör auf!« Stornoway lässt das Kinn auf die Brust klappen. »Mir geht sofort die Hose auf.«
    Â»Und das«, sagt Shackleton, »wollen wir nicht riskieren, Mister McLeod. Fahren Sie fort, Merce. Vielleicht kommen Sie zu den Verlockungen erst am Schluss.«
    Â»Tja, also gut. Das andere Ihrer Bücher, Sir, über die Reise mit der BELGICA ins Weddellmeer, ist von einem T.H. Baugham und heißt ›Bevor die Helden kamen‹… ehrlich, Käpt’n, so heißt es! Was ich da gelesen habe, hat nichts von Dracula-Romantik. Nach drei Wochen Dunkelheit befielen die Crew Melancholie und Depressionen. Die Männer konnten sich auf nichts konzentrieren, und sogar das Essen wurde ihnen zur Qual.«
    Â»Wieso? War Green an Bord?«
    Â»Scher dich zum Teufel.«
    Â»Sschhtt. Rand halten.«
    Â»Um die Anzeichen von Wahnsinn zu bekämpfen, die sie aneinander feststellten, fingen sie an, im Kreis um das Schiff zu laufen. ›Irrenhauspromenade‹ nannten sie die Strecke. Ein Mann starb an Herzangst, ein anderer wurde nach hysterischen Anfällen taubstumm, und einer zwängte sich in eine winzige Nische, weil er meinte, die anderen trachteten ihm nach dem Leben. Es waren Männer aus sieben Nationen an Bord. Baugham schreibt, es sei ein Albtraum in sieben Sprachen gewesen. Irgendwann hatte sich jeder in einem anderen Winkel des Schiffes eine Höhle gebaut, wo er aß und vor sich hin dämmerte. Sie redeten nicht mehr miteinander, und die Gruppe brach völlig zusammen.«
    Als Shackleton keine Anstalten macht, ihn zu bremsen, erinnert mich McLeod an die Mädchen. Er will wissen, ob schon einmal welche im Eis waren, wann, wie viele und, vor allem: Wie jung waren die?
    Ich erkläre, dass ich noch von keiner Frau im Eis gelesen habe. Stornoway wäre nicht Stornoway, wenn er nun nicht Spaß mit Ernst verwechselte. Erst gibt er sich enttäuscht, dann ist er es wirklich, und beleidigt sagt er schließlich böse: »Dann hol wenigstens deinen Fisch raus und lies endlich den Zettel von deiner …«
    Â»Halt’s Maul,

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