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Der eiskalte Himmel - Roman

Der eiskalte Himmel - Roman

Titel: Der eiskalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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dass er wirklich ein reiner Wolf ist. Als solcher findet er keinen Gefallen an dem Zirkus und schert gleich zu Beginn aus. Eine Zeit lang kann Crean mithalten, doch dann macht auch sein Leithund seinem Namen alle Ehre. Sourly scheint es zu verdrießen, dass er nicht mithalten kann, deshalb gibt er sich gar nicht erst Mühe. Säuerlich schnuppert er im Schnee herum. Entschieden wird das Derby zwischen den Schlitten von Hurley und Wild, die bis zum Ende des Pylonenwegs vorm Bug der ENDURANCE auf gleicher Höhe liegen:
Shakespeare
Sailor
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Bony Peter
Rugby
Horre
Rufus
Tosse
Hackensmidt
Helge
Noel
Saint
Frank Hurley
Frank Wild
    So kommen die beiden Schlitten mit 18 Hunden und zwei Männern auf den Platz gejagt. Alle sind wir zur Ziellinie gespurtet und verfolgen johlend und pfeifend das Finish. Hurley, in einem roten Mantel, den er sonst wo ausgegraben hat, mit einer kleinen australischen Fahne um den Ärmel gewickelt, steht auf dem Schlitten, während Wild tief gebückt auf seinem kauert. Und Wild gewinnt. Hurley wird Zweiter, gefolgt von Macklin und Crean, dann McIlroy und schließlich Marston. 2 Minuten und 16 Sekunden hat Wilds Schlitten für die 800 Meter benötigt.
    Proviantmeister Orde-Lees, der schlotternd vor Kälte neben mir steht, ist nicht zufrieden.
    Â»Wilds Biester sind im Durchschnitt elf Pfund leichter als Hurleys, weshalb Hurley für mich der technische Sieger ist. Bin mal gespannt, ob ihm der Zwerg Boss ein neues Rennen anbietet.«
    Die Revanche findet ein paar Tage darauf statt, und diesmal fahren die Gespanne mit Beisitzern. Hurley mit Passagier Hussey gewinnt, aber nur weil Shackleton unterwegs von Wilds Schlitten fällt. Der Sir ist so enttäuscht von sich, dass er freiwillig alle Wetten bezahlt. So oder so ist es ein unglücklicher Tag für Frank Wild. Am Abend meldet ihm Crean den Zusammenbruch von drei weiteren Hunden, und obwohl Wild diese Nachricht schwer mitnimmt, überlässt er keinem anderen die Tötung. Dr. McIlroy ist es, der schließlich darauf besteht, dass Wild die Kadaver zurück an Bord bringt, damit sie obduziert werden können. Drei Stunden dauert die Untersuchung, für die das Ankergatt hergerichtet wird, drei Stunden, in denen sich eine lähmende Niedergeschlagenheit breit macht. Aber dann haben Mick und Mack den Auslöser von Bristols Krankheit ausgemacht. Es ist ein Wurm, ein roter Darmwurm, den sie in jedem der drei Kadaver haben finden können und der mit einer Länge von mehr als 30 Zentimetern die Hunde praktisch von innen auffrisst. Macklin ist am Boden zerstört, als er uns mitteilt, dass wir nichts tun können, um die Tiere zu kurieren. Ja, wir können nicht mal verhindern, dass der Bristolwurm auch die übrigen befällt. Es gibt kein Entwurmungsmittel auf der ENDURANCE .
    Tom Crean schlägt die Hände vors Gesicht. Als er sie wegnimmt, sind seine Augen geschlossen. Crean weint und sagt leise, ehe er sich abwendet: »Es gibt 5000 Grammophonnadeln an Bord, aber nicht eine Tube Entwurmungsmittel, was?«
    Cheetham machen Creans Tränen fassungslos: »Ja, verflucht! Tom hat doch Recht, oder? Sind wir eine Hundeschlittenexpedition oder ein Musikdampfer?«
    Shackleton lässt sie gehen, denn er weiß, dass Creans Kritik ihm gilt und dass sie berechtigt ist. Und in eine Ferne blickend, die nicht da ist, nicht im Ritz, hat er als Erster begriffen, was die Entdeckung der Ärzte bedeutet: Mit diesem Teufel im Leib hätten die Hunde die 3000 Kilometer über den Kontinent nie und nimmer geschafft.
    Die Gewissheit, die Hunde verlieren zu müssen, bei Verlust des Schiffes also vielleicht ganz auf uns allein gestellt zu sein, lastet eine Zeit lang auf der ganzen Mannschaft. Darum sind alle froh, als es etwas zu feiern gibt, auch wenn bereits zwei weitere Hunde die an dem Tag fällige Extraportion Robbe nicht mehr anrühren mögen.
    An diesem 22. Juni haben wir die Mitte der Polarnacht erreicht und begehen den Wintersonnenwendtag mit einem kleinen Festessen und anschließenden »Rauchkonzert«. Chippy McNeish hat dafür eine Bühne ins Ritz geschreinert. Sie wird von Wimpeln und Fähnchen geschmückt, und Hurleys in Kaffeedosen steckende Acetylenlampen tauchen sie in helles Licht.
    Â»Gott segne unsere geliebten Hunde«, steht auf einem Stück Pappe gemalt, das über der Bühnenmitte

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