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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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dass Graf Sloterdinkh in letzter Zeit wiederholt in Foggats Pfuhl gesehen wurde. Und z-zwar just in jenen Gassen, in denen sozusagen die entsetzlichen Morde begangen wurden.«
    Jorge sah Prinz Salm direkt in die Augen. Als er sprach, klang seine Stimme ungewohnt leise. »Und?«, fragte er. »Ist an diesen Gerüchten etwas dran?«
    Prinz Salm schüttelte energisch den Kopf. »Es ist vollkommen irrelevant, ob an diesen Gerüchten etwas dran ist. Was glauben Sie, was los wäre, wenn die Presse davon erführe? Wenn bekannt würde, dass sich Graf Sloterdinkh auch nur an einem der betreffenden Abende in der Nähe von Foggats Pfuhl aufgehalten hat, würde die Presse das ausschlachten. Und d-das Volk würde aufschreien. Das Volk ist sozusagen verängstigt. Es ist völlig egal, wen man dem P-Pöbel als Täter präsentiert – er verlangt einen Schuldigen, um wieder ruhig schlafen zu können! Das verstehen Sie doch, Agent Jorge? Sie sind doch sozusagen ein kluger Kopf.«
    Jorge war empfänglich für Komplimente. »Bin ich wirklich«, gab er zu. »Aber was willst du mir eigentlich zu verstehen geben, Prinz?«
    Salm ergriff Jorge am Kragen seiner Ledermontur und zog ihn zu sich herunter. Jorge musste sich bücken, damit ihm der Prinz ins Ohr flüstern konnte.
    »Graf Sloterdinkh darf auf keinen Fall mit den Morden in Verbindung gebracht werden! Auch nicht im entferntesten Sinne, sozusagen. Haben Sie mich verstanden?«
    Jorge richtete sich mit ausdruckslosem Gesicht wieder auf. Prinz Salm trat einen Schritt zurück, zupfte seine Kleidung gerade, streckte sich. Als er sprach, tat er es wieder in normaler Lautstärke, nunmehr streng und aristokratisch. »Sie haben mich verstanden, Agent Jorge. Bringen Sie uns den Mann, der für die Bluttaten verantwortlich ist, und halten Sie der königlichen Familie die Schundpresse vom Leib.«
    »Den Mann«, sagte Jorge tonlos. »Meinst du den Mörder? Oder bist du mit jedem zufrieden, solange es nicht auf euch Königs zurückfällt?«
    Prinz Salm lächelte ein glattes Politikerlächeln, und mit einem Mal fand Jorge ihn unsympathisch. Er mochte keine Politiker. Die redeten den ganzen Tag und verdrehten einem mit ihren Worten nur den Kopf. Politiker sprechen, ohne etwas zu sagen, schimpfte Hippolit zuweilen.
    »Sie verstehen mich schon, Agent Jorge. Ich bin sozusagen auch ein Einwohner Nophelets, p-privilegiert, zugegeben, aber ich liebe unsere Stadt genauso, wie Sie sie lieben.«
    »Sie lieben dieses Dreckloch?«
    »Und selbstverständlich bin ich genau wie Sie daran interessiert, dass d-der Mörder umgehend dingfest gemacht wird. Eine Involvierung des Königshauses würde nur notwendig – und in diesem Fall könnten Sie auf meine vorbehaltlose Kooperation zählen –, falls an den Gerüchten um meinen Cousin tatsächlich etwas dran sein sollte. Falls nicht, und davon gehe ich sozusagen aus, darf so ein G-Gerücht keinesfalls an die Öffentlichkeit dringen. Das müssen Sie doch verstehen! Was glauben Sie, wie lange es dauern würde, bis die öffentliche Ordnung zusammenbrechen würde, sobald die Schlagzeilen verkündeten: ›Angehöriger des Königshauses verantwortlich für Elbenmorde‹? Einen Zenit? Zwei?«
    Jorge nickte. »Da ist was dran. Aber …«
    »Sie haben mich verstanden, Agent Jorge, und ich möchte in Ihr weiteres Vorgehen gar nicht eingeweiht werden. Nur so viel: Egal, was Sie auch u-unternehmen, gehen Sie, um Lorgons willen, subtil vor.«
    Jorge hatte verstanden. Oh ja, er hatte verstanden.
    Er zwang sich zu einem breiten Lächeln und ergriff die Hand, die der Prinz ihm hinstreckte. »Alles klar. Wir regeln das schon, wir sind schließlich vom Fach. Vom IAIT. Wir sind immer subtil.«
    Der Prinz entriegelte die Tür, und gemeinsam traten sie hinaus in den kurzen Flur. Um seine letzten Worte zu untermauern, schritt Jorge mit raumgreifenden Schritten und energisch schwingenden Armen voraus. Dabei stieß er gegen eine der Vasen, die hier aufgestellt waren, ein exotisches Stück, auf dessen Oberfläche zwei blaue Wasserdrachen miteinander zu einem kunstvollen Muster verwuchsen. Das Gefäß geriet prompt ins Wanken, kippte und zersprang auf dem Boden erstaunlich geräuschlos in unzählige Teile.
    »Bei Ubalthes!« Prinz Salm sackte auf die Knie, er brach regelrecht in sich zusammen und begann die Scherben aufzusammeln, als bestehe eine reale Chance, die zerstörte Kostbarkeit irgendwie wieder zusammenzusetzen. »Ein ganz seltenes Stück aus dem Ersten Zyklus, unbezahlbar und

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