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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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ausgegangen, beim Elbenschlächter müsse es sich um einen Ortansässigen handeln. In diesem Fall wären seine Fähigkeiten – ihre einzige Chance, ihn ausfindig zu machen – mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendwo aktenkundig gewesen. Nicht so, wenn er von auswärts stammte!
    Die Ader an seiner Schläfe begann schmerzhaft zu pochen, als ihm bewusst wurde, dass sein Denkfehler selbst Jorge aufgefallen wäre, hätte er ihn nur gefragt.
    Während er noch überlegte, wie er am diplomatischsten zugeben konnte, dass sein Denkansatz nutzlos gewesen war, klopfte es plötzlich an die Tür des Archivs. Auf Serexes’ Aufforderung hin trat ein junger Bursche in der Uniform eines Boten vom Hof der Königin ein.
    »Meister Hippolit?«, wandte er sich mit fragender Miene an den Schwarzen.
    »Ich bin Hippolit«, knurrte Hippolit und leerte mit einer ruckartigen Bewegung sein Glas bis auf den Grund. »Was gibt es?«
    Der Blick des Jungen flackerte kurz zwischen dem Albinojungen und dem schwarzen Greis hin und her. Als Serexes bestätigend nickte, wandte er sich achselzuckend an Hippolit: »Ich bringe Nachricht von Ihrer Hoheit, dem Prinzen!«
    »Vom Prinzen?« Der zu schnell genossene Sherry stieß Hippolit sauer auf. »Du meinst Prinz Salm?«
    Der Bote nickte unterwürfig. »Ihre Hoheit wünscht Sie und Ihren Assistenten zu einer wichtigen Unterredung zu sehen. Es geht um den Elbenschlächter, lässt Ihre Hoheit ausrichten.«
    Hippolit stand so abrupt von seinem Stuhl auf, dass ihm für einen kurzen Moment schwindelig wurde. Verdammter Sherry! »Wir sollen noch einmal in den Palast kommen? Sofort?«
    Jetzt sah der Bote verlegen zu Boden. »Nein. Der Prinz, äh … bittet Sie, sich möglichst unauffällig zur Klagebrücke zu verfügen. Ihre Hoheit erwartet Sie beide um Mitternacht unter dem Südpfeiler.«

12
     
     
     
    Der Aufenthaltsraum für die Fahrer von Norrick & Borrick erinnerte eher an eine Bibliothek als an einen Ruheraum.
    Dunkle Regale, auf denen sich schwere, ledergebundene Bücher aneinanderreihten, die bestimmt knirschten, wenn man sie aufschlug, und einen Geruch nach Staub und Weisheit verbreiteten, dominierten die Wände bis zur Decke. Es gab einen offenen Kamin, in dem ein Feuer prasselte. Zwei altertümliche, durch Rost porös gewordene Schwerter, wahrscheinlich noch aus dem Ersten Zyklus, waren gekreuzt darüber angebracht. Eine aufgeklappte Zimmerbar in Form einer Planetenkugel offerierte dem Besucher eine Vielzahl von alkoholischen Getränken, Brände und Schnäpse unbekannter Herkunft in Kristallkaraffen. Draußen vor den hohen, schmalen Fenstern war mittlerweile ein fast voller Mond aufgegangen.
    Jorge schenkte sich einen elegant geformten Schwenker bis zum Rand ein und trank ihn mit einem Schluck leer. Eine angenehme Wärme breitete sich in seiner Brust und seinen Därmen aus. Einen Moment lang starrte er in das prasselnde Feuer, dann wandte er sich von Neuem dem Fahrer namens Ulph zu, der auf einem samtroten Diwan in der Mitte des Zimmers lag und mit seinen froschartigen Augen an die Decke starrte. Jorge ging vor ihm in die Hocke.
    »Also, Ulph, ich schätze, du weißt, warum ich darauf bestanden habe, mal unter vier Augen mit dir zu plaudern, ja? Ein altes Trollsprichwort besagt: Unter vier Augen spricht es sich besser als unter fünf.«
    Ulph bewegte sich nicht. Es war nicht zu erkennen, ob er das Gesagte überhaupt wahrgenommen hatte.
    Die hübsche Blixanuss war nicht begeistert gewesen, als Jorge ihr eröffnet hatte, dass er Ulph »ganz persönlich und nachhaltig« auf den Zahn fühlen wollte.
    »Der Mann hat genug am Hals. Lassen Sie ihn doch in Ruhe, Agent Jorge. Er hat mit der … mit der Sache nicht das Geringste zu tun.«
    Jorge glaubte nicht, dass sie den Fahrer zu decken versuchte. Er fragte sich lediglich, ob sie was mit ihm am Laufen hatte, kam aber zu dem Schluss, dass sich ihr merkwürdiges Verhalten eher mit fehlgeleiteten Mutterinstinkten erklären ließ.
    Dass es Ulph nicht gut ging, sah man auf den ersten Blick. Blixanuss schien darüber hinaus sogar zu wissen, warum es ihm nicht gut ging, sie hatte Jorge jedoch keine näheren Auskünfte gegeben. Weiber! Allmählich fand er die Kleine überhaupt nicht mehr sympathisch.
    Nach einigem Hin und Her hatte sich Ulph im Vorzimmer des Administrators aus seiner kauernden Haltung erhoben und war schweigend durch die endlosen Gänge des Firmengebäudes gewändert. Jorge war einfach hinter ihm hermarschiert, stundenlang, wie es ihm schien, und so

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