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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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hatte. »Welchem Zweck dient sie?«
    »Prinz Salm hat beträchtliche finanzielle Mittel in die Einrichtung fließen lassen, um minderbemittelten Versierten eine thaumaturgische Grundausbildung zu ermöglichen.« Serexes nahm einen weiteren Schluck, den er mit geschlossenen Augen genoss. »Wie du weißt, kann sich ein steigender Anteil der Bevölkerung die Studiengebühren nicht leisten, die an der Akademie und in Orthothep verlangt werden. Das traurige Resultat ist bekannt …«
    Hippolit winkte ab. Er kannte die Debatten um das thaumaturgische Bildungswesen Sdooms in- und auswendig.
    Irgendwann, zumeist während der Pubertät, stellte ein jeder Versierter fest, dass er über Fähigkeiten verfügte, die neun von zehn anderen Jugendlichen nicht besaßen. Von diesem Zeitpunkt an war es wichtig, dem Betreffenden zumindest eine rudimentäre Anleitung zur kontrollierten Nutzung dieser Kräfte zu geben. Unterblieb dies, konnte es in der Folgezeit zu spontanen Ausbrüchen thaumaturgischer Energie kommen – mit verheerenden Folgen!
    In den über siebzig Jahren, die Hippolit in thaumaturgisch bedingten Todesfällen ermittelte, hatte er unzählige derartige Unfälle gesehen, nebst den damit verbundenen körperlichen Verstümmelungen und Deformationen: Kindermädchen mit zerschmettertem Schädel, zu Tode gebracht durch ein per Beschleuniger abgeschossenes Spielzeug; Eltern, deren Gedärme sich nach einem Familienstreit durch einen versehentlich von ihrem Nachwuchs gewirkten Räumer in eitrigen Brei verwandelten; durchlöcherte Nachbarskinder nach einem unkontrolliert abgefeuerten Messerregen. Die Liste ließ sich beliebig fortsetzen.
    Mehr als drei Viertel aller Fälle, die vom IAIT untersucht wurden, entpuppten sich im Nachhinein als tragisches Versehen ohne kriminellen Hintergrund. Dabei war es völlig unerheblich, ob ein Versierter bewusst versuchte, einen Spruch zu wirken (und scheiterte), oder ob sich die Energien in seinem Innern in einem Augenblick emotionaler Spannung unzielgerichtet einen Weg nach draußen suchten. Deswegen war es wichtig, jeden Versierten, wenn schon nicht in der Anwendung seiner Fähigkeiten, so doch in ihrer zuverlässigen Unterdrückung zu unterrichten.
    »Und diese Stiftung beschäftigt Gastdozenten aus dem Ausland?«, erkundigte sich Hippolit und nippte erneut an seinem Sherry.
    »Hochgebildete Thaumaturgen von Rang und Namen. Sie kommen für ein paar Wochen nach Nophelet und lehren die Mittellosen, dann verschwinden sie wieder.«
    »Und Prinz Salm bezahlt das Ganze?«
    »Die Garius-Stiftung! Benannt nach Großmeister Garius, dem …«
    »… dem einzigen bekannten Versierten, der sich je im Selbststudium erfolgreich zu einem Thaumaturgen ausbildete. Ja, ja.« Hippolit ließ den verbliebenen Rest roter Flüssigkeit in seinem Glas kreisen und starrte gedankenverloren hinein. »Ich hätte nicht gedacht, dass Prinz Salm sich so für Bildung engagiert.«
    »Oh, die Gründung der Stiftung ist nicht die einzige Maßnahme, die er in den vergangenen Jahren in dieser Richtung ergriffen hat, Meister Ich-weiß-alles-was-in-dieser-Stadt-vorgeht!« Schmunzelnd leerte Serexes sein Glas. »Wie dem auch sei. Man könnte jedenfalls prüfen, welche höherstufigen Thaumaturgen sich derzeit auf Geheiß der Stiftung in der Stadt aufhalten. Auch hier dürfte es nicht allzu viele geben …«
    »Du redest die ganze Zeit im Konjunktiv«, unterbrach Hippolit seinen Freund mit gehobenen Brauen. ›»Könnte‹, ›dürfte‹ -willst du mir meine bescheidene Bitte etwa abschlagen? Du sagst doch selbst, es werden nicht viele sein, die überhaupt infrage kommen!«
    »Das ist nicht das Problem«, erwiderte Serexes und goss sein Glas von Neuem voll. Als er die Karaffe in Hippolits Richtung schwenkte, streckte dieser ihm automatisch auch sein Glas über die Schreibtischplatte hin. »Ich fürchte vielmehr, dass es vergebliche Mühe wäre.« Als Hippolit ihn über seinen Sherry hinweg fragend ansah, fuhr er fort: »Kein Gesetz zwingt einen Thaumaturgen, sich bei der Einreise in die Stadt zu erkennen zu geben, geschweige denn, sich irgendwo registrieren zu lassen. Woher willst du wissen, dass dein Mörder nicht von auswärts kommt, ein Mann oder eine Frau, deren Fähigkeiten, ja, deren bloße Existenz in keiner unserer schlauen Unterlagen hier verzeichnet ist?«
    Hippolit ließ das bereits an die Lippen geführte Glas wieder sinken. Bei Ubalthes, Serexes hatte recht! Sein rational denkender Beamtenverstand war die ganze Zeit davon

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