Der Elbenschlaechter
mehr in dem ungesunden Atemsumpf, der unablässig aus seinem Rachen quoll wie giftiges Gas.
»Denkst du nicht, Ulph, dass du mit solchen Äußerungen so etwas wie Misstrauen auf dich ziehen könntest?«
Das selige Lächeln auf dem Gesicht des Fahrers verbreiterte sich. »Und wenn schon. Sind Menschen, die nur politisch Korrektes von sich geben, nicht schrecklich eintönig? Und solche, die dagegen aufbegehren, gleich Schwerverbrecher?«
Eine berechtigte Überlegung, fand Jorge. Allerdings war das keine Antwort auf seine Frage.
»Man hört eben so einiges. Der nicht versierte Teil der Bevölkerung wird profitieren«, fuhr Ulph fort.
»Hä? Wie meinst du das?«
Ulph zwang seine flatternden Augenlider weiter auseinander. Seine Glupschaugen starrten an Jorge vorbei. »Endlich mal einer, der genügend Schneid hat, unter den schwulen Elbenstrichern für Zucht und Ordnung zu sorgen.«
Jorge zog seine buschigen Augenbrauen zusammen. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in seinem Magen aus. »Hast du etwas gegen schwule elbische Lustknaben, Ulph?«
»Sagen Sie bloß, Sie mögen die! Ich sehe doch, dass Sie ein Troll sind. Ich weiß, was für eine Meinung Trolle von Elben haben. Machen Sie mir nichts vor.«
Verdammt! Das ausgefeilte kriminologische Konstrukt, das sich Jorge schon innerlich zusammengebastelt hatte, geriet ins Wanken. War Ulph doch nicht verdächtig, sondern nur ein armer Wicht mit intoleranten, altmodischen Ansichten? Er wäre nicht der Einzige in Nophelet, dem in betrunkenem Zustand mal die Zunge ausrutschte. Jorge selbst konnte davon ein Lied singen.
»Warum kannst du Elben nicht ausstehen, Ulph?«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich die komplette Rasse verachte.« Ulph war kaum noch zu verstehen, da er die Lippen nicht mehr richtig auseinanderbrachte. Er hatte den Tonfall von jemandem angeschlagen, der zwar massive Vorurteile gegen eine bestimmte Bevölkerungsgruppe hegte, aber noch weit genug bei Verstand war, dies nicht offen auszusprechen. Nach Jorges Erfahrung waren diese Gestalten harmlos. Ein Trollsprichwort besagte: Leere Flaschen machen die lautesten Geräusche, wenn man sie zerschlägt.
Jorge verspürte den stetig wachsenden Wunsch, diese Flasche zu zerschlagen.
»Warum kann der nicht versierte Teil der Bevölkerung von den Taten des Elbenschlächters profitieren, Ulph? Bist du eigentlich versiert?« Natürlich war Ulph nicht versiert, sonst würde er kaum bei einem Vulwoog-Unternehmen als Chauffeur arbeiten und sogar während seiner Freizeit in der Firmenzentrale herumhängen.
Ein Schwätzer und Wichtigtuer, das war alles. Einer von denen, die die Nachforschungen bei einem Kriminalfall nachhaltig störten und verwässerten. Jorge kannte sie zur Genüge. Er musste spontan an den Fall des Knabenmörders von Schmieden denken, eines Geisteskranken, der vor gut fünfzehn Zeniten das alteingesessene Arbeiterviertel terrorisiert hatte. Sieben minderjährigen Knaben – Menschen, Elben und sogar zwei Zwergenjungs – war vermittels einer ausgefeilten thaumaturgischen Praktik die Schädeldecke aufgemeißelt worden. Unzählige Verrückte hatten sich direkt nach den ersten Morden beim IAIT gemeldet und behauptet, sie wären der Täter. Personen mit zu viel Zeit und innerer Verbitterung, geleitet von dem Bedürfnis, einmal im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Jorge und Hippolit hatten ihre gesamte Schlagfertigkeit aufbringen müssen, um den wahren Täter aus einem Heer öffentlichkeitsgeiler Narren herauszufiltern. Noch lange nachdem der Fall aufgeklärt war, hatten Jorge die Fingerknöchel geschmerzt.
Schon wieder eine Sackgasse. Blaak, der ganze Tag war ein einziger Reinfall!
Jorge überlegte, ob er seine Enttäuschung durch subtile Gewaltanwendung an dem langsam wegdösenden Fahrer abreagieren sollte, als draußen auf dem langen Flur unvermittelt ein Wortwurf erschallte, so laut, dass er vermutlich im gesamten Gebäude zu hören war.
Es war die Stimme Hippolits.
»Jorge, verdammt! Das war ja klar, dass ich dich erst im dritten von drei Fuhrunternehmen erwische, bei Lorgon! Was hast du bloß den ganzen Tag getrieben? Beweg deine lahmen Trollknochen zur Klagebrücke, Südufer, pünktlich um Mitternacht! Alles Weitere dort.«
Jorge verdrehte die Augen. »Du hast Glück, Ulph. Sehr großes Glück, dass ich dir nicht sämtliche Knochen breche, weil du mich mit deinem Geschwätz aufgehalten hast. Danke Lorgon auf Knien für dieses unverschämte Glück!«
Ulph regte sich nicht. Mit
Weitere Kostenlose Bücher