Der Elbenschlaechter
Baron«, bestätigte der andere unterwürfig. »Dass euch die sexuelle Unzulänglichkeit eines gelangweilten Geldsacks dereinst einmal fast so reich machen würde wie ihn selbst …«
»Warte nur ab, Pettilek, du verdammte Pestbeule«, unterbrach ihn der Baron fröhlich. »Wenn wir Sternhöh erst all seine Nebenwirkungen ausgetrieben und zu guter Letzt die Frage geklärt haben, warum es nicht bei allen Menschen auf die gleiche Art wirkt, dann werden mehr Kaunaps vom Himmel regnen als Jauchespritzer im achtzehnten Kreis von Blaaks stinkender Unterwelt!« Wieder ertönte das abgehackte, selbstgefällige Lachen.
Während der letzten Sätze war die Stimme des Barons stetig lauter geworden. Hippolit folgerte, dass Nitz und sein Begleiter das Ende der Wendeltreppe erreicht haben mussten und er sich den beiden nun immer weiter näherte. Er verlangsamte sein Tempo und schlich weiter.
»Da seid ihr ja, meine Hübschen«, erklang das Organ von Baron Nitz. »Alsdann, wir wollen es rasch hinter uns bringen, bevor man mich oben vermisst.« Zielstrebige Schritte auf hartem Boden, das Klirren von Glas. »Wenngleich es mir eigentlich nicht in den Kram passt, dass ihr ausgerechnet heute aufgetaucht seid, wo ich Gäste im Haus habe.«
»Ich habe ihnen gesagt, dass sie besser morgen kommen sollen«, warf der Mann mit Namen Pettilek hastig ein. »Mehrfach habe ich ihnen gesagt: ›Kommt morgen, der Baron kann nicht …‹«
Baron Nitz seufzte übertrieben. »Halt deine verdammte Schnauze, Pettilek, du stinkendes Stück Aas. Wenn unsere Freunde morgen andere Termine haben, richten wir uns eben nach ihnen. Du weißt doch: Für die Meinen bin ich immer da!«
Wenige Schritte vor Hippolit tauchte das Ende der Treppe auf, ein Rundbogendurchgang ähnlich dem oberen. Helles Licht fiel aus dem dahinterliegenden Raum ins Treppenhaus.
Vorsichtig näherte er sich der Öffnung und spähte mit einem Auge an dem rauen Stein vorbei.
Vor ihm lag ein langer, schlauchförmiger Raum, der in schmucklosem Weiß gehalten war. In regelmäßigen Abständen ragten Gasdüsen mit gläsernen Hohlkugeln aus den Wänden, in denen weiße, gleichmäßige Flammen brannten. Keine Thaumaturgie, vermerkte Hippolit in Gedanken und schob seinen Kopf etwas weiter hinter der Ecke hervor.
Jetzt erspähte er vor der linken Wand des Raumes eine lange Tischreihe. Sie war mit einem Sammelsurium technischer Apparate beladen. Hippolit erkannte ein Okulariskop, ein Gerät zur Sichtbarmachung winzigster Partikel, erst jüngst von einem ybraltischen Wissenschaftler namens Hemlaceb entwickelt. Dicht daneben stand ein Polator, ein Gerät zum Trennen und Mischen von Tinkturen in winzigen, höchst exakten Dosen. Es gab einen Humifjodor, einen Lumboldt-Sterilisator und eine mit dampfendem Trockeneis gekühlte Gefrierbox, einen Goviko-Präparator und zwei große, mittels Gasflammen erhitzte Brutschränke. Staunend schweifte Hippolits Blick über komplexe Versuchsanordnungen aus Reagenzgläsern und Glaskolben. Essenzen brodelten und rauchten über farblosen Flammen. Noch immer keine Spur von Thaumaturgie, dachte er erneut, während er nicht ohne Neid registrierte, dass etliche der Instrumente teure Spezialanfertigungen darstellten, wie man sie selbst in den Labors des IAIT vergebens suchte. Und einen Goviko besaß seines Wissens kein einziger anderer Forscher in Nophelet.
Etwa in der Mitte der langen Arbeitsfläche standen der Baron und sein Gehilfe. Sie hatten ihre Masken abgenommen und auf einem von mehreren drehbaren Arbeitsstühlen abgelegt.
Der Diener und sein Herr hätten unterschiedlicher kaum sein können: Während Pettilek ein blasshäutiger, schlaksiger Bursche mittleren Alters war, mit krausem, lichtem Haar und riesigen Füßen, handelte es sich bei Baron Nitz um einen eher kleinen, stiernackigen Mann, dessen schweißnasser, haarloser Schädel im Licht der Gaslampen glänzte wie eine Kristallkugel. Mit auf dem Rücken verschränkten Armen beobachtete er seinen Untergebenen dabei, wie dieser auf der Tischplatte verschiedene Gegenstände zusammensuchte.
»Mach hin, Pettilek, du Sohn einer räudigen Vulvatte!«, rief der Baron ungeduldig, bevor er seinen Blick in den rückwärtigen Teil des Raumes richtete, der von Hippolits Beobachtungsposten aus nicht einsehbar war. »Nur einen Augenblick noch, meine Hübschen, es kann gleich losgehen.«
Hektisch wandte sich der Diener um, ein gequältes Lächeln auf dem aknezerfurchten Pferdegesicht. Seine langen, mit bunten Federn
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