Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
Vom Netzwerk:
war, trat er zurück und überließ seinem Herrn das Feld. Mit einem fröhlichen Grinsen auf den feisten Lippen legte Baron Nitz einem Elb nach dem anderen Aderpressen an, staute mit stramm gezogenen Ledergurten das Blut jeweils am rechten Oberarm. Auf einem rollbaren Tischchen, das Pettilek dienstbar aus dem Hintergrund heranfuhr, platzierte er den gläsernen Kolben mittig vor den dreien, bevor er insgesamt vier Schläuche an der mechanischen Pumpe befestigte. An einen davon, den kürzesten, schloss er einen länglichen Auffangbehälter von mehreren Krug Fassungsvermögen an. Die mit Nadeln versehenen Endstücke der restlichen drei stach er den Sitzenden in die wulstig hervorgetretenen Venen ihrer Ellenbogenbeuge.
    Die Bewegungen des Adeligen waren, ungeachtet seiner plumpen Finger, zielstrebig und souverän, er benötigte für die komplette Operation kaum länger, als Hippolit höchstpersönlich gebraucht hätte. Es lag auf der Hand, dass Nitz jeden Handgriff bereits viele Male ausgeführt hatte.
    Schließlich, als alles bereit war, löste der Baron nacheinander die Pressen an den Oberarmen seiner Patienten und begann, langsam und gleichmäßig an einer Kurbel am oberen Ende des Kolbens zu drehen.
    Einige Augenblicke lang geschah nichts. Dann färbte sich zuerst das Innenleben der Pumpe rot, und Sekunden später plätscherte ein fingerdicker Strahl hellroten Blutes in den danebenstehenden Auffangbehälter.
    Elbenblut.
    Hippolits Gedanken rasten. War Nitz der Schlächter? Hatte er seine beeindruckende Routine im Abzapfen von Blut nicht nur hier in seinem geheimen Kellerlabor gewonnen, sondern auch draußen in Foggats Pfuhl? Handelte es sich bei Pettilek um den mysteriösen zweiten Mann, mit dem der Mörder angeblich unterwegs war?
    Die Ader an Hippolits Schläfe quittierte seine Fragen mit einem irritierten Pochen. Keine Thaumaturgie, hämmerte es hinter seiner Stirn. Das hieß: kein kinetischer Erhaltungsbann, wie er ihn am Herzen des obduzierten Elben nachgewiesen hatte. Was sich hier vor seinen Augen abspielte, vermochte jeder x-beliebige Nicht- Versierte mit einer medizinischen Grundausbildung zu leisten, man brauchte dafür nicht einmal eine professionelle Ausstattung, wie sie der Baron sein Eigen nannte.
    Auch andere Details ergaben keinen Sinn: Wenn Nitz tatsächlich der Mörder war, wieso entnahm er sein Blut hier mittels einer völlig anderen Methode als im Viertel der dunklen Vergnügungen? Wieso waren die Elben, von den bloßgelegten Armen abgesehen, vollständig bekleidet? Nichts deutete darauf hin, dass der Baron die Absicht hatte, sich nach der Blutentnahme auch ihren Genitalien zuzuwenden, nirgends im Raum waren Hilfsmittel für ein thaumaturgisches Ritual zu entdecken, wie es der Elbenschlächter für seine Extraktion des Spermas benötigen würde.
    Und wieso bei Lorgon wehrten sich die Elbenjünglinge eigentlich nicht?
    Hippolit verengte die Augen, musterte die Gefesselten gründlich. Sie hatten die Augen geschlossen, ob vor Schmerzen, als Folge des zunehmenden Blutverlustes oder weil sie unter dem Einfluss eines Beruhigungsmittels standen, war nicht zu sagen. Doch ob sie nun litten oder nur dämmerten, klar war, dass sie sich freiwillig hierher, ins Landhaus des Barons, begeben hatten.
    Die Ader an Hippolits Stirn klopfte jetzt so stark, dass es unter dem schweißnassen Fuchsgesicht regelrecht schmerzte. Ärgerlich zog er sich die alberne Maske vom Kopf.
    Es passte nicht. Es passte vorn und hinten nicht! Was er hier mit ansah, war absonderlich, fraglos. Möglicherweise sogar ein Mosaikstein, der über kurz oder lang zur Aufdeckung irgendwelcher illegaler Aktivitäten führen würde. Doch offensichtlich gehörte dieser Mosaikstein zu einem anderen Puzzle als jenem, an dem Jorge und er gegenwärtig laborierten.
    Eine unbestimmte Ahnung (ein Resultat seiner über Jahrzehnte erworbenen überdurchschnittlichen Hellsichtigkeit) riet Hippolit, dass es dennoch von Nutzen sein konnte, mehr über den Baron und sein merkwürdiges Treiben zu erfahren. Ohne seinen Blick von Nitz abzuwenden, der in stetem Rhythmus die Kurbel des Extraktionskolbens drehte und mit seiner schweißglänzenden Glatze und den Wulstlippen unangenehm an ein Mastschwein erinnerte, griff er in die Taschen seines Gewandes und holte nacheinander mehrere kleine Gegenstände daraus hervor. Einen davon, ein handgegossenes, aus über drei Dutzend thaumaturgisch potenten Legierungen gefertigtes Amulett, hängte er sich an einer dünnen Kette um

Weitere Kostenlose Bücher