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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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den Hals; einen rundlichen grünen Edelstein von der Größe eines Vogeleies umschloss er mit der zur Faust geballten Linken; ein winziges Messerchen, kaum größer als ein Brieföffner, zog er aus einer golddurchwirkten Stoffscheide und hielt es fest umklammert in der Rechten. Zum Abschluss hauchte er tonlos eine längere Folge konsonantenreicher Silben vor sich hin.
    Die Gaslichter im Raum flackerten, als die bisher ungebundenen thaumaturgischen Energien der Raumluft umverteilt wurden, sich neu ausrichteten, ballten. Dann war alles wie zuvor. Weder der Baron noch sein Diener hatten die kurze Störung registriert, von ihren gefesselten Opferlämmern ganz zu schweigen. Der einzige vernehmbare Laut war das ekelerregende Plätschern von Blut in dem mittlerweile fast zur Hälfte gefüllten Auffangkanister.
    Der Zeitpunkt war gekommen. Mit einem entschiedenen Schritt trat Hippolit durch den Türbogen, ins Licht der Gaslampen.
    »Guten Abend, meine Herren!«, rief er. Wie immer, seit er diesen Körper bewohnte, klang seine Stimme viel zu hoch und kieksend, um Respekt einflößend zu wirken. Verärgert fügte er hinzu: »Keine unüberlegte Bewegung, wenn ich bitten dürfte. Ich würde gerne ein paar Takte mit Ihnen reden, Baron Nitz!«
    Das runde Gesicht des Adeligen, eben noch strahlend vor Glück, versteinerte. Er hörte auf zu kurbeln. Ganz langsam, scheinbar unbeteiligt, drehte er den Kopf.
    Als seine kleinen Schweinsäuglein Hippolit erblickten, entspannte er sich merklich. Er richtete sich hinter dem rollbaren Tischchen auf und stemmte die Hände in die Hüften.
    »Wie kommt der Junge hier herunter, bei Ubalthes?«, fauchte er in die Richtung, wo Pettilek wie ein großer, kranker Vogel stand und offenbar nicht wusste, wie er sich verhalten sollte. Der Baron musterte Hippolit von oben bis unten, dann schüttelte er genervt den Kopf. »Wie oft habe ich die Gäste darauf hingewiesen, dass es nicht wünschenswert ist, minderjährigen Nachwuchs mitzubringen, Pettilek? Eine Million Mal? Und jedes verdammte Mal ist irgendein Schlaumeier dabei, der glaubt, sich nicht daran halten zu müssen.«
    »Eine Million Mal?«, vergewisserte sich der Diener schüchtern. »Dies ist gerade die dreizehnte Zusammenkunft, und Sie …«
    »Erst vor zwei Zeniten wäre die Tochter der Gräfin Lette, zwölf Lenze alt, um ein Haar entjungfert worden von fünf gut bestückten Gangganesen! Nur eine Zusammenkunft davor der herzkranke Sohn von Kommerzienminister Rollando, der prompt beim ersten Oralverkehr seines jungen Lebens einen Infarkt erlitt!« Der Adelige starrte Hippolit zornig an. »Und jetzt das: Ein naseweiser Albino, der glaubt, Detektiv spielen zu müssen. Und der die Dreistigkeit besitzt, mich zu bedrohen – in meinem eigenen Haus!« Kopfschüttelnd deutete er zur Wand neben den Lehnstühlen, wo ein langer Rohrstock am Mauerwerk lehnte. »Pettilek, prügele ihm seine verdammte Neugierde aus dem Leib. Ich habe Wichtigeres zu tun!«
    Einer der Elben öffnete benommen die Augen und lachte matt über die Worte des Barons. Pettilek stolperte ergeben vorwärts und griff nach dem Stock:
    Hippolit hob seine linke Hand, zwischen deren Fingern es grünlich schimmerte. »Bitte, machen Sie keine Dummheiten«, empfahl er kühl. »Mit diesem Hexalyt habe ich schneller eine Partielle Nacht über Ihr schönes Labor gelegt, als sie ›Blaak‹ sagen können.«
    Der Baron hatte bereits wieder die Kurbel des Extraktors ergriffen und pumpte fleißig. »Wieso kann der armselige Wicht immer noch sprechen, verdammte Pest?«, schnauzte er, ohne seinen Schädel zu heben. »Du hast noch genau drei Sekunden, Pettilek. Wenn dieses Labor dann nicht erfüllt ist vom heiteren Klang zu Boden purzelnder Albinozähne, lasse ich die Hunde auf dich hetzen!«
    Mit Augen, die an trübe Wasserpfützen erinnerten, packte der Diener den Rohrstock, drehte sich um und kam auf Hippolit zu.
    Als er auf drei Schritte heran war, sprach Hippolit eine einzelne kurze Silbe – eine Silbe, die eine der zuvor begonnenen thaumaturgischen Befehlszeilen abschloss.
    Sofort begann die kleine Klinge zwischen den Fingern seiner Rechten in einem unirdischen Feuer zu glühen. Sie schoss in die Höhe, bis Hippolit eine Waffe von der Länge eines ausgewachsenen Schwertes in der Hand hielt.
    Pettilek stutzte, blieb stehen. »Baron, ich weiß nicht …«
    »Denk an die Hunde, Pettilek«, knurrte Nitz aus dem Hintergrund. »Du wirst ja wohl mit einem unreifen Knilch fertig werden, verdammter

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