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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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grundlegend von der des Mörders«, erklärte Hippolit bedächtig. »Sie verwenden keine Thaumaturgie, ebenso wenig entnehmen Sie ihren Spendern Samenflüssigkeit.«
    Nitz, der soeben ein neues Glas an die Lippen gesetzt hatte, verschluckte sich und hustete, bis ihm dreißigjähriger Weinbrand aus der Nase rann. »Samen? Bei Ubalthes, natürlich nicht! Die spitzohrigen Bastarde würden doch nie mehr wiederkommen, fette Bezahlung hin oder her!«
    Hippolit nickte. »Drittens und letztens hätten Sie keinen Grund, in finsterer Nacht Ihr Leben zu riskieren, indem Sie sich in einem der ungemütlichsten Stadtteile auf die Jagd nach Blut begeben. Sie können es hier viel bequemer haben, für ein paar Kaunaps, ohne auch nur ihr Haus zu verlassen.« Er hob interessiert eine Braue. »Wie viele Spender haben Sie? Gewiss mehr als diese drei Halbstarken?«
    »Momentan etwa vier Dutzend«, erwiderte Nitz mit aufkeimendem Stolz. »Die Nachfrage nach Sternhöh steigt nach jeder unserer kleinen Festivitäten. Ich muss Nachschub produzieren! Und seit sich herumgesprochen hat, dass man hier ordentlich kassieren kann, ohne mehr dafür tun zu müssen, als eine Weile stillzusitzen und sich hinterher den Wanst vollzuhauen, bin ich zu einer Art Geheimtipp unter den mittellosen Spitzohren geworden. Und davon gibt es in dieser Stadt mehr als genug, wie Sie wissen! Es sind auch Lustknaben aus dem Pfuhl darunter, aber das ist mir gleich, solange sie nicht die Seuche haben. Dann sind sie für die Produktion wertlos.«
    »Sie stellen das Zeug in richtig großem Stil her, nicht wahr?« Hippolit deutete auf den Brüter, den Lumboldt-Sterilisator und die anderen Gerätschaften. »Wenn man sich außerdem anschaut, wie Sie hier leben und was Sie regelmäßig für Ihre Gäste auffahren, könnte man auf den Gedanken kommen, dass Sternhöh eine wahre Goldgrube ist.«
    »Das ist noch milde ausgedrückt«, bestätigte Nitz und betrachtete gedankenverloren die Hand, mit der er das Reagenzglas umklammert hielt. Unter der dünnen Schicht des Paramandir-Handschuhs glitzerten dicke goldene Ringe an jedem Finger.
    »Sie haben vorhin zu Pettilek gesagt, dass Sie das Rauschmittel nicht aus eigenem Antrieb entwickelt haben. Einen ›armseligen Auftrag‹ nannten Sie es, glaube ich. Was haben Sie damit gemeint?«
    Im Gesicht des Barons arbeitete es sichtlich. Er schien zu überlegen, wie viel er preisgeben wollte oder konnte. »Ich habe Sternhöh mehr oder weniger durch Zufall entdeckt«, hob er schließlich an. »Es war ein Abfallprodukt auf dem Weg zur Entwicklung eines Medikaments, das ich ursprünglich für einen alten Bekannten entwickeln sollte. Er hatte ein sexuelles Stimulans bei mir bestellt, weil … na, er bekam keinen mehr hoch, Sie verstehen schon! Und da er wusste, dass ich mich schon seit vielen Jahren für Alchemie und Medizin begeistere, es auf diesem Gebiet zu recht beachtlichen Fähigkeiten gebracht habe …« Nitz stellte Kolben und Reagenzglas beiseite und sah Hippolit direkt in die Augen. »Passen Sie auf: Sie sind mir sympathisch. Ich weiß nicht, warum, vielleicht, weil Sie nicht so ticken wie ein normaler Bulle.« Er verzog das Gesicht. »Ein Beamter der Stadtwache hätte mich sofort festgenommen, wenn er mich hier unten bei der Entnahme von Elbenblut erwischt hätte. Oder mich ohne weitere Fragen gleich einen Kopf kürzer gemacht!«

Hippolit nickte. Davon war mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auszugehen.
    »Wenn Sie mir versprechen, dass Sie mich nicht einbuchten, erzähle ich Ihnen die ganze Geschichte von Sternhöh, von Anfang an.« Hoffnung lag plötzlich in Nitz’ Schweinsäuglein – die Hoffnung, vielleicht mit nicht mehr als einem blauen Auge aus der Sache herauszukommen.
    Hippolit erwiderte den Blick mehrere Atemzüge lang mit regungsloser Miene. Am Boden gab der bewusstlose Pettiiek ein leises Röcheln von sich.
    Schließlich sagte er: »Ich verspreche, ich werde Sie nicht einbuchten.«
    Und der Baron begann zu erzählen.

20
     
     
     
    Der Langhaarige hob den Kopf. Zwei verstörte Augen, blassblaue Murmeln in tiefen Höhlen, starrten Jorge an. Der Kerl öffnete den Mund, vielleicht, um etwas zu sagen, vielleicht, um zu schreien.
    Jorge ließ ihm keine Zeit zum Schreien.
    Seine Faust schoss vor, fand ihr Ziel: die Mundpartie des Fremden! Ein splitterndes Geräusch, dann raste ein scharfer Schmerz durch Jorges Unterarm.
    Der Fettsack, der wie ein abgestochenes Schwein auf dem Boden vor sich hinblutete, rollte sich wimmernd

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