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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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bist du hier reingekommen? Du hattest doch ganz gewiss keine Einladung zur Gesellschafi, oder?«
    »Unsinn, Vampyre sind nirgends willkommen. Aber es war einfach. Bin durch ein Fenster rein.«
    Jorge machte Anstalten, den Vampyr erneut am Arm zu packen. »Veralbern kann ich mich alleine. Das Anwesen wird doch streng bewacht!«
    Loczak lächelte. »Wir verstehen es, uns unauffällig in den Schatten zu bewegen. Niemand hat mich gesehen. Keines Menschen Auge sieht mich, wenn ich es nicht will. Angetan mit einer Maske, die ich vorsorglich mitgebracht hatte, konnte ich mich sogar frei im Haus bewegen …« Sein Blick glitt in die Unendlichkeit, seine dunklen Augen wurden glasig. »Vampyre werden nirgends geschätzt. Wir sind ein Volk, das man allenfalls duldet, um es zu quälen. Für uns gibt es nur zwei Alternativen: Ausrottung oder Anpassung. Meine Rasse ist schwach, sie hat den Weg des Schmerzes gewählt. Die Gehirne meiner Brüder und Schwestern sind längst degeneriert von all dem Tierblut; sie können sich nicht mehr daran erinnern, dass es einst anders war. Ein Volk, erfüllt von Angst. Angst vor Bestrafung. Wir haben vergessen, was wir sind, was wir sein sollen, und jetzt sind wir nicht mehr als Schatten.«
    »Mir kommen gleich die Tränen. Weiter! Du bist also eine Weile hier drinnen umhergegeistert und hast dich dann an diesem Kerl zu schaffen gemacht?«
    »Der Fettsack wusste natürlich nicht, was ich bin. Ich habe eine Weile an ihm herumgefummelt und ihn dann angezapft. Er hat es gar nicht mitbekommen, jedenfalls nicht gleich, und dann war er bereits zu schwach. Ich wollte ihn nicht umbringen, ehrlich! Nur ein bisschen von seinem Blut. Damit die Schmerzen nachlassen, wenigstens für eine Weile. Es wäre überhaupt nicht aufgefallen, in diesem Haus ist alles erlaubt, und die Gäste des Barons gehen zum Teil weitaus abartigeren Obsessionen nach.« Der Tonfall des Vampyrs wurde wieder weinerlich. »Ich wollte ihn nicht töten, ich schwöre es. Sieh ihn dir doch an – er ist nicht tot, bei Flatul! E R IST NICHT TOT !«
    Jorge drehte den Kopf und warf einen prüfenden Blick zu dem fetten Riesenbaby hinüber.
    Im selben Augenblick fuhr Loczak in die Höhe. Mit einer Geschmeidigkeit, die angesichts der zuvor kassierten Prügel verblüffte, warf er sich vorwärts.
    Jorge schrak zusammen. Noch während er die Fäuste hochriss, registrierte er verärgert, dass er seinen Gegner unterschätzt hatte: Jetzt erst machte der Vampyr von der ganzen Fülle seiner übernatürlichen Reflexe Gebrauch. Schattengleich huschte der Blutsauger an ihm vorbei, war im Handumdrehen bei der Tür. Mit einem Schrei wirbelte Jorge herum, stürzte hinterher.
    Schon gab die Klinke unter der blutbesudelten Hand des Blasshäutigen nach, die Tür schwang auf.
    »Bleibst du wohl …« Jorges Rechte schoss vorwärts, erwischte etwas Weiches, Faseriges, packte zu. Ein Ruck, ein schmatzendes Geräusch, dann war der Blutsauger durch die Türöffnung verschwunden.
    Verdutzt starrte Jorge auf seine geballte Faust, die mehrere lange Strähnen fettigen Vampyrhaars umklammert hielt, an denen ein trostloser Fetzen blasser, leberfleckiger Kopfhaut baumelte.
    »Blaak! Na warte, dich werd ich lehren …«
    Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment ertönte draußen auf dem Korridor ein unmenschlich hoher Schrei. Ein dumpfer Aufprall, als etwas oder jemand schwer auf den teppichgepolsterten Boden stürzte.
    Sekunden später erschien eine hagere, schwarz gekleidete Gestalt in der Türöffnung. In einer Hand hielt sie eine lächerlich klein wirkende Messerklinge, mit der anderen versuchte sie, sich eine Maske in Form eines Fuchsgesichts wieder über den Kopf zu streifen.
    »Wie ich sehe, hast du deinen Spaß gehabt, während ich weg war«, sagte Hippolit und sah sich mit unbewegter Miene im Zimmer um. »Vielleicht wärst du so freundlich, mir zu verraten, was das alles hier zu bedeuten hat? Wer ist dieser unsympathische Abkömmling Flatuls, der mich draußen fast über den Haufen gerannt hat?«
    Jorge nickte erleichtert.
    Er war so freundlich.
    Eine knappe Stunde später standen die beiden Ermittler in der Kühle des heraufdämmernden Morgens und beobachteten den steten Menschenstrom, der unter der Aufsicht unzähliger uniformierter Beamten aus dem Tor des Nitz’schen Besitzes quoll. Ohne ernstlichen Protest oder gar Gegenwehr, nur unter gelegentlichem Murren, ließ sich die Gesellschaft auf Dutzende entlang der Allee bereitstehende Mietdroschken und -vulwoogs

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