Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
Vom Netzwerk:
Lächeln wuchs in die Breite. »Dann ist es aus mit eurer Borniertheit und der Geldscheffelei. Vorbei!« Er schluckte hart, schloss die Augen. Sein Gesicht verzog sich, als komme ihm eine lange zurückliegende schmerzliche Erinnerung in den Sinn. »Fünfhundert Goldkaunaps wollte der Hund für die Aufhebung von Thorsts Fluch! Mehr, als ich in zehn Jahren verdiene! Schinder, Tiere, das seid ihr! Aber bald ist das vorbei. Wenn er erst seine Versuche erfolgreich abgeschlossen hat …«
    »Der Elbenschlächter hat behauptet, seine Morde, die Extraktion von Blut und Samenflüssigkeit seiner Opfer, all das geschähe allein vor dem Hintergrund seiner Bemühungen, die Thaumaturgie allen zugänglich zu machen?« Hippolit stieß ein verächtliches Glucksen aus. »Und diesen Unfug hast du geglaubt?«
    Tränen glitzerten jetzt in Ulphs Augenwinkeln. Doch er grinste noch immer. »Ich selbst werde sie heilen können«, krächzte er, mehr zu sich selbst als zu seinen beiden Besuchern. »Ligetia, Thorst … werden gesund, die Familie wird wieder zusammenleben wie früher. Ich werde dem Alkohol abschwören und Rache nehmen an dem Scharlatan, der, statt Mutters harmloses Leiden zu kurieren …«
    »Lass uns die Sache allmählich zu Ende bringen«, schlug Jorge vor. »Er schwafelt nur noch sinnloses Zeug, und so richtig frisch sieht er auch nicht mehr aus.«
    Das war, gelinde gesagt, untertrieben. Mittlerweile war sämtliche Farbe aus Ulphs Gesicht gewichen. Auch sein Oberkörper war so bleich, dass sich Hippolits Hand kaum davon abhob, als er sie prüfend auf dessen Brust legte. »Du hast recht«, sagte er. »Sein Herz stolpert wie ein Vulwoog mit gebrochenen Federn auf einer unwegsamen Geländepiste. Offenbar eine familiäre Prädisposition.« Er nahm die Hand weg und trat einen Schritt zurück. »Höre, Ulph! Eine letzte Frage, dann sollst du erlöst sein … zumindest, bis man dich wegen Beihilfe zu sechsfachem thaumaturgischem Mord in den Kerker und später an den Galgen bringt.«
    Er legte den Notizblock beiseite und verschränkte die Arme. Als er wieder den Mund öffnete, formulierte Jorge hinter seiner Schulter stumm jedes Wort seiner Frage mit:
    »Sag uns: Wer ist der Elbenschlächter?«
    Für einige Augenblicke geschah nichts. Dann wurde Ulphs Körper plötzlich von heftigen Krämpfen geschüttelt. Rhythmisch warf es ihn in seinen Fesseln hin und her, er schien krampfhaft nach Luft zu schnappen.
    Etliche Sekunden vergingen, bevor Jorge und Hippolit begriffen, dass der Chauffeur lachte.
    »Für wie närrisch haltet ihr mich? Ihr droht mir mit Kerker und dem Galgen? Habt ihr eine Ahnung, was er mit mir machen würde, falls ich euch seine Identität preisgäbe?« Das Kichern des Mannes hatte etwas Manisches, es klang wie eine geisteskranke Greisin mit Schluckauf.
    »Er wird überhaupt nichts mit dir anstellen, wenn du dich im Anschluss an dieses Verhör in die Hände der Stadtwache begibst«, versprach Hippolit mit ruhiger Stimme. »Niemand kann dir in der Sicherheitsverwahrung etwas anhaben.«
    »Er kann, glaubt mir!« Ein erneuter Lachkrampf, spitz und hechelnd wie das Bellen eines pestkranken Hundes.
    »Wer ist der Mörder, Bursche?«, rief Jorge und ballte die Fäuste. »Nenn uns seinen Namen! Wird’s bald?«
    »Oh ja, natürlich: seinen Namen«, stieß Ulph zwischen mehreren Japsern hervor. »Lasst mich überlegen. Vielleicht ist es Herr Norrick? Oder doch eher Herr Borrick? Oder die olle Blixanuss aus dem Büro? Oh ja, ich glaube, Blixanuss ist der Elbenschlächter, sie …«
    Seine Worte brachen abrupt ab, als sich die Schlinge um seine Brust mit leisem Knirschen erneut um ein winziges Stück verengte. Ein rauer Schrei, allerdings deutlich leiser als die vorangegangenen, drang aus Ulphs Kehle.
    Dann kippte sein Kopf zur Seite, sein Blick wurde starr.
    »Ähh, M.H.?«, sagte Jorge nach einigen Sekunden in die ungewohnte Stille hinein. »Ist es nicht komisch, dass er gar nicht mehr schreit?«
    »Ja, das ist komisch.«
    »Kann man an dieser Schlinge … also, kann es passieren, dass man daran krepiert?«
    »Unsinn!« Hippolit ergriff das Handgelenk des Chauffeurs und suchte nach dessen Puls. »Die Schlinge der Wahrheit wirkt in keinem Fall tödlich. Der Kerl hat schlicht und ergreifend das Bewusstsein verloren. Ich sagte ja schon, dass seine Konstitution nicht die beste …« Seine Gesichtszüge versteinerten. Er ließ das Handgelenk los, das schlaff nach unten fiel, und legte stattdessen einen Finger an Ulphs

Weitere Kostenlose Bücher