Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
Vom Netzwerk:
Halsschlagader. Mit der anderen hob er eines seiner Augenlider an. Nur Weiß kam darunter zum Vorschein.
    »Du? M.H.?«
    Hippolit fuhr gereizt herum. »Was?«
    »Ich glaube, du hast gerade das gemacht, was du mir vorhin ausdrücklich verboten hast.«
    »Und das wäre?«
    »Du hast ihn kaputt gemacht.«

23
     
     
     
    »Sie wollen damit sagen, der Chauffeur verstarb, Sekunden bevor er Ihnen den Namen des sechsfachen Mörders n-nennen konnte?« In der Stimme des Prinzen schwang Unglauben mit. Falls so etwas wie Enttäuschung oder Wut in ihm schwelte, ließ er sich jedoch nichts anmerken.
    »Bedauerlicherweise ja, Eure Hoheit.« Hippolit wich dem Blick des Thronfolgers aus und sah zu Boden. »Die Schuld für diesen unverzeihlichen Fehltritt nehme ich in vollem Umfang auf mich. Wenngleich ich erneut auf die Unmöglichkeit hinweisen möchte, mit der vorauszuahnen war, dass Ulph von Geburt an unter einem Defekt der linken Herzklappe litt. Hätte ich von dieser ererbten Insuffizienz gewusst, ich hätte nie zu einem drastischen Mittel wie der Schlinge …«
    »Sie haben den Fahrer im Anschluss an seinen Tod sozusagen genauer untersucht?« Prinz Salm ergriff einen mit schwerem rotem Portwein gefüllten Kristallkelch und führte ihn bedächtig zum Mund. Nach wie vor wirkte er erstaunlich unbeeindruckt von dem peinlichen Fehlschlag, der ihm soeben gebeichtet worden war – ein trügerischer Friede, dem jeden Augenblick ein spontaner Ausbruch tobender Wut folgen mochte.
    Hippolit nickte ergeben. »Ich nahm im Anschluss an unseren Abstecher nach Schmieden gemeinsam mit meinem Kollegen Meister Zzwirr eine Obduktion vor. So schreibt es das Gesetz vor, wenn es bei einer als nicht letal eingestuften thaumaturgischen Verhörtechnik zu einem Todesfall kommt.«
    Salm winkte ab. »Ich weiß. Ich habe vor einigen Jahren über thaumaturgisches Rechtswesen diplomiert.« Mit einer energischen Handbewegung forderte er Hippolit zum Fortfahren auf. »Und dabei sind Sie sozusagen auf einen H-Herzfehler gestoßen?«
    »So ist es. Der linke Vorhof war irreparabel deformiert, die Aorta an der Anschlussstelle partiell verkümmert. Meister Zzwirr schätzte, dass der Chauffeur unter normalen Umständen höchstens noch zwei bis drei Jahre zu leben gehabt hätte.« Hippolit hob rasch eine Hand. »Das verringert die Schwere meiner Schuld nicht im Geringsten. Doch vielleicht lässt es meine Fehleinschätzung in einem anderen Licht …«
    »Geschenkt.« Salm winkte ab. »Geschehen ist geschehen. Wenngleich es wirklich außerordentlich schicksalhaft ist, dass diese Kreatur sich nicht ein paar Sekunden s-später entschließen konnte, aus dem Leben zu scheiden.« Er runzelte die Stirn, dann sah er Hippolit mit einer Strenge an, zu der allein Aristokraten und Schwiegermütter fähig sind. »Er hat den Namen des Mörders also nicht genannt? Nicht eine Silbe davon?«
    Wieder schüttelte Hippolit den Kopf. »Er versuchte uns noch im Moment des Todes zu verhöhnen, in die Irre zu führen. Hätte sein Organismus dem Schmerz ein paar Augenblicke länger getrotzt, wäre sein Wille fraglos endgültig gebrochen, und er hätte die Information ausgespuckt.« Er seufzte. »So jedoch tappen wir weiterhin im Dunkeln. Wir wissen nichts. Außer, dass der Elbenschlächter sich eben dieses Angestellten von Norrick i? Borrick als Handlanger bedient hat. Allem Anschein nach hat er sich dafür gezielt einen Mann mit schicksalbehafteter Biografie ausgesucht, den er mit einer fadenscheinigen Geschichte zu Kooperation und Stillschweigen verpflichten konnte. Abgesehen davon sind wir leider so schlau wie zuvor.«
    »Das ist nicht gut.« Salm erhob sich und begann, mit exakt gleich großen Schritten den Salon zu durchmessen. »Das ist s-sogar schlecht. Sehr schlecht sozusagen …«

Hippolit beobachtete den Thronfolger aufmerksam. Unter normalen Umständen wäre spätestens jetzt der Zeitpunkt für das längst überfällige Donnerwetter erreicht gewesen, auch im Hinblick auf die unverantwortlich lange Zeitspanne, über die sich die Ermittlungen bereits ohne Ergebnisse hinzogen. Dennoch ahnte er tief in seinem Innern, dass Salm ihn zumindest für den unzeitigen Tod Ulphs nicht zur Verantwortung ziehen würde.
    Eine gute Stunde zuvor hatte ein Wortwurf aus dem IAIT-Sekretariat die Untersuchung von Ulphs Leichnam in der Obduktionshalle von Meister Lurentz’ Klinikum unterbrochen. Mervynia hatte mitgeteilt, der Prinz wünsche Hippolit umgehend zu sehen, in seinen Privaträumlichkeiten im

Weitere Kostenlose Bücher