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Der Elefanten-Tempel

Der Elefanten-Tempel

Titel: Der Elefanten-Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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ausgestoßen hatte. Ein anderer Elefant war hier! Traf sich Laona an diesem Ort mit wilden Artgenossen aus den Wäldern der Umgebung? Nervös versuchte Ricarda auszumachen, wo der andere Elefant sich befand. Und stellte fest, dass er sich im tiefen Schatten eines Baumriesen verbarg. Und dass es keineswegs ein wildes Tier war, denn auf seinem Rücken war irgendetwas befestigt, große verschnürte Säcke oder so in der Art. He, Moment mal, das alles kam ihr vertraut vor.
    Das war … Devi!
    Ricarda vergaß, warum sie hier war; Freude durchrieselte sie vom Kopf bis zu den Zehenspitzen. Wo Devi war, da musste auch Nuan sein. Ihn noch einmal sehen, nur noch ein Mal, das war schöner als jeder Traum.
    Vorsichtig ging sie näher … und sah jemanden unter dem Baum sitzen, einen Schatten in Menschenform. Bewegungslos. Die kleinen Härchen auf Ricardas Armen sträubten sich, doch sie ging noch näher heran. »Nuan, bist du das?« Sie richtete die Taschenlampe auf den Boden vor dem Menschen – einLichtstrahl ins Gesicht war eher eine Methode der Polizei – und versuchte im Widerschein etwas zu erkennen.
    Ja, es war Nuan. Er öffnete gerade die Augen, hatte er etwa im Sitzen geschlafen? Verdutzt blickte er sie an, und im ersten Moment war sie nicht sicher, ob er sie in der Dunkelheit erkannt hatte. Schließlich hatte er ebenso wenig mit ihr gerechnet wie sie mit ihm. » Pai nai? «, fragte er leise. Wohin gehst du?
    » Pai thiau «, flüsterte Ricarda zurück. Ich gehe spazieren . Das war eine übliche Antwort auf die rituelle Frage, und diesmal stimmte sie sogar.
    »Spazieren mit einem Elefanten. Wenn alle schlafen.« Jetzt klang seine Stimme amüsiert.
    »Ja, ich … äh, einer unserer Elefanten ist aus dem Gelände entkommen, Laona … sie geht zum Tempel, ich weiß auch nicht warum. Und ich bin ihr gefolgt.« Oje, das klang schon sehr seltsam. Vor allem weil Ricarda keinerlei Erklärung dafür bot, warum sie keinen Alarm geschlagen hatte, sondern Laona allein hinterhergegangen war. Hastig fuhr sie fort: »Und du, was machst du hier?«
    »Ich wollte noch einmal hier meditieren. Der Tempel ist … ein Ort voller Kraft. Kannst du sie spüren?«
    Ricarda blickte hinauf zu den wuchtigen Tempelmauern, zu den fremdartigen Wesen, die die Außentreppe bewachten. Sie schloss kurz die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Doch sie war zu aufgewühlt von dem Wiedersehen, um irgendetwas zu spüren, was der Tempel vielleicht ausstrahlte odervielleicht auch nicht. Mist. Würde Nuan enttäuscht sein? Bestimmt.
    Ricarda zögerte, entschied sich dann, ihm trotzdem die Wahrheit zu sagen. Einfach die Wahrheit. »Ja, ich spüre etwas«, sagte Ricarda leise. »Aber ich glaube, es ist nicht die Kraft des Tempels. Ich fühle mich … durchflutet von Freude.«
    Nuan schwieg, einen endlosen Moment lang. Dann sagte er: »Willst du dich setzen?«
    »Ja«, antwortete Ricarda und hockte sich neben ihn auf den Boden, zwischen die wulstigen Wurzelstränge des Baumes. Hinter ihr kaute Devi zufrieden auf ein paar Blättern, Ricarda konnte sie atmen hören. Es fühlte sich herrlich an, neben Nuan zu sitzen, hier in der Dunkelheit, die sie vor der Welt verbarg. Ja, jetzt spürte sie etwas. Sie spürte seine Nähe, und in diesem Moment brauchte sie nichts anderes, um vollkommen glücklich zu sein. Hier. Jetzt.
    Ricarda ließ sich in die Stille hineinsinken und fühlte, wie sie langsam zur Ruhe kam.
    Von hier aus konnte man den prachtvollen goldenen Turm, der über die Tempelmauern hinausragte, nicht sehen. Dafür hatte sie einen guten Blick auf Laona, die fast bewegungslos neben dem Eingang des Tempels stand. Was ihr wohl durch den Kopf ging?
    »Glaubst du, dass Elefanten auch meditieren?«, fragte Ricarda Nuan. Sie warf einen Seitenblick auf ihn und sah, dass auch er Laona beobachtete.
    »Du meinst, vielleicht ist es das, was eure Elefantinhierherführt?«, fragte er zurück. »Ich weiß nicht. Hat sie die Wanderung schon einmal gemacht?«
    »Gestern auch schon«, sagte Ricarda und wartete halb darauf, dass jetzt die Vorwürfe kommen würden, warum sie Laona allein gefolgt war, oder wenigstens die Frage, was Ruang dazu meinte. Doch auf eine seltsame Art schien er sie zu verstehen. Vielleicht konnte Nuan ihr sogar dabei helfen, das Rätsel zu lösen. Er kannte sich schließlich hervorragend aus mit Elefanten, hatte sein Leben lang mit ihnen gearbeitet.
    »Hast du eine Ahnung, warum Laona das tut?«, fragte sie ihn. »Was dahinterstecken

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