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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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nichts mehr.
    Er trommelte wieder gegen das Fenster und blickte, wie er das öfter tat, auf die kleine Tischlampe, die auf dem Fen­sterbrett stand. Es war eine ziemlich häßliche und gewöhn­liche kleine Lampe, und das einzige an ihr, was regelmäßig seine Aufmerksamkeit auf sich zog, war die Tatsache, daß es die Lampe war, die seinem Vater den tödlichen Stromschlag versetzt hatte, und genau an diesem Platz hatte er geses­sen. Der, alte Knabe war so ein Dummkopf in allen techni­schen Dingen gewesen. Michael sah ihn geradezu vor sich, wie er mit äußerster Konzentration durch seine Halbmond­brille spähte und an seinem Schnurrbart saugte, während er die komplizierten Geheimnisse eines Elektrosteckers zu ent­rätseln suchte. Er hatte ihn, schien es, in die Wand gesteckt, ohne vorher die Abdeckung wieder dranzuschrauben, und dann versucht, die Sicherung
in situ
auszuwechseln. Davon hatte er den Schlag abbekommen, der sein bereits wackeli­ges Herz verstummen ließ.
    So ein simpler, simpler Fehler, dachte Michael, wie ihn je­der hätte machen können, jeder, aber die Folgen waren ka­tastrophal. Absolut katastrophal. Der Tod seines Vaters, sein Untergang, der Aufstieg dieses entsetzlichen Ross und sei­ner schrecklich erfolgreichen Zeitschrift und ...
    Tap tap tap.
    Er blickte auf das Fenster, auf sein Spiegelbild darin und auf die dunklen Schatten der Büsche dahinter. Er schaute wieder auf die Lampe. Es war genau derselbe Gegenstand, es war genau derselbe Platz, und der Fehler war so einfach gewesen. Einfach zu begehen, einfach zu vermeiden.
    Das einzige, was ihn von diesem einfachen Augenblick trennte, war die unsichtbare Barriere der Monate, die inzwi­schen vergangen waren.
    Eine plötzliche, seltsame Ruhe bemächtigte sich seiner, als hätte sich in seinem Inneren mit einemmal etwas entschie­den.
    Trip tap tap.
    Fathom
gehörte ihm. Die Zeitschrift hatte gar kein Erfolg sein sollen, sie war sein Leben. Sein Leben hatte man ihm genommen, und das erforderte eine Antwort.
    Tap tap tap klirrr .
    Er war selber erstaunt, als er plötzlich mit der Hand durch die Scheibe fuhr und sich ziemlich arg schnitt.
     
     
    15. Kapitel
     
    Einige der weniger angenehmen Aspekte des Totseins be­gannen Gordon Way allmählich zu dämmern, als er vor sei­nem »kleinen« Landhaus stand.
    Es war nach jedermanns Maßstäben wirklich ein ziemlich großes Landhaus, aber er hatte schon immer ein Häuschen auf dem Lande haben wollen, und als die Zeit kam, daß er sich endlich eins kaufen konnte, und er entdeckte, daß ihm eine ganze Menge mehr Geld zur Verfügung stand, als er je zu besitzen im Ernst für möglich gehalten hätte, kaufte er sich ein großes altes Pfarrhaus und nannte es sein Häus­chen auf dem Lande trotz der sieben Schlafzimmer und der vier Morgen feuchten Cambridgeshire-Landes drumherum.
    Das half wenig, ihn bei den Leuten beliebt zu machen, die nur kleine Landhäuschen hatten, aber wenn Gordon Way es gestattet hätte, seine Aktivitäten sich daran orientieren zu lassen, was ihn bei Leuten beliebt machte, wäre er nicht Gordon Way gewesen. Er war natürlich nicht mehr Gordon Way. Er war der Geist von Gordon Way.
    In seiner Tasche hatte er die Geister von Gordon Ways Schlüsseln.
    Diese Entdeckung war es, die ihn seinen unsichtbaren Schritt einen Moment lang verhalten ließ. Der Gedanke, einfach durch Wände zu spazieren, erfüllte ihn offen ge­sagt mit Abscheu. Das war etwas, dem er die ganze Nacht angestrengt aus dem Wege zu gehen versucht hatte. Viel­mehr hatte er darum gekämpft, jeden Gegenstand, den er berührte, anzupacken und festzuhalten, um ihn, und da­mit auch sich, körperlich greifbar erscheinen zu lassen. Sein Haus, sein eigenes Haus auf eine andere Art betreten zu sollen, als der, die Haustür aufzuschließen und in Ei­gentümerpose den Schritt hineinzusetzen, erfüllte ihn mit rasender Verlegenheit.
    Er wünschte sich, als er es anstarrte, das Haus sei kein so ausgepichtes Beispiel viktorianischer Gotik, und das Mond­licht spiele nicht so kalt auf seinen schmalen Giebelfenstern und den abschreckenden Türmen. Als er es kaufte, hatte er­törichterweise - gewitzelt, daß es so aussehe, als spuke es bestimmt darin, nicht ahnend, daß es eines Tages der Fall und wer der Geist sein würde.
    Ein Gefühl der Entmutigung beschlich ihn, als er lautlos den Fahrweg entlangwanderte, der von den drohend aufra­genden Silhouetten der Eiben gesäumt war, die viel älter als das Pfarrhaus selbst waren.

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