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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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die er für Bierreklamen bezog, in Luxuswohnungen verwandelte, als wegen der fehlenden Aussicht, die es auf das letzte verschwindende Stück Pizza bot.
    »Genau«, sagte Dirk, »bravo!«
    »Aber was hat das alles mit diesem - diesem Detektivbüro zutun?«
    »Ach, das. Also, ein paar Wissenschaftler führten einmal so ein Experiment durch, aber als sie die Kiste aufmachten, war die Katze weder am Leben noch tot, sondern sie war einfach nicht da, und sie riefen mich, um sie zu suchen. Es gelang mir herauszubekommen, daß gar nichts sehr Drama­tisches geschehen war. Die Katze hatte es bloß satt gehabt, immer wieder in eine Kiste gesperrt und gelegentlich ver­gast zu werden, und hatte die erstbeste Gelegenheit ergrif­fen, sich durchs Fenster abzusetzen. Für mich war es die Ar­beit von einer Minute, ein Schälchen Milch an das Fenster zu stellen und mit Lockstimme >Berenice< zu rufen - die Katze hieß nämlich Berenice, verstehst du -«
    »Halt, Moment mal -«, sagte Richard.
    »- und wenig später war die Katze wieder da. Eine ganz simple Geschichte, aber auf gewisse Kreise machte sie offen­bar gehörig Eindruck, und bald führte eins zum anderen, wie das so ist, und alles gipfelte schließlich in der blühen­den Karriere, die du vor dir siehst.«
    »Moment mal, Moment mal«, beharrte Richard und schlug mit der Hand auf den Tisch.
    »Ja?« fragte Dirk harmlos.
    »Also, was redest du da eigentlich, Dirk?«
    »Hast du Probleme mit dem, was ich dir erzählt habe?«
    »Mann, ich weiß kaum wo ich anfangen soll«, protestierte Richard. »Okay. Du hast gesagt, ein paar Leute hätten das Experiment durchgeführt. Das ist doch Unsinn. Schrödin­gers Katze ist kein richtiges Experiment. Sie ist nur ein Denkmodell, damit man über die Idee diskutieren kann. Man tut das nicht wirklich.«
    Dirk betrachtete ihn mit merkwürdiger Aufmerksamkeit.
    »Ach, tatsächlich?« sagte er schließlich. »Und warum nicht?«
    »Naja, es gibt nichts dran zu experimentieren. Der ganze Zweck dieser Idee ist, darüber nachzudenken, was geschieht, ehe man seine Beobachtungen macht. Man kann nicht wissen, was in der Kiste passiert, ohne daß man nach­sieht, und im selben Moment, wo man nachsieht, bricht das Wellenbündel zusammen und die Wahrscheinlichkeiten lö­sen sich auf. Damit fällt man sich selber in den Arm. Es ist völlig sinnlos.«
    »Was das angeht, hast du natürlich vollkommen recht«, erwiderte Dirk, der sich wieder auf seinen Stuhl setzte. Er holte eine Zigarette aus dem Päckchen, tippte damit meh­rere Male auf den Schreibtisch, lehnte sich dann nach vorn und streckte Richard den Filter entgegen.
    »Aber überleg mal«, fuhr er fort. »Angenommen, du führ­test ein Medium, jemanden mit hellseherischen Fähigkeiten in das Experiment ein - jemanden, der, ohne die Kiste zu öff­nen, genau voraussagen kann, in welchem Zustand sich die Katze befindet. Jemanden, der vielleicht ein geradezu ge­spenstisches Mitgefühl mit Katzen hat. Was dann? Könnte uns das nicht zusätzliche Aufschlüsse über das Problem der Quantenphysik liefern?«
    »Wollten sie das tun?«
    »Das haben sie getan.«
    »Dirk, das ist
kompletter Blödsinn

    Dirk zog provozierend die Augenbrauen hoch.
    »Okay, in Ordnung«, sagte Richard und hielt die geöffne­ten Hände in die Höhe, »gehen wir die Sache einfach ganz bis zum Ende durch. Selbst wenn ich akzeptierte - was ich keine Sekunde lang tue -, daß es irgendeine Grundlage für die Hellseherei gibt, sie würde nichts an der fundamentalen Nichtausführbarkeit des Experiments ändern. Wie ich be­reits sagte, die ganze Geschichte dreht sich darum, was in der Kiste passiert, ehe man es sich ansieht. Es ist egal, wie man es sich ansieht, ob man mit seinen Augen in die Kiste guckt oder - naja, mit dem Geist, wenn du so willst. Wenn die Hellseherei funktioniert, dann ist sie bloß eine andere Art, in die Kiste zu gucken, und wenn nicht, dann ist es na­türlich sowieso unerheblich.«
    »Das könnte selbstverständlich von der Einstellung ab­hängen, die man zur Hellseherei hat ...«
    »Ach ja? Und welche Einstellung hast du zur Hellseherei? Das würde ich wirklich sehr gern wissen, angesichts deiner Geschichte.«
    Dirk tippte mit der Zigarette wieder auf den Schreibtisch und blickte Richard mit zusammengekniffenen Augen an.
    Es trat ein langes, tiefes Schweigen ein, das nur durch weit entferntes Geschrei auf französisch gestört wurde.
    »Ich habe die Einstellung, die ich schon immer dazu hatte«, sagte

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