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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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ziemlich erschreckend ist-habe ich das schon gesagt?«
    »Ja, Sie sprachen davon.«
    »Gut. Ich hatte vergessen, ob ich's schon getan hatte oder nicht. Die Sache ist, daß das Gedächtnis wirklich nicht grö­ßer wird, und vieles fällt einfach raus. Verstehen Sie, der Hauptunterschied zwischen jemandem in meinem Alter und jemandem in Ihrem ist nicht, wieviel ich weiß, sondern wieviel ich vergessen habe. Und nach einer Weile vergißt man sogar, was man vergessen hat, Und dann ver­gißt man, daß es etwas zu erinnern gab. Danach fängt man an zu vergessen, worüber man gerade geredet hat.«
    Hilflos starrte er die Teekanne an.
    »Dinge, an die Sie sich erinnern ...«, half Dirk freundlich nach.
    »Gerüche und Ohrringe.«
    »Wie bitte?­
    »Das sind Dinge, die aus irgendeinem Grund noch da sind«, sagte Reg und schüttelte erstaunt den Kopf. Er setzte sich plötzlich. »Die Ohrringe, die Queen Victoria zu ihrem Silbernen Thronjubiläum trug. Recht aufsehenerregende Dinger. Auf den zeitgenössischen Bildern natürlich her­untergespielt. Der Gestank auf den Straßen, ehe es Autos gab. Schwer zu sagen, wann er schlimmer war. Das ist na­türlich der Grund, weshalb Kleopatra so lebhaft in Erin­nerung bleibt Eine ganz verheerende Mischung aus Ohr­ringen und Gestank. Ich glaube, das wird wahrscheinlich das letzte sein, was bleibt, wenn alles andere sich schließ­lich verfltichtigt hat. Ich werde allein in einem abgedun­kelten Zimmer sitzen, ohne Augen, ohne Zahn, Geschmack und alles, bis auf einen kleinen grauen, alten Kopf, und in diesem kleinen grauen, alten Kopf die merkwürdige Vi­sion von scheußlichen blaugoldenen ßaumeldingern, die im Licht funkeln, und der Geruch von Schweiß, Katzenfutter und Tod. Ich frage mich, was ich daraus machen soll ...«
    Dirk atmete kaum, als er langsam in dem Zimmer herum­zugehen begann und vorsichtig mit den Fingerspitzen über die Wände, das Sofa, den Tisch strich.
    »Wie lange«, fragte er, »ist das alles schon -«
    »Hier?« sagte Reg. »Nur etwa zweihundert Jahre. Seit ich mich in den Ruhestand zurückgezogen habe.«
    »Zurückgezogen von was?«
    »Keine Ahnung. Muß aber was ziemlich Erfreuliches ge­wesen sein, was denken Sie?«
    »Sie meinen, Sie sind hier in denselben Räumen schon seit ... zweihundert Jahren?« murmelte Richard. »Meinen Sie nicht, jemand könnte das bemerken oder komisch finden?«
    »Ach, das ist eine der Annehmlichkeiten der älteren Col­leges in Cambridge«, sagte Reg, »jeder ist so diskret. Wenn wir alle herumgingen und aufzählten, was wir aneinander merkwürdig finden, wären wir hier bis Weihnachten. Svlad, äh - Dirk, mein Lieber, fassen Sie das bitte im Moment nicht an.«
    Dirks Hand streckte sich gerade aus, um den Abakus zu berühren, der auf dem Tisch ganz allein auf dem einzigen freien Plätzchen stand.
    »Was ist das?« fragte Dirk scharf.
    »Es ist genau das, was es zu sein scheint, ein alter höl­zerner Abakus«, sagte Reg. »Ich erklär's Ihnen gleich, aber zunächst muß ich Ihnen zu Ihrem enormen Scharfsinn gra­tulieren. Darf ich Sie fragen, wie Sie auf die Lösung gekom­men sind?«
    »Ich muß zugeben«, sagte Dirk mit seltener Beschei­denheit, »daß ich nicht drauf gekommen bin. Am Ende habe ich einen kleinen Jungen gefragt. Ich erzählte ihm die Geschichte mit dem Trick und fragte ihn, wie er sei­ner Meinung nach ausgeführt worden sei, und er sagte, ich zitiere: >Is doch verdammt klar, nee? Er muß 'ne scheiß Zeit­maschine gehabt ham.< Ich dankte dem kleinen Kerl und schenkte ihm einen Schilling für seine Bemühungen. Er trat mir ziemlich fest gegen das Schienbein und ging sei­ner Wege. Aber er war derjenige, der die Sache gelöst hat. Mein einziger Beitrag zu der Angelegenheit war zu erken­nen, daß er recht haben
mußte
. Er hat mir sogar die Mühe erspart, mich selber zu treten.«
    »Aber Sie hatten den Scharfsinn, ein Kind zu fragen«,
    sagte Reg. »Na, dann gratuliere ich Ihnen eben dazu.«
    Dirk betrachtete noch immer argwöhnisch den Abakus. »Wie.. . funktioniert er?« sagte er und versuchte, es wie
    eine beiläufige Erkundigung klingen zu lassen.
    »Nun ja, eigentlich ist es schrecklich einfach«, sagte Reg, »er funktioniert ganz so, wie Sie wollen. Verstehen Sie, der Computer, der ihn steuert, ist technisch ziemlich fortge­schritten. Tatsächlich ist er leistungsstärker als die, Gesamt­summe aller Computer auf diesem Planeten, ihn selber - und das ist das Knifflige dran - ihn selber eingeschlossen.

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