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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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während der dritte aufstand. Dann setzte der sich wieder. Die beiden anderen standen auf und äußerten die Idee, vielleicht wäre es unkomplizierter, wenn sie ein­fach die ganze Bar kauften.
    Der dritte wollte gerade wieder aufstehen und ihnen nachgehen, als langsam, aber mit unaufhaltsamer Zielstre­bigkeit, der kuhäugige Mann, der ihm gegenüber saß, sich vorbeugte und ihn fest am Unterarm ergriff.
    Der junge Mann in seinem Gesellschaftsanzug blickte so rasch auf, wie sein leicht moussierendes Hirn es ihm gestat­tete, und sagte verdutzt: »Was wollen Sie?«
    Michael Milton-Innerwoakes sah ihm mit schrecklicher Eindringlichkeit in die Augen und sagte mit leiser Stimme: »Ich war auf einem Schiff...«
    »Wie?«
    »Einem Schiff...« sagte Michael.
    »Was denn für ein Schiff, wovon reden Sie? Lassen Sie mich los. Lassen Sie mich!«
    »Wir kamen« , fuhr Michael mit leiser, fast überhörbarer, aber eindringlicher Stimme fort, »aus ungeheuerlichen Fer­nen her. Wir kamen, um ein Paradies zu errichten. Ein Para­dies. Hier.«
    Seine Augen schwammen kurz in dem Waggon umher, dann blickten sie durch die dreckbespritzten Fenster auf die sich verdichtende Schwermut des nieseligen East Anglia­Abends. Er sah mit deutlichem Ekel hin. Sein Griff am Un­terarm des anderen wurde fester.
    »Hören Sie, ich geh uns 'n Drink holen«, sagte der Hoch­zeitsgast, allerdings leise, denn natürlich hatte er's nicht vor.
    »Wir ließen alle zurück, die sich gegenseitig durch Krieg vernichten würden«, murmelte Michael. »Unsere Welt sollte eine Welt des Friedens, der Musik, der Kunst und Erleuch­tung sein. Alles Kleinliche, alles Schnöde, alles Niederträch­tige würde keinen Platz in unserer Welt haben ...«
    Der verstummte Hochzeitsgast blickte Michael verwun­dert an. Er sah nicht wie ein alter Hippy aus. Natürlich konnte man das nie wissen. Sein eigener älterer Bruder hatte mal ein paar Jahre in einer Druidenkommune ge­lebt, LSD-gefüllte Krapfen gegessen und gemeint, er sei ein Baum, und inzwischen hatte er es zum Direktor ei­ner Handelsbank gebracht. Der Unterschied war natürlich, daß er kaum noch dachte, er wäre ein Baum, nur gelegent­lich noch, und schon vor langer Zeit hatte er gelernt, diesem ganz speziellen roten Bordeaux aus dem Weg zu gehen, der ihm immer diesen Rückschlag bescherte.
    »Es gab welche, die sagten, wir würden scheitern«, fuhr Michael in diesem leisen Ton fort, der deutlich unter dem ausgelassenen Krach blieb, der den Waggon füllte, »die uns weissagten, auch wir trügen in uns die Saat des Krieges, aber es war unser erhabener Entschluß und Vorsatz, daß nur Kunst und Schönheit gedeihen sollten, die erhabenste Kunst, die höchste Schönheit - die Musik. Wir nahmen nur die mit, die glaubten, die wollten, daß es wahr würde.«
    »Aber wovon reden Sie eigentlich?« fragte der Hochzeits­gast, allerdings nicht provozierend, denn er war Michaels zauberischem Bann verfallen. »Wann war das? Wo war das?«
    Michael atmete heftig. »Ehe Sie geboren wurden -«, sagte er schließlich, »seien Sie still, und ich erzähl's Ihnen.«
     
     
    27. Kapitel
     
    Es entstand ein langes, überraschtes Schweigen, während dessen die Abenddämmerung draußen merklich d unkler zu werden und den Raum fest in ihren Griff zu nehmen schien. Eine Tücke des Lichts hüllte Reg in Schatten.
    Dirk war eines der seltenen Male in einem Leben von ansonsten sprudelnd ausgelassener Redseligkeit sprach­los. Seine Augen leuchteten vor kindlichem Staunen, als sie von neuem über die nichtssagenden, schäbigen Möbel in dein Zimmer, die getäfelten Wände, die fadenscheinigen Teppiche glitten. Seine Hände zitterten.
    Richard runzelte einen Moment lang leicht die Stirn, als versuche er die Quadratwurzel von irgendwas in seinem Kopf zu ziehen, dann blickte er sich um und sah Reg direkt in die Augen.
    »Wer sind Sie?« tragte er.
    »Ich habe absolut keine Ahnung«, sagte Reg heiter, »ein Großteil meines Gedächtnisses ist völlig weg. Ich bin sehr alt, verstehen Sie. Erschreckend alt. Ja, ich denke, wenn ich Ihnen erzählen könnte, wie alt ich bin, könnte man mit Fug und Recht behaupten, daß Sie erschrecken würden. Das Komische ist, ich täte's auch, weil ich mich nicht erinnern kann. Ich habe furchtbar viele Dinge gesehen, wissen Sie. Das meiste wieder vergessen, Gott sei Dank. Das Schlimm(, ist, wenn man erst mal so langsam in mein Alter kommt, das, wie ich meiner Meinung nach früher schon mal er­wähnt habe,

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