Der Elfenhuegel
ihren Versuch, drohend auszusehen. Sie gab auf und ging.
»Sie duscht und badet sich ziemlich viel«, bemerkte Patrick.
Sean nickte. »Mädchen machen das. Sie mögen keinen Schmutz.« Mit dieser Weisheit kehrten sie zu ihren Comics zurück.
Nach einer Weile schellte das Telefon erneut. Sean blickte auf und sah, daß Patrick im letzten Abenteuer der Wonder Woman versunken war. Er lauschte und hörte Gabbies Stimme durch die Diele hallen:
»Geh ans Telefon, verdammt!«
Sean stand auf und rannte zum Apparat, nahm den Hörer auf und sagte: »Hallo.«
»Patrick? Sean?« sagte die Stimme, die sich wegen der großen Entfernung kratzig anhörte.
»Sean.«
»Hier ist Mark. Ist dein Vater zu Hause?«
»Nein. Mom und Dad sind einkaufen. Sie werden zum Abendessen zurück sein.«
»Ist Jack da? Oder Gabbie?«
»Jack kommt gleich. Gabbie ist im Badezimmer. Du bist schon lange weg. Wann kommst du zurück?«
»Bald. Ich bin in Deutschland. Jetzt hör mir mal gut zu, Sean. Ich möchte, daß du deinem Vater eine Nachricht überbringst. Es ist wichtig. Ich weiß nicht, wann ich zurückkomme…« Ein Gequietsche von statischen Entladungen folgte, dann sagte Mark: »… aber egal, wann, sag deinem Vater, er soll das Zeug im Keller in Ruhe lassen, bis ich zurückkomme, ganz gleich was er findet. Und wenn er noch etwas anderes findet, irgendwo auf eurem Grundstück, sage ihm…« Wieder verzerrten atmosphärische Störungen seine Worte. »Es ist sehr wichtig, daß er nichts anfaßt. Hast du das begriffen?«
»Sicher. Du bist in Deutschland, und Dad soll das Zeug im Keller nicht durcheinanderbringen.«
»Okay. Jetzt sag deinem Vater, daß ich Teile der Übersetzung der Pergamentrollen und einige weitere neue Informationen habe…« Ein plötzlicher lauter Ausbruch von Störungen trat ein, als es draußen blitzte und donnerte; am anderen Ende war die Leitung tot. Sean lauschte einen Moment und konnte mehrmals ein Klick! hören, dem nach einer langen Stille jeweils ein Wählton folgte. Etwas an Marks Stimme und auch an der plötzlichen Stille verwirrte Sean. Er hielt den Hörer so lange fest, bis eine automatische Aufnahme begann, die ihn aufforderte, einzuhängen. Er tat es und steuerte zielstrebig in sein Zimmer zurück.
Gabbie öffnete die Badezimmertür, wobei eine Dampfwolke entkam, und fragte, wer angerufen habe.
»Mark. Er ist in Deutschland.«
Gabbie tauchte mit einem konfusen Ausdruck auf ihrem Gesicht aus dem Badezimmer auf, sie trug einen weißen Frotteebademantel. »Er hat aus Deutschland angerufen?«
Sean nickte. »Jaah, er ist in Deutschland. Er sagte, ich soll Dad erzählen, daß, er im Keller nichts unternehmen soll, bis er zurück ist.«
Gabbie trocknete ihre Haare ab. »Ich frage mich, was das bedeuten soll. Deutschland? Ich dachte, er sei die ganze Zeit in New York. War da noch etwas?«
»Ja…« Sean dachte lange nach. »Aber ich hab’s vergessen.«
»Toll. Na, du läßt es dir besser wieder einfallen, bevor Dad zurückkommt. Wann kommt Mark?«
»Er sagte, er wüßte es nicht.« Ohne weiteren Kommentar betrat er sein Zimmer und kehrte zu dem letzten Abenteuer des Batman zurück.
Lange Zeit überflog Sean die herrlich bunten Seiten, aber er konnte den Eindruck eines ungewöhnlichen Tons in Marks Stimme nicht abschütteln. Sean konnte sich kein rechtes Urteil bilden, aber er meinte, Mark habe sich ängstlich angehört.
2
Phil war von der Nachricht gar nicht begeistert. »Also«, fragte er,
»sollen wir gar nichts tun, hat er das gesagt?«
Sean nickte.
»Was noch, Liebes?« fragte Gloria.
Sean strengte sein Erinnerungsvermögen noch mal an. »Er hatte etwas für dich, glaube ich. Wie auch immer, er sagte, er würde es dir erzählen, wenn er hierherkommt.«
Gloria betrachtete den strömenden Regen draußen. »Aber er hat nicht gesagt, wann das sein würde?«
Sean zuckte mit den Achseln. »Er sagte nur bald.«
Gabbie aß schweigend. Sie hatte es abgelehnt, die Verantwortung für die unvollständige Nachricht zu übernehmen, indem sie auf ihrem Recht bestand, ungestört ein Bad nehmen zu können. Die Jungen waren alt genug, Nachrichten aufzuschreiben. Prinzipiell hatte ihr Vater dem zugestimmt, dennoch war er immer noch verärgert über seine Tochter. Er hatte ihr die Verantwortung übertragen.
Es klopfte an der Hintertür, und Jack trat ein. Er war tropfnaß, lächelte aber. »Bist du fertig?«
»Warte eine Minute«, sage Gabbie und sprang vom Tisch auf. »Wir sind heute spät dran.«
»Wir
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