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Der Elfenhuegel

Der Elfenhuegel

Titel: Der Elfenhuegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Schlamms, in dem er kniete, betete Barney Doyle. Und er betete mit einer Inbrunst, die er seit seinen Jugendtagen nicht mehr verspürt hatte.

14
    Sean bewegte sich von Barney fort und bedeckte seine Augen vor dem starken Regen. Er nahm alles um sich herum bewußt wahr, das Trommeln des Regens in den Bäumen und das ungewöhnliche Echo, das die Geräusche um ihn herum von sich gaben. Es lag ein scharfer und nasser Geruch in der Luft, ein derart intensiver, feuchter Waldgeruch, Sean wurde ganz berauscht, als er ihn einatmete. Er spürte und hörte das Platschen des klebrigen Schlammes, der nur widerstrebend von seinen Gummistiefeln abrutschen wollte. Gabbies Bluse klebte an seinem Körper, und er spürte die fröstelnde Liebkosung des Windes. Er schob diese Sorgen beiseite und versuchte, sich an alles, was Barney gesagt hatte, zu erinnern, während er sich um den Hügel herum bewegte und aus Barneys Blickfeld verschwand.
    Bei seiner dritten Runde hörte der Regen auf, und er nahm seine Hand herunter, die die Grasfarbe um seine Augen geschützt hatte. Er sah, daß Barney ungewöhnlich aussah, als würden sie durch ein merkwürdiges Fenster aus bernsteinfarbenem Glas getrennt.
    Bei der vierten wurde es wärmer.
    Bei der sechsten schien es heller zu werden.
    In der siebten Runde war der Hügel ganz eindeutig heller, während die umgebenden Wälder in glänzendes Schwarz getaucht waren, so daß er den knienden Barney nicht länger sehen konnte. Der Wind glich einem entfernten Flüstern, und der Geruch von Fichtenholz und nasser Erde wurde zu einer blassen Erinnerung.
    Bei dem achten Gang wurde der Hügel zu einer Insel im Raum, ohne einen Hinweis auf das umgebende Land. Kein Licht oder Geräusch existierte jenseits des Hügels.
    Bei dem neunten Gang um den Hügel kam Sean an eine Höhlenöffnung. Darin konnte er in großer Entfernung Licht sehen.
    Sean hielt an und atmete tief durch.

15
    Der Junge betrat die Höhle an der Seite des Erlkönig-Hügels. Zuerst vorsichtig, kroch er durch einen langen Tunnel, ertastete sich einen Weg ins Dunkel. Plötzlich fiel Sean nach vorn, als wäre er in ein tiefes Loch getreten. Für eine Sekunde schrie er vor Angst laut auf, und sein Magen drehte sich. Dann stand er abrupt auf festem Boden. Er schrie erneut auf, als er sich des plötzlichen Orientierungswechsels bewußt wurde. Es war, als hätte sich die Welt um neunzig Grad gedreht; er war gefallen und stand dann plötzlich wieder aufrecht, als die Schwerkraft ihn einholte.
    Sean wußte, daß er an irgendeinem fremden Ort war.
    Er konnte nichts sehen, außer einem schwachen Leuchten weit entfernt am Ende des Tunnels. Er zwang sich, mit dem Schreien aufzuhören, und tastete in der Dunkelheit um sich, bis er seinen Dolch entdeckte. Er überprüfte das Weihwasser und war erleichtert, daß sich der Krug sicher in seinem Hemd befand. Sean atmete tief, dann sagte er zu sich: »Sei still, Schreihals.« Nach dieser Ermahnung fühlte er sich besser und nahm seine Reise wieder auf.
    Er wanderte anseheinend lange Zeit durch den dunklen Tunnel, wobei ihn die üppigen, muffigen Gerüche der feuchten Erde umgaben.
    Nach einer Zeit, die ihm persönlich wie eine Ewigkeit verkam, sah er, wie das entfernte goldene Licht größer wurde. Er ging darauf zu und trat aus der Höhle auf einen Abhang.
    Sean machte sich Luft, während seine Augen in die fremdartige Landschaft vor ihm eintauchten. Bäume, die zu perfekt waren, um auf der Erde zu existieren, neigten sich in einer weichen Brise unter einem blauschwarzen Himmel. Es war Tageslicht, aber gespenstisch, als ob das Licht aus allen Richtungen käme und nicht nur einen einzigen Ursprung habe und so nur zum Teil normale Erleuchtung war. Es war ein verschwommener Strandtag ohne diesen hellen Schimmer. Und es gab etwas Goldenes in dem Licht, eine champagnerfarbene Schattierung, die die Wahrnehmung des Auges leicht einschränkte.
    Alles innerhalb Seans Blickfeld wirkte schwarz, dennoch konnte er Details erkennen.
    Der Junge erschauerte und kämpfte gegen seine erste wirkliche Panikattacke an. Das glich bei weitem nicht dem, was er erwartet hatte.
    Er hatte an eine Art Walt-Disney-Ort gedacht, gestrichen in hellen Farben mit einer intensiven Schattierung. Statt dessen blickte er über eine Landschaft aus Halbschatten, goldenen Nebeln und weichen Rauchschwaden, jede Farbe war verschnitten und abgedämpft, als betrachte man sie durch graue Linsen. Es war ein Ort des Nebels, obwohl man den Nebel nicht sehen

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