Der Elfenhuegel
Bücher zu katalogisieren. Ich mache einen Ausdruck, und dein Vater behält die Disketten. Er kann sie auf den neuesten Stand bringen, wenn er etwas kauft oder verkauft.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich bezweifle, daß er sich daran erinnert, obwohl er den Computer mag.«
Mark lachte. »Ich weiß. Ich habe das Programm für die Katalogisierung geschrieben.«
Gabbie lungerte an der Tür herum und war für einen Moment nicht in der Lage, etwas zu sagen. Nach einer Weile fragte Mark: »Willst du darüber reden?«
»Das ist ziemlich unheimlich.«
»Das Unheimliche ist mein Job.« Er schaute sie ernst an. »Gabbie, wenn du nicht reden willst, wird das meine Gefühle nicht verletzen.
Aber wenn du ein Ohr brauchst, werde ich glücklich sein, zuzuhören.«
Er lächelte. »Und ich bin ein Psychologe.«
»Das wußte ich nicht.« Sie schien überrascht zu sein.
»Die meisten Menschen wissen das nicht. Ich praktiziere nicht, aber ich habe meinen Ph.D. in Psychologie und eine Lizenzdes Staates New York, die besagt, daß ich ein Psychoanalytiker bin. Deshalb kam ich auch zum Okkultismus, indem ich unheimliche psychologische Phänomene untersuchte. Mein erstes Buch behandelte Parapsychologie, und das führte mich zu anderen Dingen im Bereich des Okkulten. Ich bin zwar von meiner klinischen Assistenzzeit recht weit entfernt, aber ich weiß noch, wie man zuhört.«
Sie zögerte, als müßte sie sich überlegen, was sie sagen sollte. Dann endlich sagte sie: »Im Vertrauen?«
»Absolut.« Er drückte einige Tasten, um abzuspeichern, woran er gearbeitet hatte, während sie zu einem Stuhl ging. Er lehnte sich zurück, der Schreibtisch stand zwischen ihnen, und sagte nichts.
Nach einer Weile fing sie an: »Was mir angst macht, ist, daß ich mich an so wenig erinnere. Ich meine, ich habe gehört, daß Menschen Lücken oder so was von einem Traum haben, aber ich fühle mich nicht besonders… traumatisch, weißt du?« Er nickte. »Aber es ist wie ein…
Traum. Wie wenn du aufwachst und dich an etwas aus dem Traum erinnerst, vielleicht ein Bild oder sonstwas, aber eben nicht an alles.«
»An was erinnerst du dich?«
»Ich erinnere mich… etwas zu hören. Und ich erinnere mich… etwas zu riechen.«
»Was?«
»Wilde Blumen, glaub’ ich. Zumindest roch es nach Blumen. Und es muß ziemlich schwierig gewesen sein, das in der Scheune zu riechen.«
Sie lachte und sah ein wenig verlegen aus. »Das ist ziemlich dumm, nicht wahr?«
»Nein, ganz und gar nicht. Gerüche sind ziemlich wichtig, wichtiger, als du dir vorstellen kannst. Du kannst ein Bild von deiner Großmutter betrachten und dich zum Beispiel nicht mehr an sie erinnern, dann riechst du ihr Lieblingsparfum und löst damit lebendige Erinnerungen aus. Das ist weit verbreitet.«
»Nun, ich glaube nicht, daß ich vorher etwas Ähnliches gerochen habe. Es war würzig. Es erinnerte mich…« Ihre Stimme kippte um, und ihre Augen weiteten sich.
»Was?« fragte Mark sanft.
Die Farbe wich aus Gabbies Gesicht. »Ich habe diesen Blumengeruch schon vorher gerochen. Ich… ich bin überrascht, daß ich mich nicht sofort daran erinnert habe, denn das war auch ziemlich unheimlich.«
»Wann?« fragte Mark und war offensichtlich interessiert.
»Als My Dandelion ihr Hufeisen verloren hatte, am vierten Juli.« Sie erzählte ihm von ihrer Begegnung mit dem Hufschmied. Mark lehnte sich vor, so daß seine Ellbogen auf dem Schreibtisch lagen, während er sprach. »Das ist sehr merkwürdig. Ich konnte mich bis jetzt an nichts davon erinnern. Muß die Grippe gewesen sein.«
»Welche Grippe?«
»Ich hab’ mir am vierten einen Bazillus gefangen. Jack hat mich gefunden. Er glaubt, daß dieser Schmied nur Einbildung ist. Ich glaube das nicht. Ich denke, er war einer dieser Amish-Leute aus Cattaraugus.
Er sah wie so einer aus, großer Hut, Hosenträger, schwere Stiefel. Und er sprach mit Akzent. Er hatte diesen alten Wagen mit einem tragbaren Schmiedefeuer. Aber es sah… weißt du, wirklich alt aus, nicht wie die modernen hinten auf den Trucks. Irgendwie weiß ich nicht, wie ich es beschreiben soll.«
Mark sagte nichts; endlich sagte Gabbie: »Weißt du, ich hatte mich über Jack geärgert, und ich fand diesen Schmied sehr nett. Irgendwie dachte ich, es wäre schön, ihn wiederzutreffen, aber ich glaube, ein Amish-Junge würde nicht… ich weiß nicht, sich außerhalb seines Glaubens verabreden? Was auch immer.«
Mark lächelte und sprach sanft. »Nein, ich glaube das nicht. Schau,
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