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Der Elfenpakt

Titel: Der Elfenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Aber er konnte keine Gestalten entdecken, keine Schatten, nichts, was darauf schließen ließ, dass jemand in der Nähe war. Glühkugeln ließen sich ja durchaus auch programmieren, automatisch anzuspringen.
    Nach einer Weile begann er vorwärts zu kriechen. Vorsichtig.
    Je näher er kam, desto mehr war Pyrgus davon überzeugt, dass sich niemand in dem Gewächshaus aufhielt. Oder wenn, dann gaben sie keinen Laut von sich. Er beschloss, das Risiko einzugehen, sich aufzurichten, und verharrte kurz am Rande des Lichtscheins, der aus dem Gewächshaus nach draußen fiel. Für jedermann, der zufällig in diesem Moment in seine Richtung schaute, gut zu sehen … aber immer noch weit genug entfernt, um notfalls die Flucht zu ergreifen.
    Nichts. Keine überraschten Stimmen, kein Alarm. Die Glühkugeln mussten programmiert gewesen sein.
    Er merkte, dass er die Luft angehalten hatte, und atmete mit einem Seufzer aus. Nun, da er sich offensichtlich nicht in Gefahr befand, nahm er sich Zeit, das Gewächshaus eingehender zu betrachten. Es war weitaus robuster gebaut, als er zunächst vermutet hatte, und als er sich näherte, bemerkte er auf den Scheiben den verräterischen Schimmer eines Verstärkungszaubers. Drinnen musste sich etwas sehr Wertvolles befinden. Plötzlich fiel ihm wieder ein, wie es gewesen war, als er Lord Hairstreaks Phönix befreit hatte. Man hatte den Vogel in einem Glaskäfig eingesperrt, der mit derselben Sorte von Verstärkungszauber gesichert war. Hielt auch Ogyris hier irgendwelche armen Geschöpfe gefangen? Das Gewächshaus war sehr viel größer als Hairstreaks Käfig.
    Pyrgus presste die Nase gegen das Glas und konnte erkennen, dass es sich hier um etwas völlig anderes handelte. Dort drinnen, in endlosen Reihen von Blechwannen, standen zerbrechliche exotische Blumen, deren Blütenblätter im Licht glitzerten und funkelten. Aber schon auf den ersten Blick war zu erkennen, dass es sich nicht um natürliche Pflanzen handelte. Jeder Stiel, jede Knospe, jede Blüte, jedes Blatt war filigran aus allerfeinstem Bergkristall geschliffen worden. Der Inhalt des Gewächshauses war ein einziges Artefakt, ein erstaunliches, unbezahlbares, nahezu unfassbares Kunstwerk, skurrilerweise ausgestellt in einer natürlichen Kulisse.
    War jede einzelne Blume individuell gestaltet worden? Die einzige andere Möglichkeit war Magie, und Pyrgus kannte keinen Zauber, der so etwas Schönes entstehen lassen konnte: Illusionszauber waren viel zu ungenau, Verwandlungszauber viel zu beschränkt. Irgendein Meister der Bildhauerkunst hatte jedes einzelne Stück liebevoll geschaffen, und Kaufmann Ogyris hatte eins nach dem anderen in dieses Gewächshaus verfrachtet. Es waren Hunderte von Kristallblumen. Der Preis dafür musste Schwindel erregend gewesen sein.
    Pyrgus starrte noch immer wie gebannt auf die Kristallblumen, als eine Hand ihn von hinten an der Schulter packte.

 
FÜNF
     
    D u bist Tims Sohn?«, fragte die junge Frau ungläubig, nachdem Henry sie beruhigt hatte. »Er hat mir gar nicht erzählt, dass er einen Sohn hat.«
    Na toll, Papa, dachte Henry. Die Frau wirkte nicht viel älter als fünfundzwanzig, viel zu jung für seinen Vater, der eindeutig im mittleren Alter war, verdammt noch mal! Sie hatte kastanienrotes Haar wie … also, eigentlich wie überhaupt niemand, den er kannte … eine wahnsinnig kurvenreiche Figur, und dieses Handtuch saß nicht mehr sehr fest, seit sie geschrien hatte.
    »Aber er hat Ihnen doch wohl erzählt, dass er eine Ehefrau gehabt hat?«, fragte Henry und hätte sich am liebsten sofort auf die Zunge gebissen. Das klang wirklich ganz gemein, und wenn Papa es ihr nicht erzählt hatte, war es gut möglich, dass Henry ihm seine nette neue Beziehung gleich mit der ersten Frage, die er stellte, vermasselt hatte. Er war sich ziemlich sicher, die nette neue Geliebte seines Vaters vor sich zu haben, und auch wenn die Frau viel zu jung war, konnte Henry es ihm nicht verdenken. Nicht nach all dem, was seine Mutter getan hatte.
    »Ja, natürlich«, sagte die Frau mit einem Stirnrunzeln, aber sie wirkte nicht verärgert. »Aber ich dachte, seine Frau wäre lesbisch. Ich dachte immer, Lesben haben keine Kinder.«
    Dieser Punkt hatte Henry anfangs auch aus dem Konzept gebracht. »Doch, haben sie«, sagte er ernst. »Meine Mutter jedenfalls. Aber vielleicht war sie noch nicht lesbisch, als sie uns bekam. So was soll ja vorkommen.« Sein Tonfall wirkte so kläglich, dass die Gesichtszüge der jungen Frau sich

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