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Der Elfenpakt

Titel: Der Elfenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Sie hatte sich ebenfalls eine Tasse Tee gemacht. »Nur damit du Bescheid weißt«, sagte sie. Sie zögerte, aber nur einen kurzen Moment. Dann fuhr sie fort: »Ich weiß nicht, warum er dir nicht von mir erzählt hat, Henry. Wahrscheinlich wegen der Sache mit dem Altersunterschied, da ist er sehr empfindlich. Aber du sollst wissen, dass ich deinen Vater liebe. Ich meine, ich erwarte nicht, dass du mich toll findest oder sogar magst … Du hebst deine Mutter, das weiß ich. Aber ich habe die Ehe deiner Eltern nicht zerstört, damit hatte ich nichts zu tun. Und es ist wichtig, dass du weißt, dass ich nicht irgend so ein Flittchen bin, das sich von einem gut situierten Herrn aushalten lässt.«
    Henry war das Ganze entsetzlich peinlich, obwohl er trotz allen Unbehagens nur denken konnte, dass er außer in alten Schwarzweißfilmen noch nie gehört hatte, wie jemand das Wort »Flittchen« benutzte.
    »Dafür hab ich dich auch nicht gehalten«, wiederholte er. Wenn er zuließ, dass sie sich alles von der Seele redete, würde sie ihn ja vielleicht gehen lassen, ehe sein Vater zurückkam. Henry war sich sicher, es nicht auszuhalten, wenn der hier auftauchte. Zögernd ermunterte er Laura: »Wie habt ihr euch denn kennen gelernt … du und Papa?«
    »In einem Nachtclub«, sagte Laura.
    Einen Moment lang dachte er, sie wollte ihn auf den Arm nehmen, aber ihre Miene verriet, dass sie es ernst meinte. Sein Vater ging in Nachtclubs? Als ältester Sexpartygast der ganzen Stadt? Henry öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber weil ihm nichts einfiel, schloss er ihn wieder. Zum Glück plapperte Laura einfach weiter.
    »Normalerweise gehe ich nicht in Nachtclubs, aber meine Schwester hat mich dort hingeschleift. Sie meinte, das würde mich aufmuntern, aber in Wirklichkeit wollte sie bloß nicht allein hingehen. Es war dort genauso scheußlich, wie man sich das vorstellt. Ich steh nicht so auf Männer in meinem Alter. Die sind immer nur am Baggern, und das Einzige, worüber sie reden, ist Fußball. Ich hatte vor, nur eine halbe Stunde zu bleiben, Sheila zuliebe – das ist meine Schwester –, und dann nach Hause zu gehen. Aber dann sah ich Tim, der allein da war. Er trank Wein, und all die anderen Männer – oder Jungs – tranken Bier. Er wirkte wie aus einem Gedicht von Byron … Wie ein tragischer Charakter, weißt du.«
    Diese Beschreibung passte wirklich gut zu seinem Vater – ein tragischer Charakter. Jemand, der gerade seine Frau an seine Sekretärin verloren hatte, seine Kinder an die Exfrau, und der sein Haus gegen eine Kanalwohnung aus einem Hochglanzprospekt eintauschen musste. Wobei Henry von Byron nicht allzu viel Ahnung hatte. Er stellte seine Teetasse auf dem Boden ab.
    »Also, es tut mir leid, aber ich muss wirklich gehen, ich habe noch etwas zu erledigen. Es war … es war sehr nett, dich kennen zu lernen, und es tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe und so, als du aus der Dusche gekommen bist. Und danke für den Tee, der war super. Auf jeden Fall könntest du Papa ja ausrichten …«
    Irgendwo fiel eine Tür ins Schloss. Laura strahlte Henry an. »Du kannst es ihm selbst sagen. Das muss er sein.«
    Henry blickte sich um und suchte verzweifelt nach irgendeinem Fluchtweg, aber da trat sein Vater schon ein, und Laura sagte lächelnd: »Schau mal, Tim, wer da ist!«

 
SECHS
     
    A ls der Gewürzmeister das Zentrum der Spirale erreicht hatte, veränderte sich plötzlich seine gesamte Erscheinung. Sein Rücken straffte sich. Er wirkte größer.
    Der Federmantel dehnte sich aus und schien nun einen massigen Körper zu umhüllen. Noch weitaus eindrucksvoller war jedoch die Art seiner Bewegung. Die zögernden, schwachen Schritte des alten Mannes waren den weit ausholenden Schritten eines Kriegers gewichen. Zischend drehte er sich zu Blue um. Seine Augen glühten.
    Mit einem Schaudern stellte Blue fest, dass auch sein Gesicht sich verändert hatte. Es war noch immer zu erkennen, doch seine Züge hatten sich verfärbt und waren aufgedunsen, die Lippen geschwollen und bläulich angelaufen. Das Schlimmste aber waren seine Zähne, die unfassbar gewachsen waren, sodass sie beinahe wie die Fänge eines Tieres wirkten. Wieder stieß er ein Zischen aus, einen lang gezogenen Laut, der die Luft durchschnitt wie ein Messer. Dann rollten seine Augäpfel nach oben, und er begann heftig zu zittern.
    »Gewürzmeister …«, murmelte Blue erschrocken. Die Drachenhauttrommel entglitt ihrer Hand und rollte über den Boden.
    Das

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