Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Titel: Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
Vom Netzwerk:
Mantikor freundlich ein.
    »Dies ist ein Privatgespräch«, sagte Mella entschlossen. »Bitte lauschen Sie nicht.«
    »Sie sind Vegetarier mit diesen Zähnen?«, fragte Mella II verblüfft.
    »Die sind zum Kämpfen, nicht zum Fressen«, sagte der Mantikor. »Meine Vorfahren sind nicht evolutionär entstanden, sie wurden künstlich geschaffen.«
    Mella II beugte sich dicht zu Mella und flüsterte: »Was, wenn er einer von Hairstreaks Mantikoren ist?«
    Mella hatte versucht, nicht an Lord Hairstreak zu denken, der sie inzwischen sicher verfolgte. Sie sah Aboventoun an, der sie seinerseits höflich betrachtete. »Warum wollen Sie, dass wir mit Ihnen gehen?«, fragte sie mutig.
    »Also, auf jeden Fall nicht, um euch zu fressen. Unser Anführer möchte euch treffen.«
    Die Mädchen sahen erst einander und dann wieder den Mantikor an. »Woher weiß euer Anführer, dass wir hier sind?«, fragten sie wie aus einem Mund.
    »Unser Anführer weiß alles.«
    Mella hatte das unbehagliche Gefühl, dass Anführer, die alles wussten, normalerweise Größenwahnsinnige waren. Dieser Mantikor schien friedlich zu sein, aber er sah weiterhin lebensgefährlich aus. Wollte sie wirklich noch einen seiner Art treffen?
    Plötzlich, ohne die geringste Vorwarnung, begriff sie, dass sie genau das wollte. Sie traute dem Mantikor und sie wusste auch, weshalb. Die Kreatur war ein Mischling. Haleklinds Zauberer hatten Teile eines Löwen, eines Skorpions, eines Menschen und Teile von wer weiß was noch alles genommen (diese Zähne!), um seinen ersten Vorfahren zu erschaffen. Für die Kreatur selbst musste das Ergebnis schlicht und einfach bestürzend sein. Dieser Mantikor war eine außergewöhnliche Mischung, hervorgegangen aus seltsamen Gedanken und verwirrenden Begierden. Mella wusste das, weil sie selbst ein Mischling war, halb Mensch, halb Elfe. Sie und der Mantikor waren beide vom selben Schlag.
    Sie wandte sich an Mella II. »Ich bin dafür, dass wir mit ihm gehen«, sagte sie.
    »Ich auch«, sagte Mella II, ohne zu zögern.
     
    Sie waren tiefer im Wald, als sie gedacht hatten, und der Weg zu den Gefährten des Mantikors   – er nannte sie seine Herde   – war länger, als Mella erwartet hatte. Als sie zwischen den Bäumen hervortraten, waren ihre Füße wund und sie war erschöpft. Sie keuchte immer noch vor Anstrengung. Der Mantikor hatte zwar versucht, sich ihrer Geschwindigkeit anzupassen, aber seine langen Beine legten, selbst wenn er schlenderte, eine enorme Wegstrecke zurück. Sie stand stocksteif da und fragte sich, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Mella II trat aus dem Wald. Gemeinsam starrten sie hinaus auf die offene Ebene.
    »Oh ihr Götter!«, flüsterte Mella.
    Es war ein Spektakel wie direkt aus dem Traum eines Wahnsinnigen. Die gesamte Ebene war schwarz von Mantikoren   – von Hunderten, vielleicht Tausenden, die sich auf der Fläche tummelten, so weit das Auge reichte. Sie hatten gegrast, aber als die Mädchen aus dem Wald kamen, hoben sich die Köpfe wie eine riesige Welle auf dem unermesslichen Meer und drehten sich zu ihnen um. Die Augen der Tiere leuchteten im Morgenlicht.
    »Welcher ist der Anführer?«, murmelte Mella II.
    »Ich bringe euch zu ihm«, sagte ihr Bote. »Folgt mir einfach.« Aboventoun schritt voran, und die Herde teilte sich, um ihn durchzulassen.
    »Ich gehe da nicht rein«, sagte Mella entschlossen. Einem einzelnen Mantikor zu folgen war schon beängstigend genug, aber in eine Herde von Tausenden zu marschieren überstieg ihren Mut.
    »Wir müssen aber«, sagte Mella II.
    »Warum? Warum müssen wir?« Aboventoun konnte vielleicht sprechen, aber dies waren wilde Biester, gefährlich und unberechenbar.
    »Weil wir nicht wissen, was wir sonst tun sollen«, sagte Mella II entschieden. »Wir müssen zurück zum Palast und wissen nicht wie, und Aboventoun ist die einzige Kreatur, die angeboten hat, uns zu helfen.« Sie blickte den wartendenAboventoun an. »Es tut mir leid, dass ich Sie eine ›Kreatur‹ genannt habe«, fügte sie hinzu.
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte Aboventoun. »Genau das bin ich doch. Nun, kommt ihr jetzt, ehe unser Anführer ungeduldig wird?«
    Mella zögerte noch einen Moment und dann ging sie zusammen mit ihrer Schwester weiter. Mella II hatte recht: Sie wussten ganz einfach nicht, was sie sonst tun sollten.
    Die Herde teilte sich, um sie durchzulassen. Aboventoun lief voraus, ohne sich umzusehen. Der Geruch der riesigen Tiere hüllte sie ein. Er war nicht

Weitere Kostenlose Bücher