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Der endlose Tod

Der endlose Tod

Titel: Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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wobei ihre Augen wieder leuchteten.
    Nun, es sah so aus, als sei mein Geheimnis sicher genug, ohne dass ich sie dazu drängen musste, auch wenn ich mich verpflichtet fühlte, eine Warnung zu dem Thema auszusprechen. »Es wäre keine gute Idee, wenn du das an irgendjemandem ausprobieren würdest, weißt du. Oder sie es bei dir ausprobieren zu lassen.«
    Ihre Stimme war sanft geworden. »Ich glaube, daran hätte ich schon selbst gedacht, mein Herr. Außerdem wäre es nicht ganz das Gleiche, oder?«
    »Sie sind äußerst freundlich, Miss Audy.«
    »Du schon wieder mit deinem vornehmen Geschwätz«, meinte sie grinsend.
    »Darf ich das so verstehen, dass es bedeuten soll, ich werde auch in Zukunft das Privileg Ihrer reizenden Gesellschaft genießen?«, fragte ich, indem ich auf ihre Neckerei einging.
    Sie setzte sich auf, um mich direkt anzusehen. »Gott habe Erbarmen, aber wenn du versprichst, dies noch einmal mit mir zu machen« – sie strich mit ihren Fingerspitzen über ihren Hals –»so wahr Gott mein Zeuge ist, Johnnyboy, dann werde ich dich bezahlen!

KAPITEL 4
    »Und dann sagte unsere Mutter: ›Anne, wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht, Gott sei Dank bist du endlich hier!‹, und sie riss sie in ihre Arme, als ob sie es wirklich so meinte.«
    »Denkst du, sie hat es nicht so gemeint?«
    »In dem Wissen darüber, wie sie wirklich ist?« Elizabeth schnaubte.
    »Vielleicht hasst sie uns deshalb so sehr, weil wir die Wahrheit über sie erkannt haben.«
    »Ich glaube nicht, dass sie uns so sehr hasst, da ihr niemand außer ihr selbst wichtig ist.«
    »Nein, kleiner Bruder. Sie hasst. Das zeigt sie die meiste Zeit nicht offen – diese Frau scheint über einen endlosen Vorrat an Verstellung zu verfügen – aber es ist nichtsdestotrotz vorhanden. Die Anfälle, die sie überkommen, können das nicht alles entschuldigen. Es gibt Bösartigkeit in ihrer Seele.«
    »Aber nicht in deiner«, sagte ich leise, in der Absicht, sie zu beruhigen.
    Elizabeth warf mir einen scharfen Blick zu.
    »Es gibt keine in dir.«
    Wie ein langsames Fieber, das sich weigert, hoch genug zu steigen, um sich selbst auszubrennen, drang Mutters Präsenz für Elizabeth in jedes Thema, jede Aktivität ein.
    »Ich glaube, du denkst zu viel über sie nach.«
    Sie blickte auf den Boden, und ihr Gesicht wurde rot. »Strapaziere ich deine Geduld mit meinen ständigen Beschwerden über sie?«
    »Nein, aber Mutter strapaziert offensichtlich die deine.«
    Was als frohgemute Beschreibung der morgendlichen Ankunft von Kusine Anne begonnen hatte, hatte sich getrübt. Es bereitete mir Kummer, zu sehen, dass meine Schwester keine glückliche Frau war, und es sah auch nicht danach aus, als ob sich diese Stimmung bald verflüchtigen würde.
    »Gibt es keinen Weg für dich, sie zu ignorieren?«, fragte ich.
    »So wie für dich und Vater? Kaum. Ich kann das Haus nicht verlassen wegen der verdammten Soldaten oder des Wetters, oder irgendetwas anderes kommt mir in die Quere und hindert mich daran, von ihr fortzukommen. Selbst mein Zimmer ist nicht länger ein Zufluchtsort – du weißt, wie sie stets einfach hereinkommt, ohne zu klopfen. Man könnte denken, sie würde versuchen, mich bei einem teuflischen Verbrechen zu erwischen, wenn sie dies tut. Wie enttäuschend es für sie sein muss, mich lesend vorzufinden, und wenn es so ist, kritisiert sie mich, dass ich meine Zeit verschwende! So wird der Fonteyn-Wahnsinn mich überkommen, Jonathan, Mutter wird mich da hineintreiben.«
    Mit der Faust schlug sie mehrmals gegen die Seite ihres Sessels und erhob sich dann, um in der Bibliothek erregt auf und ab zu laufen. Sie trug eins ihrer hübschesten Kleider, angefertigt aus hellblauer Seide mit einem dunkelblauen Muster. Die Farben schmeichelten ihr und hoben besonders ihre Augen hervor, aber sie hätte ebenso gut Lumpen tragen können, ginge es um die Wirkung auf ihre Gemütsverfassung.
    »Vielleicht solltest du eine Weile bei Miss Holland bleiben«, schlug ich vor.
    »Ich habe darüber nachgedacht. Wenn auch niemand sonst, so würde Hester doch meine Gesellschaft genießen.«
    »Was meinst du damit? Du hast eine Menge Freundinnen, die entzückt wären, wenn du sie besuchen kämest.«
    »Ich weiß, aber die Art, wie diese Frau mich Tag für Tag kritisiert, dafür, wie ich aussehe oder gehe, oder wie sie meinen Gesichtsausdruck in Frage stellt, gibt mir das Gefühl, dass niemand mit mir gesehen werden möchte. Ich bin so nicht, und ich weiß es auch!«
    »Ebenso

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