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Der endlose Tod

Der endlose Tod

Titel: Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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Schwächen mehr gegeben. Stattdessen ignorierte sie uns völlig.
    Nur etwa der erste Tag dieser Veränderung war verwirrend gewesen, da wir erwarteten, dass sie zu ihrem alten Verhaltensmuster zurückkehren würde, sobald sie sich von ihren Blessuren erholt hatte. Aber als die Tage (oder für mich die Nächte) vergingen, bemerkten wir, dass sie uns, entweder absichtlich oder unabsichtlich, in allen Lebenslagen übersah. Sie redete uns nie direkt an, und sollten wir in einem Raum mit ihr sein, glitten ihre Augen einfach über uns hinweg, als seien wir unsichtbar.
    Die Verwirrung wurde bald von einer dankbaren Erleichterung verdrängt, als wir bemerkten, wie die Dinge standen. Von ihr ignoriert zu werden, fanden wir ihren ständigen Beschimpfungen bei weitem vorzuziehen. Selbst Vater profitierte davon, da die schärferen Kommentare, die ihn betrafen, nachließen. Sie war höflich geworden ohne den üblichen begleitenden sarkastischen Unterton.
    Natürlich war er nicht erfreut über das gewesen, was passiert war, doch sein Gespräch mit Elizabeth über den Zwischenfall war sanft gewesen. Er hatte ihr geraten, mehr Selbstkontrolle zu üben, aber bisher war sie davor verschont geblieben, sich in dieser Hinsicht selbst auf die Probe stellen zu müssen.
    Eine andere Erwartung meinerseits, die unerfüllt geblieben war, war die eilige Abreise unserer Gäste gewesen. Es war eine sehr peinliche Episode gewesen, und ich hatte geglaubt, dass die Norwoods bald eine Ausrede erfinden und abreisen würden, doch sie blieben. Lady Caroline verhielt sich äußerst liebenswürdig gegenüber der ganzen Sache und entschloss sich, Mutter auf die gleiche Weise anzusehen, wie es Vater tat, nämlich indem sie davon ausging, dass diese Frau an Anfällen einer kränklich litt, über die sie keine Kontrolle hatte. Norwood hatte den ganzen Zwischenfall nicht erlebt, also war jeder Eindruck, den dieser auf ihn gemacht haben musste, als er durch andere davon hörte, unerheblich.
    Kusine Anne war etwas weniger großzügig, denn sie entschied, dass alles »schrecklich« und »verwirrend« war, aber auch sie blieb weiterhin, da sie sonst nirgendwohin gehen konnte. Was Mrs. Hardinbrook betraf, so ging es hier für sie lediglich um einen weiteren in einer langen Reihe von unangenehmen Zwischenfällen, den sie nach so viel geschickter Übung mit Leichtigkeit übergehen konnte.
    Ich hatte Dr. Beldon nach seiner Meinung zu der Veränderung in Mutter gefragt, aber er war nicht so offen, wie er hätte sein können. »Es scheint eine Veränderung zum Guten zu sein«, meinte er, »aber ich wage es nicht, vorherzusagen, wie lange dies so bleiben wird. Mrs. Barretts Zustand war in der Vergangenheit schon immer völlig unberechenbar.«
    »Aber sie war auch schon immer beständig in ihrem schlechten Verhalten«, betonte ich.
    »Äh, ja. So könnte man sagen. Sie hat eine gewisse Nervosität in ihrem Naturell an den Tag gelegt.« Er bemühte sich sehr, taktvoll zu sein.
    »Lassen Sie uns ehrlich sein, Doktor, ihre Reizbarkeit war beständig schlimm, insbesondere gegenüber ihrer Familie. Mittlerweile ist ihre Stimmung fast angenehm geworden. Ohne einen Kommentar darüber, wie dies geschehen konnte, möchte ich einfach nur wissen, wie sich dies fortsetzen lässt.«
    Beldon, der so sehr an die gesellschaftliche Vorspiegelung falscher Tatsachen gewöhnt war, wusste zunächst nicht, was er darauf antworten sollte.
    »Ich habe keine Antwort für Sie, Mr. Barrett. Und als Arzt kann ich kaum eine Wiederholung der Szene, die sich zwischen Ihrer Mutter und Miss Barrett zugetragen hat, verschreiben, als Kurs, der eingeschlagen werden sollte, falls die ... Nervosität zurückkehren sollte.«
    Ich zwinkerte ihm zu. »Trotzdem sollte man darüber nachdenken, oder nicht?«
    Er verdeckte seinen Mund mit der Hand und hustete, um sein Lächeln zu verbergen, aber ich hatte es gesehen; und auf diese Art bestätigte er das, was Elizabeth und ich zuvor herausgefunden hatten, nämlich, dass Mutter eine starke Hand brauchte. In anderen Worten: Die wenigen Sekunden, in denen sie niedergeschlagen worden war, waren ihr – und dem Rest von; uns – zuträglicher gewesen als drei Jahre ständiger Beschwichtigung und Unterwerfung. Nicht dass irgendjemand von uns plante, den gewalttätigen Akt zu wiederholen, aber aufgrund dieses Vorfalles war es vielleicht zu Mutter durchgedrungen, dass sie nicht länger immun gegen die Konsequenzen ihrer Taten war.
    Mittlerweile hatte ich den Winter gern,

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