Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der endlose Tod

Der endlose Tod

Titel: Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
Vom Netzwerk:
dünnen Deckmantel des Patriotismus zu begehen. Also hatte Vater keine Mühe gescheut, um über die Monate sein geheimes Lager von Gewehren zu vergrößern. Dennoch war es nicht praktikabel, sie geladen herumliegen zu lassen, da das Schießpulver zu feucht werden konnte, um noch schießen zu können. Doch er kümmerte sich darum, dass jede Person im Haus, von Elizabeth bis hin zum Küchenjungen, wusste, wie man die Gewehre lud und mit ihnen schoss. Jede Person außer Mutter, die erklärte, den Lärm und den Dreck zu verachten, und ihr Bestes tat, aus ihrer mutwilligen Ignoranz eine Tugend zu machen. Ich glaube, sie bedauerte ihre Einstellung möglicherweise, denn Lady Caroline erwies sich als höchst begeisterte Schützin und gab so dem Rest der Damen ein gutes Beispiel.
    »Welchem anderen Mittel zur Körperverletzung könnte sie sich zuwenden?«, fragte ich Beldon.
    »Einem Stoß von der Treppe?«, vermutete er und zuckte dann verlegen die Schultern. »Ich weiß, ich mache mir wahrscheinlich unnötige Sorgen, aber Ihre Familie ist mir sehr lieb, und ich würde jeden Schaden, der ihr zugefügt würde, bitter bereuen. Ihr Vater war überaus großzügig, dass er meine Schwester und mich eingeladen und uns gestattet hat, hier zu bleiben.«
    Dies war natürlich Mutters Idee gewesen, da es sich hier um ihr Haus handelte, nicht um das von Vater, aber tatsächlich begrüßte Vater mittlerweile ihre Gesellschaft, Mrs. Hardinbrook als Puffer gegen Mutter, und Beldon als Arzt... und Freund. Mir widerstrebte es, dies zuzugeben, da ich nicht willens war, meinen ersten Eindruck des Mannes, nämlich den eines selbstsüchtigen Speichelleckers, aufzugeben. Doch obwohl er oft in diese Gewohnheit verfiel, insbesondere bei Leuten wie Norwood, hatte er sie bei unserer Familie aufgegeben. Vielleicht hatte unsere Ehrlichkeit untereinander – mit Ausnahme von Mutter – einen günstigen Eindruck auf ihn gemacht.
    »Wir sind alle dankbar für Ihre Anwesenheit, Doktor, und für Ihre Sorge, doch die Angelegenheit ist nun unter Kontrolle.«
    Er sah skeptisch aus.
    »Ich meine nicht, dass wir nicht wachsam gegenüber möglichen Schwierigkeiten sein sollten, aber ich glaube, es ist sicher genug, dass wir die meiste Zeit ruhig sein können.« Das war so viel, wie ich erzählen konnte, und viel mehr, als ich beabsichtigt hatte. Vater und Elizabeth wären sicher in der Lage gewesen, zu erkennen, was sich hinter meinen Worten verbarg, und daraus korrekt zu schließen, was ich unternommen hatte, um erfüllt von einer solchen Zuversicht zu sein. Doch Beldon konnte dies nicht. Aus seinem matten Lächeln hatte ich den Eindruck, dass er es auf meinen jugendlichen Optimismus schob. Ich hoffte, er würde mich nicht vor anderen zitieren. Das wäre recht ungünstig.
    Doch diese Nacht war ruhig, ebenso wie die letzten davor. Das übliche Kartenspiel nahm seinen Fortgang; sie hätten vielleicht sogar genügend Karten für eine zweite Runde gehabt, aber ich hatte kein Bedürfnis danach, mitzuspielen, und Norwood war verschwunden. Eine geschäftliche Angelegenheit in Hempstead erforderte seine Aufmerksamkeit, und er war heute im Morgengrauen abgereist. Die arme Elizabeth hatte sich den ganzen Tag gelangweilt, während sie auf ihn gewartet hatte, das schloss ich zumindest, als sie mich zuvor begrüßt hatte. Nun bearbeitete sie niedergeschlagen die Tasten des Spinetts, und sie schreckte jedes Mal hoch, wenn sie sich einbildete, ein Geräusch zu hören, das seine Heimkehr ankündigen könnte.
    Lady Caroline war mit einer schwierigen Handarbeit beschäftigt, und Anne las ein weiteres von Shakespeares Werken. Sie saßen auf den gegenüberliegenden Seiten des Tisches, nahe genug zusammen, um beide vom Kerzenschein zu profitieren. Die Flammen verliehen ihrem hochtoupierten und gepuderten Haar einen goldenen Schimmer, der beruhigend anzuschauen, war. Ich hatte selbst ein Buch dabei, aber meine Aufmerksamkeit wanderte von diesem zu ihnen, insbesondere Anne. Sie runzelte die Stirn vor Konzentration, aber es sah an ihr nicht unattraktiv aus. Mir gefiel der Effekt, da er ihrem hübschen, aber normalerweise verständnislos dreinblickenden Gesicht einen ernsteren Zug verlieh.
    Dann musste sie gespürt haben, dass ich sie beobachtete. Sie sah auf und begegnete meinem Blick. Ich lächelte höflich und erhielt ein höfliches Lächeln zurück. Sie versuchte die Lektüre wieder aufzunehmen, aber ich hatte es ihr verdorben. Nach einigen weiteren Versuchen gab sie es auf und

Weitere Kostenlose Bücher