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Der Engel mit den Eisaugen

Der Engel mit den Eisaugen

Titel: Der Engel mit den Eisaugen
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
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getrocknet. Als sie weitere Blutflecke auf dem Wasserhahn bemerkte, kam ihr dies nun doch seltsam vor, denn sowohl sie selbst als auch ihre Freundin waren reinlich und hätten diese Art Verschmutzung nicht geduldet. Amanda überlegte sogar kurz, ob Meredith vielleicht ihre Tage hatte.
    Als sie sich nach einem Handtuch umblickte, bemerkte sie, dass seltsamerweise keines da war. Sie fühlte sich unwohl und fror. Wegen der Kälte legte sie sich den kleinen Badezimmerteppich um die Schultern und lief in ihr Zimmer. Dort war alles noch an seinem Platz, auch ihr Laptop. Amanda schaltete ihn ein, um ein wenig Musik zu hören, zog sich an und trocknete sich die Haare. Zurück im großen Bad, machte sie eine ziemlich unangenehme Entdeckung: In der Toilette waren Fäkalien zurückgeblieben. So unachtsam wäre keine der Bewohnerinnen des Hauses gewesen. Etwas wie Angst begann in der jungen Frau aufzusteigen. Sie zog es vor, das Haus zu verlassen und die Tür hinter sich abzusperren. Mit schnellen Schritten eilte sie zu Raffaeles Wohnung zurück.
    In wenigen, angstvollen Worten beschrieb ihm Amanda, was sie zu Hause gesehen hatte und was sie daran so beunruhigte: die offene Tür, die Blutflecke, das schmutzige WC , Merediths versperrtes Zimmer und die Freundin selbst, die womöglich nicht zu Hause war, jedenfalls nicht antwortete.
    »Versuch, sie anzurufen«, sagte Raffaele. Amanda tippte die Nummer der Freundin in ihr Handy ein.
    Auf Merediths leuchtendem Display erschienen die Uhrzeit 12.07  Uhr und der Name »Amanda«. Doch das Handy befand sich nicht in den Händen der Engländerin, sondern im Gras eines großen Parks, der zu der schönen Anlage der Familie Biscarini gehörte. Die Mutter Elisabetta und deren Kinder Alessandro und Fiammetta hatten sich an jenem Morgen so gesorgt, dass sie die Polizei gerufen hatten.
    Nach dem Frühstück um neun Uhr hatte Alessandro bei einem kurzen Spaziergang durch den Park ein Motorola-Handy auf der Erde gefunden. Seltsam. Der Fund ließ darauf schließen, dass jemand in das Grundstück eingedrungen war. Einbrecher vielleicht, die den Besitz schon mehrmals ins Visier genommen hatten. Und dieser Jemand hatte sein Handy verloren.
    Alessandro verständigte die Polizei, die versprach, dass sie gleich kommen würde. Als sie um 12.07  Uhr noch immer nicht eingetroffen war, geschah etwas, was die Besorgnis der Biscarinis noch verstärkte. In der Küche hörten Fiammetta und eine Bedienstete den Klingelton eines Handys, der aus einem Busch im Park zu kommen schien. Die beiden Frauen folgten der Melodie und fanden unter ein paar Blättern ein zweites Handy, ein Sony Ericsson. Fiammetta hob es auf, trug es ins Haus und übergab es ihrem Bruder Alessandro, damit er es sich genauer ansehen konnte. Genau in diesem Moment klingelte das Handy. Auf dem Bildschirm erschien der Name »Amanda«. Alessandro nahm den Anruf nicht an.
    »Meredith geht nicht ran«, sagte Amanda in wachsender Panik zu Raffaele. Nun rief sie Filomena an, ihre italienische Mitbewohnerin, die in Perugia geblieben war. Sie erreichte sie in Pian di Massiano, einem nahe gelegenen kleinen Ort, wo die Italienerin zusammen mit ein paar Freunden die
Fiera dei Morti
besuchte, die »Totenmesse«, zugleich Markt und eine Art Vergnügungspark. Amanda teilte ihr mit, dass sie gerade bei Raffaele sei. Als sie jedoch kurz zuvor nach Hause gegangen sei, habe die Tür offen gestanden und es hätten sich Spuren von Blut im Badezimmer befunden. Darüber sei sie sehr erschrocken.
    Filomena antwortete, dass sie so schnell wie möglich kommen würde, doch zuvor müsse sie noch eine andere Freundin, Paola, mit dem Auto abholen. Auch sie war sehr besorgt und konnte nicht einfach untätig bleiben, ohne mehr in Erfahrung zu bringen. Filomena versuchte, Meredith auf ihren beiden Handys zu erreichen, auf dem englischen und auf dem italienischen, doch sie erhielt keine Antwort.
    In der Zwischenzeit versuchte auch Amanda, die Engländerin ans Telefon zu bekommen, doch ohne Erfolg. An diesem Punkt beschlossen sie und Raffaele, in die Via della Pergola zurückzugehen.
    Sofort zeigte sie dem jungen Mann aus Apulien das Bad mit den Fäkalien in der Toilette. Die Tür zu Merediths Zimmer war nach wie vor versperrt. Die beiden beschlossen, einen Blick in Filomenas Zimmer zu werfen. Kaum hatten sie die Tür geöffnet, sahen sie ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt: Jemand war gewaltsam in das Haus eingedrungen und hatte das Zimmer der Italienerin verwüstet.
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