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Der Engel mit den Eisaugen

Der Engel mit den Eisaugen

Titel: Der Engel mit den Eisaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
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Ich habe ihr gesagt, sie solle dies doch bitte unterlassen.«
    Lorena Zugarini wiederum, die stellvertretende Chefin des Mobilen Einsatzkommandos, konzentrierte ihre Aufmerksamkeit ganz auf Amanda. Sie stellte fest: »Ich war schon ziemlich bestürzt, als sie irgendwann im Gang plötzlich einen Spagat gemacht hat. Einen Spagat, und dann hat sie noch ein Rad geschlagen.«
    Niemand machte sich die Mühe zu präzisieren, dass Amanda sich bemüßigt gefühlt hatte, ihre Gelenkigkeit zu demonstrieren, weil eine andere Polizistin sie gefragt hatte, ob sie Sport treibe.
    Die wachsenden Verdachtsmomente gegen Amanda erhärteten sich erheblich, als man die junge Amerikanerin zu der kleinen Villa zurückbrachte, in der das Verbrechen stattgefunden hatte. Wieder war es der Kommissar der SCO , Fabio Giobbi, der erklärte: »Wir sind mit Amanda Knox für eine Art Tatortbegehung zu der Villa zurückgefahren … Ich weiß noch, dass ich ihr Plastikgamaschen, so nenne ich sie immer, gegeben und sie mir dann selbst übergestreift habe. Als ich mich nach der Knox umgeschaut habe, um zu sehen, ob sie die Gamaschen auch wirklich angezogen hatte, sah sie mich an und machte diese berühmte Bewegung: Sie ließ die Hüften kreisen, sagte ›voilà‹ und lachte. Da war ich schon kurz perplex … Ich bin kein Psychologe, ich kenne mich auf diesem Gebiet nicht aus, aber ich habe trotzdem Erfahrung, und dieser Vorfall hat sich mir eingebrannt. Als Amanda mich ansah und die Bewegung machte, das berühmte Hüftkreisen, war das für mich wichtig. Ich glaube, dass man anhand eines solchen Verhaltens schon sehen kann, dass ich eine detektivische Intuition habe.«
    Für seine formidable »detektivische Intuition« gab es noch einen weiteren Beweis, den Giobbi als endgültige Bestätigung ansah und auf den er sehr stolz war. So stolz, dass er Paul Ciolino, dem berühmten Ermittler aus Chicago, nicht ohne eine gewisse Eitelkeit davon berichtete. Durch seine Untersuchungen war es Ciolino mehrfach gelungen, amerikanische Häftlinge vor dem sicheren Tod zu bewahren. Der Fernsehsender CBS zog ihn oft als Berater hinzu. Ende des Jahres 2007 wurde Ciolino mit einem Team der beliebten TV -Serie
48 Hours
nach Perugia geschickt, wo er eine lange Unterhaltung mit Edgardo Giobbi führte. Im Anschluss war Ciolino buchstäblich wie vom Donner gerührt: »Wir sind in der Lage«, so hatte der Kommissar gesagt, »anhand einer kognitiv-komportamentalen Untersuchung exakt festzustellen, inwieweit die Verdächtigen als schuldig zu betrachten sind. Wir haben es nicht nötig, uns in alle möglichen Arten von Untersuchungen zu verstricken, da uns diese Methode gestattet, die Schuldigen innerhalb kürzester Zeit dingfest zu machen.«
    Unnötig zu sagen, dass die Erklärungen Giobbis mitsamt ihren voreiligen Schlüssen den amerikanischen Ermittler schockierten, zumal sie schon feststanden, ehe die Ergebnisse der Spurensicherung ausgewertet worden waren. »Leute«, rief Paul Ciolino, »ihr habt Amanda ohne einen einzigen Beweis, ohne einen einzigen Zeugen festgenommen? Ihr habt noch nicht mal die Tatwaffe …! Was hattet ihr vorzuweisen? Sagen Sie es mir … Erklären Sie mir, warum dieses Mädchen schuldig sein soll.«
    Die Antwort hätte Ciolino fast vom Stuhl gerissen: »Ich sage Ihnen, warum: Sie hat eine Pizza gegessen …!«
    Giobbi berichtete, er habe Amanda in den ersten Tagen nach dem Verbrechen gesucht. Er habe Raffaele auf dessen Handy erreicht – die Nummer hatte ihm bereits vorgelegen – und ihm gesagt, er wolle sie beide sehen. Der Student habe mit »okay« geantwortet, worauf sich der Polizist nach dem momentanen Aufenthaltsort der beiden erkundigt hatte.
    »Wir sind beim Pizzaessen«, hatte Raffaele geantwortet. »Ganz in der Nähe der Uni.«
    »In genau diesem Moment«, erklärte Giobbi dem CBS -Mitarbeiter stolz, »wusste ich, dass Amanda die Schuldige ist.«
    Weiter berichtete er dem sichtlich sprachlosen Ciolino: »Ich wusste, dass sie die Schuldige ist, denn an ihrer Stelle hätte ich mich heulend im Bett verkrochen und keine Ruhe gefunden, weil doch eine meiner Freundinnen umgebracht worden war.«
    Der Ermittler aus Chicago hatte kaum noch die Kraft zu antworten: »Seit dem Verbrechen waren schon ein paar Tage vergangen … Glauben Sie nicht, dass sie etwas essen musste …? Sie wollen sagen, sie hätte weinend im Bett bleiben müssen …?«
    »Aber ja«, erwiderte der Kommissar der SCO mit Nachdruck. »Genau das will ich sagen. Als das

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