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Der Engel mit den Eisaugen

Der Engel mit den Eisaugen

Titel: Der Engel mit den Eisaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
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T-Shirt mit Querstreifen und ein breites Arbeiterbarett. Kurz und gut, sie hatte sich als
apache
verkleidet, als Verbrecher aus dem Paris der ersten Hälfte des 20 . Jahrhunderts.
    »Amanda als Dieb verkleidet«, titelte
Umbria24
und befand die Kostümwahl der jungen Frau als »unsensibel«.
    Amanda, immer wieder Amanda und nur Amanda. Natürlich konnten dies keine unschuldigen Bilder sein. Es waren Zeichen, die sie erneut entlarvten, erneut ihr wahres Wesen offenbarten.
    Und wieder hatte Amanda Spaß. War frei und liebte, wen sie wollte. Noch hübscher war sie jetzt. Amanda, verkleidet als Gangster. Und an Merediths viertem Todestag ging Amanda auf eine Party.
    Und es war Halloween.

[home]
    Verbrechen und Strafe
Kapitel 1
    A m 10 . November 2007 , kurz nach 12.00  Uhr mittags, postete Candace Dempsey, eine Journalistin aus Seattle, im Blog seattlepi.com einen knappen Eintrag mit der Überschrift »Meredith Kercher: Mord in Seattles Partnerstadt«. Wenig später kamen die ersten Kommentare, und es wurden immer mehr. Man sollte die Hexe Amanda verbrennen. Man sollte sie aufhängen. Man sollte sie auf dem elektrischen Stuhl hinrichten und die Stromrechnung nach Amerika schicken. »Die Kommentare waren brutal und ausfallend«, sagte Dempsey. »Ich war geschockt.« Am folgenden Vormittag war sie eine ganze Zeitlang damit beschäftigt, diese widerwärtigen Äußerungen zu löschen. In der Folge schaltete sie abends, wenn sie neue Kommentare nicht mehr zeitnah sichten konnte, diese Funktion ganz ab.
    Dempseys nächster Eintrag »Amanda Knox: Was hat Seattle damit zu tun?« löste einen weiteren Sturm wütender Attacken gegen Amanda und ihre Familie aus. Die Kommentare wurden dermaßen übel, dass Dempsey die Kommentarfunktion für mehrere Tage abschaltete. In ihrem nächsten Eintrag mit der Überschrift »Amanda Knox: Trollarazzi sitzen zu Gericht« griff sie die Kommentatoren an und bezeichnete sie als »pöbelnde Bande von Flammenwerfern«, die eine »Plage der Blogosphäre« seien.
    Doch die Überschrift des nächsten Eintrags »Was, wenn sie unschuldig ist?« brachte diese Leute erst richtig in Fahrt. »Danach wurde mein Leben zum Alptraum«, berichtete Dempsey. »Sie drehten einfach durch.« Es gab Morddrohungen. Sie wurde als Schlampe, als Irre und Idiotin beschimpft. Einige fanden heraus, dass ihre Schwester einige Jahre zuvor an Brustkrebs gestorben war, und müllten den Kommentarbereich mit Spams zu, in denen der Name ihrer Schwester Dutzende von Malen wiederholt wurde. Als Dempsey weiter über den Fall Knox schrieb, bombardierten die Leute ihren Herausgeber und die Zeitung mit Forderungen, ihr den Blog zu entziehen, posteten ein mit Photoshop bearbeitetes Foto von ihr mit blutverschmiertem Mund und versuchten, ihre Wikipedia-Seite löschen zu lassen.
    Die Kommentare selbst, die auf
seattlepi.com
gepostet worden waren, wurden vor einigen Jahren von Dempsey im Zuge einer Neugestaltung der Website gelöscht. Aber ähnliche Kommentare lassen sich auch heute noch mühelos finden.
    »Kann Candace mir bitte verraten, wo das Grab ihrer Schwester ist? Ich brauche einen Platz, wo ich gut Rad schlagen kann. Vielleicht nehme ich auch jemanden mit zum Vögeln oder was weiß ich, in der Art von Dempseys Idol Amanda Knox.«
    »Candace Dempsey, du bist eine alte, frustrierte Kuh … Du kriegst schon noch dein Fett weg. Kannst du gut schlafen? Du bist ein widerliches Weib, ein absolut abstoßender Mensch, und solltest dich schämen. Du findest dich wohl sehr schlau mit deinem falschen Spiel? Normale Leute, die nicht auf Dope sind, durchschauen dich und wissen, was du vorhast. Ich hoffe, du schmorst in der Hölle wie deine Heldin, ihr passt gut zusammen.«
    »Es wäre doch richtig lustig, wenn am Ende auch Dempseys Sohn ermordet würde … Das wäre doch ein Spaß, da hätten wir was zu lachen …«
    Zu dieser Zeit hatten Mario und ich die Arbeit an unserem Buch
Die Bestie von Florenz
fast beendet. Wir kritisierten darin einen italienischen Staatsanwalt namens Giuliano Mignini, der die Ermittlungen zu dieser Mordserie in den Hügeln um Florenz teilweise geleitet hatte. Nun war Mignini zufällig auch der leitende Staatsanwalt im Mordfall Kercher. Da ich bereits mit ihm zu tun gehabt hatte, bat mich Dempsey um ein Interview für ihren Blog, warnte mich aber gleich, dass die anschließenden Kommentare durchaus unter die Gürtellinie gehen könnten. Ich versicherte ihr, dass ich in meinen dreißig Jahren als Schriftsteller und

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