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Der Engelmacher

Der Engelmacher

Titel: Der Engelmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Brijs
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Lassen Sie mich darüber nachdenken. Ich rufe Sie im Laufe der Woche zurück. Einverstanden?«
    »Einverstanden. Ich gebe Ihnen meine Durchwahl.« Er gab die Nummer zweimal durch und beendete das Gespräch mit der Versicherung, er freue sich auf den Anruf, auch wenn er sich da plötzlich nicht mehr so sicher war.
     
    Sie meinte, es ginge um eine Fruchtwasseruntersuchung. Das hatte ihr Doktor Hoppe schließlich erzählt. Mit dem Test wolle er feststellen, ob die Zwillinge in ihrem Bauch möglicherweise am Down-Syndrom litten, an Mongolismus. Sie hatte noch nie von diesem Test gehört. Er hatte gesagt, es sei eine ziemlich neue Methode, die aber schon bald weit verbreitet sein würde. Wegen der Zuverlässigkeit der Ergebnisse, hatte er noch hinzugefügt.
    Der Doktor hatte ihr alles ganz genau erklärt und sogar eine Zeichnung davon angefertigt, wie er eine kleine Zange durch die Vagina und den Gebärmuttermund schieben würde, um etwas Gewebe aus dem Mutterkuchen zu entnehmen. Es könne ein bisschen wehtun, aber er werde ihr eine lokale Betäubung geben. Anhand der in der Gewebeprobe enthaltenen Chromosomen könne er mit Sicherheit feststellen, ob beide Kinder gesund waren oder nicht.
    Und was, wenn sie nicht …
    Das würde man dann schon sehen, hatte der Doktor geantwortet und war schnell zu einem anderen Thema übergegangen. Zu der Gefahr, die mit dem Test verbunden war. Die Gefahr einer späteren Fehlgeburt. Eine minimale Gefahr. Nichts, worüber man sich Sorgen zu machen brauche.
    An all das musste die Frau jetzt denken, als sie auf dem Untersuchungstisch lag und ihre Fußgelenke in die Beinstützen gelegt hatte. Auf die Bitte des Doktors hin war ihre Freundin im Wartezimmer geblieben. Es werde nicht lange dauern, hatte er sie beruhigt. Sie wären lieber zusammengeblieben während des Eingriffs, aber beide hatten sie nicht gewagt, dem Doktor zu widersprechen.
    »Es wird jetzt kurz ein bisschen ziepen«, hörte sie ihn sagen.
    Sehen konnte sie ihn nicht. Ihr Bauch und ihr Unterleib waren mit einem grünen Tuch bedeckt, und vorgebeugt auf einem Stuhl sitzend, hatte er den Kopf darunter gesteckt.
    Die Spritze sandte eine leichte Schmerzwelle durch ihren Körper. Als diese abgeebbt war, ließ sie erleichtert die Luft entweichen. Dann spürte sie plötzlich etwas Kaltes auf ihrem Bauch. Das Gel für den Ultraschall, wusste sie sofort. Der Monitor stand außerhalb ihres Gesichtsfeldes. Das war nicht schlimm, sie wollte sowieso nicht sehen, was da gleich in ihrem Bauch passieren würde. Die Geräusche, die an ihr Ohr drangen, fand sie schon schrecklich genug: das Summen und Klicken des Ultraschallgeräts, das Herumgewühle des Doktors in einer Schublade mit irgendwelchen Teilen aus Metall, das Knarren seines Stuhls, sein schneller Atem.
    Jetzt bewegte sich der Sensor über ihren Bauch. Als er das Ding still hielt, wollte sie schon fragen, ob sie sie sehen könne. Die Zwillinge. Und ob alles in Ordnung sei mit ihnen. Aber noch bevor sie etwas sagen konnte, fragte er: »Können Sie kurz die Luft anhalten? Es dauert nicht lange.«
    Sie schnappte noch einmal nach Luft und presste die Lippen aufeinander. Trotz der örtlichen Betäubung spürte sie, wie etwas Eiskaltes in sie hineinglitt. Sie ballte die Fäuste und drückte die Nägel tief in die Handballen.
    Wieder bewegte er den Sensor auf ihrem Bauch, in kleinen, kreisenden Bewegungen. Er atmete unruhig, und zwar durch den Mund, wodurch es klang, als keuche er, wie nach einer großen Anstrengung. Dann hielt er die Hand wieder still.
    Jetzt ist es so weit, dachte sie und biss die Zähne zusammen.
    Es geschah aber nichts. Vielleicht fühlte sie es bloß nicht, dachte sie erst, aber nach einiger Zeit, in der sie notgedrungen mehrmals kurz nach Luft geschnappt hatte, fiel ihr auf, dass sie ihn nicht einmal mehr atmen hörte. Sie wartete noch ein paar Sekunden, weil sie fürchtete, ihn aufzuschrecken, und fragte dann mit heiserer Stimme: »Herr Doktor, ist irgendetwas?«
    Es erfolgte keine Reaktion.
    »Herr Doktor?«
    Dann ging plötzlich alles sehr schnell. Sie hörte einen Stuhl knarren, gleichzeitig verschwand der Sensor von ihrem Bauch, und das kalte Ding wurde aus ihrem Unterleib gezogen. Dann klirrten ein paar Schalen, und sie sah, wie der Doktor aus dem Raum stürzte.
     
    Er hatte es nicht gekonnt. Eine minimale Bewegung war er davon entfernt gewesen. Gerade hatte er die beiden aneinandergewachsenen Föten in der Mitte durchschneiden wollen, um die Stücke danach

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