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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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hat.
    Der Vorfall beweist, dass er Komplizen hatte – wenn er überhaupt für den Mord verantwortlich ist.»
    «Wie können Sie das bezweifeln, Alexander? Sie haben die Leichen gesehen. Und die Waffe in Daneggers Hand.»
    «Mehr noch, ich habe Danegger angefasst, weil ich mir die Waffe anschauen wollte. Erinnern Sie sich, Herr Oberstleutnant?»
    «Ja, ich war dabei.»
    «Und – Sie wissen auch, wie es letzte Nacht geschüttet hat.»
    «Ja. Und?»
    «Danegger muss über den Kasernenhof gekommen sein. Er hätte völlig durchnässt sein müssen, aber ich weiß, dass er knochentrocken war. Wie erklären Sie sich das?»
    Von Gunten zuckte mit den Schultern. «Vielleicht hatte er einen Schirm dabei.»
    «Hat man bei den Leichen einen Schirm gefunden?»
    «Nicht dass ich wüsste. Er kann ihn irgendwo im Haus abgestellt haben.»
    «Auch dann müsste man ihn gefunden haben.»
    «Ich werde mich bei Parada danach erkundigen», versprach von Gunten.
    «Also teilen Sie meine Bedenken?»
    «Keineswegs. Die Fakten sprechen für sich. Danegger hielt die Tatwaffe in der Hand, und er hatte ein Motiv.»
    «Ich weiß nicht», brummte Alexander unentschlossen. «Sie sagten in der letzten Nacht, mein Onkel habe Danegger degradieren oder unehrenhaft entlassen wollen. Ich selbst habe erst vor zwei Tagen mit meinem Onkel über Danegger gesprochen und er hat nichts dergleichen erwähnt.»
    «Überlegungen, die wir hier im Stab anstellen, hängen wir nicht an die große Glocke.»
    «Dann dürfte Danegger auch nichts davon gewusst haben, was bedeutet, dass sie als Mordmotiv wegfallen.»
    «Vielleicht hat Oberst Rosin ihm gegenüber eine Andeutung gemacht, um ihn zur Räson zu bringen. Aber dieser Hitzkopf hat sich wohl nur noch mehr aufgeregt, was Ihren Onkel und Ihre Tante das Leben gekostet hat.»
    Alexander kam sich vor, als renne er gegen eine Wand aus Stahlbeton.
    «Aber die beiden Unbekannten in der Waffenkammer», versuchte er es noch einmal. «Wie passen die in das Bild?»
    «Ich bin Soldat, kein Polizist, aber ich vermute, sie haben gar nichts mit der Sache zu tun.»
    «Seltsam, dass sie dann ausgerechnet das Ausgabebuch für die Handfeuerwaffen mitgenommen haben.»
    «Das kann ein Ablenkungsmanöver sein. Sie wollten Daneggers Bluttat nutzen, um ihre eigentlichen Absichten zu verdecken.»
    «Und was waren das für Absichten?»
    «Ich schätze, das werden wir niemals erfahren, schließlich haben Sie die beiden verscheucht. Jedenfalls sind außer dem Waffenbuch und Daneggers SIG keine weiteren Gegenstände als gestohlen gemeldet worden.»
    Alexander sah sein Gegenüber eindringlich an. «Herr Oberstleutnant, auch wenn Sie meine Zweifel nicht teilen, bitte ich Sie, die Untersuchungen in dem Mordfall noch nicht einzustellen!»
    Für eine kleine, von Schweigen erfüllte Ewigkeit trafen sich die Blicke beider Männer, bis von Gunten sich mit einer abrupten Bewegung aus dem Stuhl stemmte. Fast automatisch strichen seine Hände die Uniform glatt. Er wirkte wie ein Lehrer vor der Tafel, als er vor der Kommandantengalerie Aufstellung nahm und auf die Bilder wies.
    «Hier sind mehr Ruhm und Ehre versammelt, als manch große Armee sie für sich verbuchen kann. Immer haben die Schweizer treu zum Heiligen Vater gehalten, unter Einsatz ihres Lebens und oft genug auch unter Hinnahme ihres Todes. Die Garde hat weiß Gott schwierige Zeiten durchlebt, aber auf ihre Treue konnte Seine Heiligkeit sich stets verlassen. Was letzte Nacht geschehen ist, könnte das Vertrauen des Papstes in uns zum ersten Mal erschüttert haben. Wie kann er einer Wachtruppe trauen, deren Angehörige sich gegenseitig über den Haufen schießen? Es gibt nur einen Weg, diesen Vorfall zu bereinigen.
    Wir. müssen die dunkle Wolke, die über unserer Ehre und Zuverlässigkeit hängt, vertreiben, und zwar so schnell wie möglich!»
    «Auch wenn Zweifel bleiben an der … der Natur dieser Wolke? »
    «Zweifel?» Von Gunten bellte wie ein Ausbilder auf dem Exerzierplatz. «Ich hege keine Zweifel. Und Generalinspektor Parada auch nicht. Wenn der Sicherheitschef des Vatikans die Affäre für aufgeklärt hält, sehe ich keinen Grund, meine Zustimmung zu verweigern. Im Gegenteil, ich …»
    Das melodiöse Summen des Telefons unterbrach ihn. Irritiert blickte der Oberstleutnant für einige Sekunden auf seinen Schreibtisch. Dann griff er mit energischer Geste nach dem Hörer und meldete sich im selben schroffen Tonfall, den er Alexander gegenüber angeschlagen hatte. Gleich darauf

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