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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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korpulenter Mann in Priestertracht trat ein.
    Mit unsicherem Blick sah er Musolino an.

    «Was gibt’s, Failoni? Ich hatte doch gesagt, ich will nicht gestört werden.»
    «Ich weiß, Eminenz, aber dauernd ruft der Pressesaal hier an.
    Die Leitungen brechen unter den Anfragen nach einer Stellungnahme zur Audienz zusammen.»
    «Eine Stellungnahme wird es erst auf der Pressekonferenz geben.»
    «Und wann wird die stattfinden, Eminenz?»
    «Wenn ich mir eine Stellungnahme überlegt habe.»
    Musolinos Mitarbeiter schoss das Blut in den Kopf. «Jawohl, Eminenz, ich werde Sie nicht mehr behelligen.»
    Als Failoni gegangen war, wandte Musolino sich mit einem müden Lächeln an Alexander. «Wirklich eine dumme Geschichte. Als hätten wir im Augenblick nicht genug Ärger.
    Aber wem sage ich das? Sie sind von der traurigen Affäre ja direkt betroffen. Ihr Onkel und Ihre Tante, nicht wahr?»
    «Ja, Eminenz.»
    Alexander versteifte sich. Mit einem Schlag war die Anspannung wieder da. Er hatte das Gefühl, dass jetzt der ungemütliche Teil begann. Musolino kam ihm vor wie eine Schlange, die ihr Opfer in Sicherheit wiegt, bevor sie unvermutet zustößt.
    «Wirklich tragisch», seufzte der Staatssekretär. «Oberst Rosin war ein hervorragender Mann. Ich möchte Sie zu Ihrer Haltung in dieser Angelegenheit beglückwünschen, Adjutant. Sie haben große Disziplin bewiesen, auch gestern bei der Trauerfeier. Ich habe Sie beobachtet.»
    «Warum?»
    «Eine gute Frage.» Musolino füllte die Gläser auf. «Allein aufgrund Ihres Namens sind Sie kein gewöhnlicher Gardist. Seit fünfhundert Jahren dient Ihre Familie dem Heiligen Stuhl. Seine Heiligkeit hat heute vom Sacco di Roma gesprochen. Unter den Gardisten, die das Gemetzel überlebten und Papst Clemens in den Schutz der Engelsburg brachten, war Ihr Vorfahr Albert Rosin. Mit Ihrem Vater und Ihrem Onkel haben wir innerhalb weniger Jahre zwei der besten Kommandanten verloren, die die Schweizer je hatten. Wir – ich und viele andere im Kardinalskollegium – würden uns glücklich schätzen, wenn eines Tages wieder ein Oberst Rosin die Garde befehligte, vielleicht ein Oberst Alexander Rosin.»
    Alexander war verwirrt. Er hatte einen Angriff erwartet und erhielt stattdessen eine Art Lob. Wollte Musolino ihn einlullen?
    «Ich fühle mich geehrt, aber ich bin nur Adjutant und weiß nicht, welche Wege der Herr für mich bereithält.»
    Musolinos dunkle Augen wurden starr. Alexander musste an den Blick eines Attentäters denken. «Sie sind berufen, Alexander, so wie Ihre Vorfahren berufen waren. Sonst hätten Sie sich gar nicht erst für den Dienst in der Garde entschieden.
    Gewiss werden Sie nicht der unmittelbare Nachfolger Ihres Onkels sein, aber eines Tages wird die Garde wieder auf das Kommando eines Rosin hören, da bin ich mir sicher. Ihre vorzügliche Haltung in dieser Sache beweist es. Immerhin haben Sie einiges durchgemacht. Erst der Doppelmord an Ihren Verwandten, dann der Überfall in der Waffenkammer, und zu alledem werden Sie auch noch in das Attentat auf diesen Polizisten verwickelt. – Übrigens, glauben Sie noch immer, dass der Einbruch in der Waffenkammer etwas mit dem Mord an Ihrem Onkel und Ihrer Tante zu tun hat?»
    Alexander griff zu seinem Glas, um Zeit zu gewinnen. Er fühlte sich wie auf dem Prüfstand, so als könne der Kardinal mit seinem starren Blick Gefühle und Gedanken lesen. Und er spürte, dass von seiner Antwort mehr abhing, als er im Augenblick ermessen konnte.
    Er trank nur einen kleinen Schluck und erwiderte: «Vermutlich hat Oberstleutnant von Gunten Recht, wenn er sagt, dass die beiden Vorfälle nichts miteinander zu tun haben. Wer immer sich in der Waffenkammer zu schaffen gemacht hat – er hat den Aufruhr um die Morde genutzt und das Ausgabebuch für die Dienstpistolen mitgehen lassen, um den Anschein eines Zusammenhangs zu erwecken. Danegger ist schließlich tot und kann somit für den Vorfall in der Waffenkammer nicht verantwortlich sein.»
    Musolino lächelte befriedigt. «Sie denken logisch und lassen sich nicht von irgendwelchen düsteren Gefühlen leiten, obwohl Sie allen Grund dazu hätten. Das gefällt mir sehr. Durch die leidige Vakanz der Kommandantenstelle wird es wohl bald zu einigen Beförderungen kommen. Ich denke, Sie sollten sich darauf einrichten, sich demnächst das Rangabzeichen eines Leutnants ans Barett zu heften.»
    «Danke, Eminenz, Ihr Vertrauen ehrt mich.»
    Alexander zwang sich zu unverbindlicher Freundlichkeit. Aus

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