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Der entzauberte Regenbogen

Der entzauberte Regenbogen

Titel: Der entzauberte Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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eigenen Interesse so gut wie möglich dienen. Ich möchte hier aber nicht näher auf Dinge eingehen, die ich in früheren Büchern wie Das egoistische Gen ausführlich dargelegt habe. Nur auf einen Aspekt aus diesem Buch möchte ich noch einmal hinweisen, denn er wurde von Kritikern, die offenbar nur den Titel gelesen hatten, übersehen: Gene sind zwar einerseits total egoistisch, können sich aber gleichzeitig zu Kooperationskartellen zusammenschließen. Das ist, wenn man so will, poetische Wissenschaft, aber ich kann hoffentlich nachweisen, dass es gute poetische Wissenschaft ist, weil sie das Verständnis nicht behindert, sondern unterstützt. Ebenso werde ich in den restlichen Kapiteln mit anderen Beispielen verfahren.
    Die entscheidende Erkenntnis des Darwinismus lässt sich in genetischen Begriffen formulieren: Die Gene, die in der Population in vielen Kopien vorhanden sind, können gut Kopien von sich selbst herstellen, und das heißt auch, sie können gut überleben. Wo überleben? In einzelnen Körpern und in einer urtümlichen Umgebung. Sie überleben in der Umwelt, die für die Spezies typisch ist: Kamele in der Wüste, Kleinaffen auf den Bäumen, Kraken in der Tiefsee und so weiter. Dass einzelne Körper in ihrer Umwelt so gut überleben können, liegt vor allem daran, dass sie von Genen aufgebaut wurden, die in der gleichen Umwelt schon seit vielen Generationen in Form von Kopien überlebt haben.
    Aber vergessen wir einmal Wüsten und Eisschollen, Meere und Wälder; sie sind nur ein Teil des Bildes. Ein viel wichtigerer Aspekt der urtümlichen Umwelt, in der die Gene überlebt haben, sind die anderen Gene, mit denen sie die aufeinander folgenden einzelnen Körper teilen mussten. Unter den Genen, die in Kamelen überleben, sind sicher einige, die sich in der Wüste besonders gut behaupten können und die man vielleicht sogar in Wüstenratten und Wüstenfüchsen wieder findet. Aber – und das ist viel wichtiger – erfolgreich sind diejenigen Gene, die in Gesellschaft der anderen, für die jeweilige Art typischen Gene gut überleben können. Deshalb werden die Gene einer Spezies so selektioniert, dass sie untereinander gut kooperieren können. Die genetische Kooperation, die im Gegensatz zur generellen Kooperation gute wissenschaftliche Poesie ist, bildet das Thema dieses Kapitels.
    Eine wichtige Tatsache wird häufig missverstanden. Es geht nicht darum, dass die Gene eines bestimmten Individuums besonders gut kooperieren. Sie waren nie zuvor in dieser Kombination vereinigt, denn bei einer Spezies, die sich sexuell fortpflanzt, ist jedes Genom einzigartig (mit der üblichen Ausnahme der eineiigen Zwillinge). Vielmehr kooperieren die Gene der gesamten Spezies, die bereits häufig und in der engen gemeinsamen Umwelt der Zelle zusammengetroffen sind, wenn auch in jeweils unterschiedlicher Kombination. Die Tätigkeit, bei der sie kooperieren, ist die Herstellung von Individuen des gleichen allgemeinen Typus, der bereits vorliegt. Es gibt keinen besonderen Grund zu der Annahme, die Gene eines bestimmten Individuums müssten im Vergleich zu allen anderen Genen derselben Spezies besonders gut kooperieren. In welcher Zusammenstellung sie in der Lotterie der sexuellen Fortpflanzung aus dem Genvorrat der jeweiligen Art gezogen werden, ist im Wesentlichen eine Frage des Zufalls. Individuen mit ungünstiger Genkombination sterben in der Regel. Solche mit einer vorteilhaften Kombination tragen die Gene in der Regel in die Zukunft weiter. Aber langfristig werden nicht die günstigen Kombinationen selbst vererbt – dafür sorgt die sexuelle Vermischung. Weitergegeben werden vielmehr diejenigen Gene, die mit anderen Genen aus dem Genvorrat der Spezies besonders leicht günstige Kombinationen bilden können. Ganz gleich, was die überlebenden Gene sonst noch gut können: Sie sind im Laufe der Generationen immer besser in der Lage, gut mit anderen Genen derselben Art zusammenzuwirken.
    Soweit wir wissen, könnten bestimmte Kamelgene gut mit bestimmten Gepardengenen zusammenarbeiten, aber das wird nie von ihnen verlangt. Vermutlich kooperieren Säugetiergene mit anderen Säugetiergenen besser als mit Vogelgenen. Das muss jedoch eine hypothetische Spekulation bleiben, denn es gehört zu den charakteristischen Eigenschaften des Lebens auf der Erde, dass sich Gene – von der Gentechnik einmal abgesehen – nur innerhalb der einzelnen Arten vermischen. In abgeschwächter Form können wir solche Spekulationen an Hybriden

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