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Der entzauberte Regenbogen

Der entzauberte Regenbogen

Titel: Der entzauberte Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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Woche gibt es einen farbigen und einen weißen Verdächtigen. Einer der beiden Polizisten ist jeweils voreingenommen gegenüber dem Schwarzen, der andere gegenüber dem Weißen. Und Woche für Woche stellt sich am Ende heraus, dass der Farbige der Mörder ist. Was ist daran schlimm? Es ist doch nur eine ausgedachte Geschichte! Es mag schockierend erscheinen, aber ich halte das für einen ganz und gar zutreffenden Vergleich. Ich behaupte nicht, Propaganda für das Übernatürliche sei so gefährlich oder unangenehm wie rassistische Propaganda. Aber Akte X vermittelt systematisch eine vernunftfeindliche Weltsicht, die in ihrer hartnäckigen Wiederholung heimtückisch ist.
    Eine andere Mischform der Science-Fiction sind die Pseudomythen Tolkienscher Machart. Physiker und Zauberer reichen sich die Hände, interplanetare Wesen begleiten Prinzessinnen im Damensattel auf dem Einhorn, Raumschiffe mit tausend Bullaugen tauchen aus dem gleichen Nebel auf wie mittelalterliche Schlösser, deren gotische Türmchen von Raben (oder sogar Flugsauriern) umkreist werden. Hier wird wahre – oder kalkuliert abgewandelte – Wissenschaft durch Magie ersetzt, und das ist der einfache Ausweg.
    Gute Science-Fiction hat nichts mit märchenhaften Zaubersprüchen zu tun, sondern sie geht von einer geordneten Welt aus. Geheimnisse gibt es zwar, aber das Universum verändert sich nicht einfach so mir nichts dir nichts. Ein auf den Tisch gelegter Ziegelstein bleibt dort liegen, bis irgendetwas ihn bewegt, selbst wenn man ihn mittlerweile vergessen hat. Es gibt keine Eingriffe von Poltergeistern und Kobolden, die ihn aus Boshaftigkeit oder zum Spaß durch die Gegend werfen. Science-Fiction spielt unter Umständen mit den Naturgesetzen – wobei es anzuraten und vorzuziehen ist, wenn das jeweils nur mit einem Gesetz geschieht –, aber sie kann die Abhängigkeit von Gesetzen als solche nicht aufgeben und gleichzeitig gute Science-Fiction bleiben. Fiktive Computer mögen vielleicht bewusst boshaft sein oder sogar – wie in den meisterhaften Wissenschaftsparodien von Douglas Adams – dem Verfolgungswahn verfallen; Raumschiffe können per Warp-Drive zu weit entfernten Galaxien fliegen und sich dabei einer angenommenen Zukunftstechnologie bedienen, aber der wissenschaftliche Anstand bleibt im Wesentlichen erhalten. Wissenschaft erlaubt Rätsel, aber keine Magie, Fremdartigkeit jenseits unserer wildesten Phantasien, aber keine Zaubersprüche oder Hexenkunst, keine billigen, einfachen Wunder. Schlechte Science Fiction verliert ihre Verankerung in der abgemilderten Regelhaftigkeit und setzt die üble Magie des «Alles-ist-möglich» an ihre Stelle. Die allerschlimmste Sorte von Science-Fiction reicht dem «Paranormalen» die Hand, jenem anderen faulen, verkorksten Kind der Empfindung des Staunens, die eigentlich die Triebkraft echter Naturwissenschaft sein sollte. Die große Beliebtheit derartiger Pseudowissenschaft scheint zumindest darauf hinzudeuten, dass das Gefühl des Staunens weit verbreitet ist, sosehr es auch oft fehlgeleitet wird. Hier liegt der einzige Trost, den ich in dem Jahrtausend-Medienrummel um das Paranormale finden kann, in der höchst erfolgreichen Akte X und den populären Fernsehshows, die alltägliche Zaubertricks fälschlich als Verletzung von Naturgesetzen verkaufen.
    Aber kehren wir noch einmal zu Audens angenehmem Kompliment und unserer Umkehrung zurück. Warum fühlen sich manche Naturwissenschaftler wie schäbige Vikare unter literarischen Herzögen, und warum haben auch viele Menschen in unserer Gesellschaft den gleichen Eindruck? Naturwissenschaftsstudenten an meiner Universität geben mir gelegentlich zu verstehen (wehmütig, denn in ihrem Umfeld herrscht ein starker Gruppendruck), ihr Fach gelte nicht als «cool». Besonders deutlich wurde mir das durch eine kluge junge Journalistin, die ich kürzlich in einer Reihe von Fernsehdiskussionen der BBC kennen lernte. Sie war ganz wild darauf, mit einem Naturwissenschaftler zusammenzutreffen, denn in Oxford hatte sie nach ihrer eigenen Überzeugung nie einen aus der Nähe gesehen. In ihren Kreisen wurden solche Leute, ohne sie näher zu kennen, als «graue Mäuse» angesehen, die man besonders wegen ihrer Gewohnheit bedauerte, schon vor dem Mittagessen aus dem Bett aufzustehen. Und die Krönung der Absonderlichkeiten war demnach, dass sie morgens um neun eine Vorlesung hörten und anschließend bis nach Mitternacht im Labor arbeiteten. Realistischere Ansichten über die

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