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Der Erbe der Nacht

Titel: Der Erbe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ja doch nicht, oder?«
    »Wenn Sie die Wahrheit sagen, schon«, antwortete Card gelassen. »Erzählen Sie einfach.«
    Ich schwieg verstockt. Was wußte er? Und von wem?
    Plötzlich wurde er ernst. »Sie scheinen noch immer nicht begriffen zu haben, in welcher Lage Sie sich befinden«, sagte er. »Ich kann Sie nicht nur wegen Urkundenfälschung belan-gen, Sir, sondern auch wegen einiger anderer Delikte. Und Sie sind der Hauptverdächtige in einem Mordfall.«
    »Blödsinn«, antwortete ich. »Nur, weil ich diesen Martin einmal gesehen habe? Sie bluffen, Captain.« Ich beugte mich vor, stützte die Ellbogen auf dem Tisch auf und funkelte ihn an. »Aber passen Sie auf, daß Sie nicht zu gut sind«, fuhr ich fort. Ich deutete über meine Schulter auf des Namensschild an der Tür. »Sie könnten aus diesem schönen neuen Büro wieder draußen sein, noch ehe Sie sich richtig eingewöhnt haben.«
    Card lächelte kalt. »Sie sind nicht in der Position, mir zu drohen«, erinnerte er.
    »Drohen? Ich will Ihnen nicht drohen, Captain«, antwortete ich. »Aber ich will Ihnen sagen, wie ich die Sache sehe. Vor einer Woche haben Sie angefangen, mir Schwierigkeiten zu machen, und ich bin ziemlich sicher, daß das nicht Ihre Idee war. Jemand hat Ihnen einen Tip gegeben. Jemand ist in Ihr Zimmer gekommen und hat gesagt: Inspektor Card, Sie sollten sich mal den jungen Simpson ansehen. Der ist nicht ganz koscher. Und Ihrer Karriere würde es bestimmt guttun, wenn Sie einen solch heimtückischen Mord aufklären könnten. Na?
    Habe ich recht? Hat es sich so abgespielt? Vielleicht war es auch nur ein Anruf?«
    Card schwieg, aber sein Blick sagte mir sehr deutlich, daß ich mit meiner Vermutung der Wahrheit näher kam, als ihm lieb war.
    »Sie haben es getan«, fuhr ich fort. »Und Sie haben Ihre Belohnung ja auch bekommen, wie ich sehe. Aber passen Sie auf, Captain! Sie begehen gerade einen schrecklichen Fehler.
    Ich war gerade auf dem besten Wege, genau das zu tun, was Ihre Auftraggeber erreichen wollten nämlich die Stadt zu verlassen. Man könnte es Ihnen übelnehmen, wenn Sie mich jetzt daran hindern.«
    Card blickte mich böse an. »Wollen Sie damit andeuten, daß ich «
    »Ich will gar nichts andeuten«, unterbrach ich ihn.
    »Aber Sie sollten mit Ihren Vorgesetzten reden, ehe Sie weitermachen, Captain. Und noch etwas. Ich prophezeie Ihnen folgendes: Man wird Ihnen sagen, Sie sollen entweder dafür sorgen, daß ich die Stadt unverzüglich verlasse, oder mich für zwei Tage festhalten und dann unter irgendeinem Vorwand entlassen.«
    Card wirkte verwirrt. Und beunruhigter, als er eingestehen wollte.
    »Jetzt bluffen Sie«, sagte er schließlich.
    »Warum sollte ich?« fragte ich. »Ich habe nichts zu gewinnen. Greifen Sie zum Telefon, wählen Sie eine bestimmte Nummer und sehen Sie, was passiert.«
    Für die nächsten zehn Sekunden passierte erst einmal gar nichts. Card blickte mich nur halb wütend, halb nachdenklich an und dann begriff ich, daß ich ihn trotz allem bisher unterschätzt hatte.
    Er tat nämlich genau das, was ich ihm vorgeschlagen hatte: Er griff zum Telefon, wählte eine Nummer und unterhielt sich eine Weile mit jemandem, den er nur mit ›Sir‹ anredete. Aber je länger er sprach, desto verwunderter wurden die Blicke, die er mir zuwarf.

    Das Telefonat dauerte annähernd fünf Minuten, und ich wußte, wie es ausgegangen war, noch ehe er den Hörer aus der Hand legte.
    »Wie lange sollen Sie mich festhalten?« fragte ich.
    Card zögerte. Seine Finger begannen nervös an der Tischkante zu spielen. »Drei Tage«, gestand er schließlich.
    Ich versuchte es, aber ich vermochte ein triumphierendes Lächeln nicht ganz zu unterdrücken. »Sehen Sie?«
    »Nein«, sagte Card. »Ich sehe gar nichts. Das einzige, was ich sehe, ist, daß hier irgend was faul ist. Oberfaul sogar. Was wird hier gespielt?«
    »Fragen Sie doch Ihren Chef«, antwortete ich patzig.
    Card schlug wütend mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ich frage aber Sie. Hören Sie mir zu: Es gibt zwei Möglichkeiten, diese Sache zu beenden. Entweder Sie sagen mir auf der Stelle die Wahrheit, und wir lösen den Fall gemeinsam.«
    »Oder?«
    »Oder ich lasse Sie in den tiefsten Keller des Tower sperren und werfe höchstpersönlich den Schlüssel weg«, antwortete Card vollkommen ernst. »Und dort bleiben Sie, bis Sie ver-schimmeln.«
    »Das können Sie gar nicht«, antwortete ich herausfordernd.
    »Sie haben nichts gegen mich in der Hand, Captain. Sie können mich

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