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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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Entsprach das der Absicht irgendeines Gottes?
    Während sie hinunterstiegen, hörte Eldene einen Fluss murmeln, und als sie nach unten blickte, sah sie ihn zwischen Flötengrasbeständen schimmern; langsam überdeckten jedoch Nebelschwaden dieses Bild, die sich durch das Tal wälzten. Der Weg wurde allmählich rutschig, und Eldene fiel zweimal fast hin, so gebannt musterte sie die seltsamen, in leuchtenden Farben glänzenden Gewächse auf den steinigen Hängen zu beiden Seiten. Sie sahen irgendwie nach Blasenmoos aus, waren aber glatter und flacher und wuchsen in reinen Tönungen von Blau, Orange und Rot. Im Boden zwischen ihnen zogen sich Stränge dahin, die wie eingelegtes Silber wirkten.
    »Das fressen hier oben die Äser«, erklärte Fethan, als er sah, wofür sie sich interessierte. »Achte jetzt darauf, wo du hintrittst; das hier auf den Felsen ist Sporen bildender Schleim, und es wird noch schlimmer damit.«
    Es wurde schlimmer damit, und Eldene setzte sich zweimal auf den Hintern – wobei sie das zweite Mal direkt in Fethan hineinrutschte. Allerdings konnte sie ihn nicht aus dem Gleichgewicht bringen – genauso gut hätte sie an einen tief verwurzelten Baum knallen können. Er selbst rutschte auf dem ganzen Weg nach unten nicht einmal aus.
    Bald ging es neben dem Fluss durch kalten Nebel wieder aufwärts, Bergflanken zu ihrer Linken und hohes raschelndes Gras rechts. Ungeachtet der körperlichen Anstrengung wurde es Eldene immer kälter, als die Sonne jetzt, Kalypse dicht auf den Fersen folgend, hinter dem Gebirge unterging und der Nachmittag der Dämmerung wich. In diesem schlechten Licht konnte Eldene nur mit knapper Not die fast quadratischen Gestalten sehen, die über ihnen dahinflatterten und traurig schrien.
    »Was sind das?«, erkundigte sich Eldene.
    »Drachenfledern – wieder ganz harmlose Tiere«, antwortete Fethan.
    Während es dunkler wurde, gingen die Fledern auf größere Höhe und entfernten sich zugleich horizontal, und ihre Schreie warfen Echos zwischen den Bergen. Als etwas im Flötengras hinter Eldene ein keuchendes Zischen von sich gab, fuhr sie zusammen und ertappte sich auf einmal dabei, wie sie zitterte. Eine Zeit lang blieb sie still, sie wollte nicht nach jedem seltsamen Laut eine Frage stellen, aber als er aufs Neue ertönte, konnte sie es sich nicht länger verkneifen.
    »Was war das?«, fragte sie Fethan, der stehen geblieben war und zurück zur Quelle des Lauts blickte.
    »Ich habe keinen Schimmer«, gestand er und gab ihr mit einem Wink zu verstehen, dass sie an ihm vorbeigehen sollte. »Geh einfach weiter.«
    Sie tat wie geheißen, und ihr richteten sich die Härchen der Haut auf, als sie sich an die ›Welsarane‹ und ›Kapuzler‹ erinnerte, von denen der Alte gesprochen hatte. Sie überlegte sogar, ob sie die Waffe ziehen sollte, aber ihre Hände zitterten so stark, dass sie sich wohl eher selbst einen Fuß weggeschossen hätte.
    »Noch ungefähr zwei Stunden, und wir steigen wieder den Hang hinauf«, erklärte ihr Fethan. »Dort gibt es eine Höhle, wo wir für die Nacht Unterschlupf finden.«
    Fantastisch: eine nette kalte, feuchte Höhle – genau das, was sie brauchte.
    Als die Nacht hereinbrach, ertönte wieder dieser Laut von eben, als würde seine Quelle mit ihnen Schritt halten. Jetzt hörten sie beide eindeutig, wie sich etwas durchs Flötengras schob, gefolgt von einem klickenden Seufzen. Eldene fragte sich, ob sie auch so viel Angst gehabt hätte, hätte sie gewusst, was diesen Laut erzeugte.
    »Steigen wir wieder den Hang hinauf«, schlug Fethan vor. »Wir sind hier ein bisschen zu dicht am Gras.«
    Eldene gehorchte ihm rasch, wobei ihr Bilder durch den Kopf gingen, wie irgendeine Art Schnatterente oder Heroyne sich auf sie stürzte und wie sie dann zu Boden gerissen und schreiend ins Flötengras gezerrt wurde, um dort als Futter zu dienen. Sie mühte sich den rutschigen Hang hinauf, trat Steine und Pilze los, rutschte ab und schürfte sich die Knie auf. Aber egal – sie wollte einfach Höhe gewinnen. Als sie einen Blick zurückwarf, bemächtigte sich ihrer plötzlich das Grauen – Fethan war verschwunden. Sie kletterte schneller, fiel heftig hin, rappelte sich auf, setzte ihren Weg fort. Der Hang ging schließlich in eine ebene Fläche über, wo sie Tempo zulegen konnte. Weiter unten trat wieder Bewegung auf, und sie konnte mit knapper Not hören, wie etwas Riesiges im Gras um sich schlug. Als Nächstes lief Fethan wieder neben Eldene her … Sie

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