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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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ein Vorposten der Wahrheit, und wenn die Polis stürzt, wie sie es zwangsläufig tun wird, überbringen wir diese Wahrheit ihren Planeten.«
    »Ich bemühe mich, nicht zu zweifeln, Hochwürden, aber manchmal fällt es mir schwer, wenn ich über die Polis nachdenke. Sie umfasst Tausende kolonisierter Welten, und ihre Bürger können innerhalb eines Augenblicks von einer zur anderen reisen. Sie verfügt über Hunderttausende von Raumschiffen, von denen viele so groß sind wie die Monde Kalypses und viele fähig, ganze Planeten zu vernichten …«
    Loman schnaubte. »Warst du so lange unterwegs, dass du inzwischen an Polis-Propaganda glaubst?«
    »Nein, Hierarch.«
    Loman stand auf und nahm einen weiteren Zug aus dem Inhalator, ehe er wieder vor den schwarzen Bildschirm trat. Das war etwas, was er unverzüglich ersticken musste: die Inflation von Gerüchten und Mythen über die allgewaltige Polis. Und diese Idiotie jetzt aus dem Mund des eigenen Bruders zu hören! Er schlug mit der Handfläche auf den Sichtschirm und drehte sich um.
    »Vielleicht bin ich ungerecht zu dir. Die Polis verfügt sehr wohl über eine wundervolle Technologie, aber du darfst nie vergessen, dass sie nicht unser Herz hat. Vergiss nicht: egal wie groß oder mächtig sie ist, wir haben sie schon in unserem Sinne manipuliert. Behemoth ist geflohen, und wie ein Jagdhund, den wir von der Leine gelassen haben, wird die Polis ihn hetzen und stellen.«
    Aberil nickte mit ausdrucksloser Miene. »Ja, Hierarch.«
    Als wollte es einen Punkt hinter das Gespräch setzen, fiel das Schiff jetzt aus dem Subraum, und eine Atmosphäre der Normalität kehrte in die Kabine zurück. Loman steckte den Inhalator in die Tasche, drehte sich um und legte die Hände auf die Unterkante des Sichtschirms, der jetzt nur sternenhellen Weltraum zeigte. Einen Augenblick später streckte er eine Hand aus und justierte die Bildschirmeinstellung, bis eine gewaltige Konstruktion im Vakuum erkennbar wurde. Lange hatte es ihn vor ein Rätsel gestellt, warum die Erscheinung Ragnaröks ihm solche Sorgen bereitete. Erst als er Datenbanken durchsuchte, entdeckte er eine ähnliche Form in den Bilddateien, die für den Unterricht in alter Geschichte dienten. Dort fand er, was seine Erinnerung stimulierte: die tödliche Apparatur, die sie hier bauten, war praktisch der in eine Umlaufbahn über Kalypse versetzte Eiffelturm.
    »Ich habe nicht verstanden, was du über die Feldtechnologie der Polis gesagt hast«, sagte er, wandte sich um und musterte seinen Bruder, und er bemerkte selbst überhaupt nicht, dass die gerade gestellte Frage seine vorangegangenen hochnäsigen Verlautbarungen lächerlich machte.
    Aberil nahm eine Brandkugel zur Hand, die er vorher schon als Modell benutzt hatte. Er hob sie vors eigene Gesicht. »Jedes dieser kinetischen Geschosse wiegt eine Tonne. Wenn wir sie mit der Geschwindigkeit auf Masada feuern, die Ragnarök erzeugen kann, explodieren sie in der oberen Atmosphäre. Daher spannen wir ein Polis-Schimmerfeld über den Bugkegel jedes Geschosses. Dadurch wird die Reibung so weit reduziert, dass es zur Oberfläche durchdringt. Beim Eindringen verwandelt es sich in Plasma, das bis zu einem Kilometer tief eindringt. Jede der Höhlen dort unten wird damit erfüllt werden – als ob dort eine Wasserstoffbombe detonierte.«
    »Verluste auf der Oberfläche?«, erkundigte sich Loman.
    »Ungefähr dreißig Prozent«, antwortete Aberil.
    »Ein Preis, den wir zahlen müssen«, fand Loman und fragte sich, wie lange es nach diesen kinetischen Angriffen dauern würde, bis der Handel an Luxusproteinen wieder aufgenommen werden konnte.

Kapitel 11
    Der Junge war mit seinem Abendessen fertig geworden und lauschte der Geschichte wieder mit Kulleraugen, wartete gebannt auf den üblichen Ausgang. Die Frau spitzte die Lippen, als sie das nächste Textstück sichtete, ehe sie es laut vorlas.
    »Am Morgen des zweiten Tages erreichte Bruder Serendipity den Welsaran, der zusammengerollt in seinem Bett aus Gras lag. ›Bitte speise mich!‹, flehte die Kreatur, ›denn ich bin alt und kann nicht mehr richtig jagen, und ich leide Hunger!‹ ›Warum sollte ich dich speisen, wo du dich doch, von meinen Speisen gekräftigt, erheben und mich niederstrecken könntest?‹, fragte Bruder Serendipity. ›Ich gebe dir mein Wort‹, sagte der Welsaran. ›Dann schwöre im Namen Gottes und seiner Prophetin Zelda Smythe!‹, verlangte der gute Bruder. Und so schwor es der Welsaran, und Bruder

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