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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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ist das Feld zehn Meter dick«, antwortete Stanton.
    Was bedeutete, dass außerhalb dieses Abstands keine Spur von der Lyric II zu sehen war. Sie war unsichtbar.
    Die fünf Tage schleppten sich mühselig dahin, und Thorn ertappte sich mit der Zeit dabei, wie er Stanton in seiner Auffassung zustimmte, dass man an Bord eines Schiffes dieser Größe die Zeit am besten im Kälteschlaf verbrachte. Am zweiten Tag entschied er, ins kalte Wasser zu springen und den Autodok nach seiner Einschätzung zu fragen, was die Nervenschäden an Thorns Fingerspitzen anbetraf; wenig später genoss er das Spektakel, wie der Apparat die Fingerspitzen öffnete – wobei er die Nägel wie kleine Luken aufklappte –, um die festgestellten Schäden zu beheben. Danach dauerte es etliche Stunden, bis sich nicht mehr alles, was Thorn anfasste, entweder sengend heiß oder betäubend kalt anfühlte. Das für ihn im Laderaum aufgestellte Bett erwies sich als recht bequem, und unter der Isolierdecke fiel es ihm nicht schwer, trotz der dauernden Kälte zu schlafen. Es waren die Zeiten zwischen den Schlafperioden, die ihn fast zum Schreien brachten. Schön, dass sich die beiden anderen immer so ineinander verschlangen, aber angesichts ihrer Intimität fühlte sich Thorn unbehaglich, sodass er ihnen lieber aus dem Weg ging. Meist sah er sich Informationsmaterial über Masada an, zusammengestellt von der Schiffs-KI. Bei dieser elektronischen Intelligenz fand er eine Gesellschaft, die mitsamt ihrer aggressiven Persönlichkeit und ihrem konstanten Sarkasmus mehr nach seinem Geschmack war. Wahrscheinlich wusste sie, wie er sich fühlte, und tat ihr Bestes, damit er nicht vor Langeweile verrückt wurde.
    Am dritten Tag kam die Lyric II dicht an den Zylinderwelten der Theokratie vorbei. Unweit des Schiffes erstreckte sich eine zwei Kilometer lange und einen halben Kilometer durchmessende Konstruktion mit einem riesigen Spiegel an einem Ende, der das Sonnenlicht ins Innere lenkte; am Ende gegenüber sah man ein Durcheinander von Verladedocks, um das sich verschiedene Schiffe drängten wie Bienen um das Loch in einem Baumstamm. Weiter draußen lag ein weiterer Zylinder mit Spiegeln an beiden Enden, von denen jedoch einer einen Ring bildete, in der Mitte durchstoßen von einem seltsam fehl am Platz wirkenden gotischen Turm. In größerer Ferne lag eine weitere solche Welt, die sich als Schatten vor den Sternen abzeichnete und nur ansatzweise sichtbar war.
    »Wie viele solcher Orbitalwelten findet man hier?«, fragte Thorn Stanton und Jarvellis, die für diese gefährliche Vorbeifahrt an die Flug- und Geschützsteuerung zurückgekehrt waren.
    »Nur diese drei«, antwortete Stanton. »Mit einer Bevölkerung von jeweils ein paar Hunderttausend.«
    »Ich hätte mit mehr gerechnet.«
    »Vergessen Sie nicht, dass man hier nicht über Polis-Technologie verfügt, die ohne KIs auch nur schwer instand zu halten ist – und für diese Leute sind KIs ein Produkt des Satans.« Stanton deutete auf die Zylinderwelt neben ihnen. »Die Abschirmung gegen kosmische Strahlung und Solareruptionen ist nicht die beste, was zu hoher Unfruchtbarkeit führt. So gefällt es den Leuten aber – es sorgt dafür, dass die ganze Sache exklusiv bleibt.«
    »Warum Zylinder?«
    »Wiederum: die Technologie. Hier werden zwar Antigrav-Motoren und Gravoplatten hergestellt, aber nicht in nennenswerten Stückzahlen. Die hiesige Industrie müsste schon umfassend modernisiert werden, um genug für diese Welten herzustellen. Aber andererseits: wozu die Mühe? Das Zentrifugalsystem funktioniert gut genug.«
    »Lyric hat mir erzählt, es bestünde ein Ungleichgewicht zwischen planetarer und orbitaler Bevölkerung.«
    Stanton sah ihn an. »Nur das übliche Ungleichgewicht zwischen Herrschern und Beherrschten. Wie viele führende KIs findet man wohl in der Polis? Eine bis zehn für jeden Planeten?«
    »Aber sie herrschen im Grunde nicht«, wandte Thorn ein.
    Stanton lächelte. »Yeah, ich weiß, sie ›führen den Vorsitz‹. Vergessen Sie allerdings nicht, dass ich oft miterlebt habe, was aus Leuten wurde, die den Ratschlägen der KIs nicht gefolgt sind.«
    »Überlegen Sie sich, Separatist zu werden?«, feuerte Thorn aus dem Hinterhalt.
    »Oh nein, ich habe keine Einwände gegen die Polis. So wie ich es sehe, findet man reichlich Platz, wohin man gehen kann, wenn es einem dort nicht gefällt. Es wäre schon sehr erhellend für manche theoretischen Kritiker des ›KI-Autokraten‹ auf der Erde, mal

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