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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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stotternden Gasschweißbrenner mit zu hohem Druck entzündete sich der Kondensstreifen ein ums andere Mal, nur um jeweils gleich wieder auszugehen, bis er auf einmal in vollen Flammen stand. Große Stücke brachen jetzt aus dem Felsen, trudelten davon, funkelten von brennendem Eisen.
    »Jetzt!«, schrie Jarvellis und schlug mit der Hand auf die Steuerung. Plötzlich zerbrach der Felsen in vier große Stücke und viele kleinere, die selbst wiederum zerfielen, von Gasexplosionen zerrissen wurden. Die Ionentriebwerke der Lyric II donnerten; einen Augenblick lang bot die künstliche Schwerkraft keinen Ausgleich, und Thorn spürte, wie er aus dem Sitz hervorschwebte. Auf dem Bildschirm entfernte sich der zerbröckelnde Felsen rasch, als die Lyric II bremste und unterhalb einer Spur aus Rauch und Dampf, die sich am Himmel zerstreute, durch die Atmosphäre sank. Thorn kam der Gedanke, dass eine solche Aktion auf einem Polis-Planeten nie möglich gewesen wäre – nicht so sehr wegen der besseren Sensoren, sondern weil die KIs das entsprechende Sonnensystem schon lange kartografiert gehabt und somit gewusst hätten, welche Stücke Asteroidenschutts gefährlich waren, und weil sie entsprechend argwöhnisch darauf reagiert hätten, ein solches Trümmerstück an falscher Stelle vorzufinden. Außerdem hätte keine Polis-KI einen Felsen dieser Größe in bewohnten Raum eindringen lassen.
    Wenig später schaltete Jarvellis den Hauptbildschirm um, sodass er jetzt den Planeten unter ihnen zeigte. Unter einer Wolkendecke wie gequirlter Zucker wurde bald zwischen Meeren von dunklem Blaurot der größte bewohnte Kontinent sichtbar. Er war grob rechteckig, und die vier Ecken erstreckten sich ins Meer, sodass er vage dem Segel einer alten Galeone ähnelte. Bergketten breiteten sich von einer dieser Ecken aus, als wäre sie die Stelle, wo eine Kanonenkugel das Segel durchschlagen und man es anschließend wieder notdürftig zusammengenäht hätte – wobei das Tuch stellenweise verzogen wurde. Riesige Flächen, die an diese Gebirge grenzten, waren von dunklem Blaugrün, während andere ausgedehnte Gebiete eher khaki- oder sandfarben waren.
    »Wüsten?« Thorn deutete auf diese letztgenannten Flächen.
    »Hier gibt's keine Wüsten«, antwortete Stanton. »Was Sie da sehen, ist altes Flötengras – wo es die Frühlingsstürme noch nicht flachgedrückt haben oder das Neue noch nicht durchgebrochen ist wie überall sonst.«
    »Das alles ist Flötengras?«
    »Nicht alles. Man findet noch andere Arten einheimischer Vegetation, und natürlich kommen noch die landwirtschaftlichen Nutzflächen hinzu – vor allem Getreidefelder und Teiche –, aber wenn man in der Wildnis ist, scheint es nichts anderes als Flötengras zu geben. Es heißt, dass es auf dem Planeten früher mal Bäume gab.«
    Thorn erinnerte sich an einen Aspekt aus Lyrics kleinen Vorlesungen. »Die Trikonusse?«, fragte er. »Sie wühlen die Erde so stark durch, dass keine großen Gewächse Wurzeln schlagen können, aber das Flötengras überlebt, weil es aus Wurzelstöcken wächst, die auf der Erde liegen.«
    »Sie haben wirklich ihre Hausaufgaben gemacht«, witzelte Jarvellis.
    »Bäume werden hier gepflanzt«, erklärte Stanton. »Aber dafür muss man große Hohlräume ausgraben, mit Plaston befestigen und wieder mit Erde füllen. Und selbst da wühlen sich die Trikonusse hindurch. Sie graben sich mit einer Geschwindigkeit von etwa einem Zentimeter alle fünf Solstan-Jahre durch Plaston.«
    »Sicherlich hat man da noch bessere Möglichkeiten?«
    »Durchaus: indem man Polis-Materialien verwendet oder genetische Abwandlungen des Flötengrases, indem man hydroponische Anlagen baut oder Schwimmplattformen auf dem Meer. Die Theokratie möchte jedoch nicht das für eine solche Veränderung nötige Geld investieren. Falls irgendein benötigtes Agrarprodukt knapp wird, geben sie einfach jemandem die Schuld, und Unschuldige werden bestraft.«
    »Sehr kurzsichtig von diesen Leuten.«
    »Das kümmert sie nicht. Kommen sie nicht alle in den Himmel?« Stanton spuckte aus.
    Der Bildschirm zeigte jetzt den Kontinent in seiner Gesamtheit, und die Ränder der Welt ringsherum fielen aus dem Blickfeld. Jarvellis warf prüfende Blicke auf ihre Instrumente und nahm einige Einstellungen vor. Das Donnern der Ionentriebwerke, das seit einiger Zeit immer schwächer geworden war, verstummte ganz.
    »Wir sind jetzt voll auf AG«, erläuterte sie.
    Eine kurze Zeit lang flogen sie durch Wolken. Auf

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