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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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Haufen Löcher, die eine solche Kreatur in keiner Weise bremsen, und die Hitze von Lasern zerstreut sich rasch im Chitin. Außerdem sind sie für Wesen dieser Größe sehr schnell.«
    »Wie groß und wie schnell?«, wollte Thorn wissen.
    »Man hat mir erzählt, ein Kapuzler hätte einmal einen Proktor plus Aerofan aus hundert Metern Höhe heruntergepflückt. Was die Schnelligkeit angeht – schneller als ein Mensch rennt, und sie jagen Äser, die sich mit ähnlichem Tempo fortbewegen wie die Äser auf der Erde.«
    »Wie Gazellen?«
    Stanton sah ihn an. »Falls das ein irdischer Äser ist, dann ja.«
    »Das ist ja alles sehr interessant«, fand Jarvellis, »aber was tun wir jetzt?«
    Stanton stand auf und antwortete: »Ich vertrete mir draußen die Beine. Kommt jemand mit?« Er blickte von Thorn zu Jarvellis. »Die Lyric kann ja nach Signalen lauschen.«
    Als er sich durch den Einstiegstunnel entfernte, wandte sich Jarvellis an Thorn. »Wissen Sie, jedes Mal, wenn ich hier lande, erhalte ich die Bestätigung dafür, dass die Theokratie die richtige Idee hat.«
    »Die Idee, sicher in den Zylinderwelten zu leben?«
    »Überhaupt irgendwo, wo man wahrscheinlich nicht gefressen wird«, versetzte sie.
    Aphran und Danny betraten als Erste die Brückenkapsel, kurz darauf gefolgt von fünf weiteren Separatisten, die müde und verängstigt zugleich wirkten. Skellor betrachtete sie, während sie gleich hinter der Tür stehen blieben und keine Neigung zeigten, weiter hereinzukommen. Ihre Verstärker übermittelten ihm den körnigen Geschmack der Angst und der Verwirrung über das, was sie hier sahen.
    Er deutete mit dem Kopf auf die Kommandositze und sagte: »Setzt euch dorthin.«
    Mit vor Angst großen Augen starrten sie auf die Stühle mit den Gewächsen, die sich wie Greifklauen darunter bereithielten. Von den meisten empfing Skellor anhaltende Angst und Verwirrung, von Aphran jedoch eine plötzliche Panik, als sie in Ansätzen begriff, was er wollte. Er verstärkte den Befehl mit so etwas wie einer gedanklichen Ohrfeige, die sie alle ruckhaft in Bewegung setzte. Unvermeidlich, dass Danny als Erster reagierte und bald auf dem Stuhl neben Skellor saß.
    »Das brauchen Sie nicht zu tun«, sagte Aphran gepresst und leistete auf dem ganzen Weg Widerstand, konnte aber nicht verhindern, dass sie sich setzte.
    Skellor machte sich gar nicht die Mühe zu antworten. Ob das, was er tat, nun wirklich nötig war oder nicht, hatte keinerlei Belang – er tat, was er tun wollte und weil er es konnte. Nachdem sich die sieben gesetzt hatten, leitete er aufs Neue das Wachstum der Dschaina-Struktur ein und verfolgte, wie sie an den Rückenlehnen der Stühle hinaufkletterte, über die Armlehnen hinwegtastete und sich an den Kleidern der sieben Separatisten zu schaffen machte. Als die Struktur zum ersten Mal durch seine Haut drang, stöhnte der Mann am Ende der Reihe vor Schmerzen, aber das Stöhnen brach wieder ab, als die Fäden in sein Rückgrat eindrangen und rasch Verbindungen bis hinauf ins Gehirn knüpften. Skellor übertrug ihm daraufhin Programme, die den Mann lenken würden, sowie weitere Programme, die er seinerseits auszuführen hatte. Wo Erfahrungen und Erinnerungen oder Fertigkeiten mit dem, was er jetzt zu tun hatte, in Konflikt gerieten, wurden sie gelöscht – wie Kreide von einer Schiefertafel. Der in seinem Sitz vor sich hin sabbernde Separatist übernahm nun die fast bedeutungslosen Lebenserhaltungssysteme.
    Aphran gab, wie Skellor bemerkte, ein leises Wimmern von sich, als ihr eine Erweiterung der Struktur über die Schulter glitt, sich neben ihrem Gesicht aufrichtete und dort wie eine Kobra verharrte. Das Weiße in Aphrans Augen trat zutage, als sie die Erweiterung anzusehen versuchte, ohne dass sie den Kopf zu drehen vermochte. Sie schrie einmal auf, als die Struktur zu biss, und vergaß sich dann ganz, als sie unfreiwillig die Geschützsteuerung der Occam Razor übernahm. Sie führte diese Steuerung jedoch nicht aus, wie es ein menschliches Wesen getan hätte, sondern praktisch als eine Sub-KI Skellors, als Erweiterung seiner Person, ein nützliches Werkzeug, dem nur ein kleiner Rest Eigensteuerung als Auslösemechanismus verblieb. Aphran sabberte nicht; sie sackte einfach in dem Sitz zusammen, und ihr Gesicht verlor jeden Ausdruck, den es früher einmal gehabt hatte.
    Den anderen ging es ähnlich, einem nach dem anderen, und während Skellor die Systemsteuerung delegierte, machte er damit viel Verarbeitungskapazität

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