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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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in die Ferne erstreckte und dort zu Regenbogenfarben rings um den Innenbogen von Hoffnung verschwamm.
    Die Gärten der Septarchie waren wirklich schön, was Loman immer wieder erstaunlich fand, wenn man bedachte, wie wenig sich die Gärtner selbst an den Farben delektieren konnten; vielleicht sahen sie sie mit Hilfe der Gabe durch die Augen anderer? Er wandte sich dem Ersten Bruder zu und musterte ihn: Der Mann wirkte abgezehrt, fast als litte er an einer auszehrenden Krankheit; das dunkle Gewand, mit Schnüren aus Menschenhaar fest um die dünne Gestalt gewickelt, war abgewetzt und verlor allmählich durch zu häufiges Waschen die Farbe, aber das konnte der Erste Bruder natürlich nicht wissen, da er anstelle der Augen die uralten Speicherkristalle in die Augenhöhlen eingenäht trug, in denen einmal die Wahrheiten der ersten Kolonisten gespeichert gewesen waren.
    »Es heißt, Sie würden Ihre Gärten allein nach dem Geruch anlegen, und hier gäbe es eine ganze Landschaft aus Geruchsbedeutungen, die wir Sehenden gar nicht wahrnehmen können«, sagte Loman.
    »Die Macht des Mythos darf nie unterschätzt werden«, antwortete der Bruder.
    Loman starrte über die gemähten Wiesen und komplexen Steingärten hinweg zu den weitläufigen, von Säulengängen gesäumten Haupthallen der Septarchie hinüber. In ihren weißen Uniformen schienen die Gefechtszüge von Soldaten, die heranmarschierten, um rings um die schönen weißen Häuser Aufstellung zu beziehen, perfekt dazu zu passen. Der Erste Bruder und die beiden jungen Akolythen mit ihren vernähten Augenhöhlen konnten das nicht sehen, würden es aber bald erfahren. Loman blickte sich zu seiner Leibgarde um, die zwischen den Beeten und den ordentlichen Sträuchern verstreut war, und wandte sich dann Tholis zu – dem Nachfolger von Claus, ein Mann, der sich seiner prekären Lage gänzlich bewusst war.
    »Subtil«, sagte er und drehte sich wieder zum Bruder um. »Aber letztlich ist es die schlichte Macht, die man nicht unterschätzen sollte.«
    »Das tue ich nie«, entgegnete der Erste Bruder, der nun doch etwas besorgt klang.
    »Warum bestehen Sie dann darauf, die oberen Kanäle mit Ihren Gebeten und Gesängen zu belegen?«, fragte Loman.
    »Sie dienen dem Ruhm Gottes«, sagte der Mönch.
    »Sie sollten Behemoth daran hindern, unsere Gedanken zu kontrollieren, aber jetzt, wo Behemoth tot ist, werden sie nicht mehr benötigt.«
    »Wie können Sie – der Hierarch – sagen, Gebete wären nicht mehr nötig?«
    Loman seufzte und streckte kopfschüttelnd die Hand zu Tholis aus. Der Mann brauchte gar nicht die kurze Anweisung, die ihm Loman per Verstärker sendete. Er zog seine Pistole und legte sie in Lomans noch blutende Hand.
    Der Erste Bruder legte den Kopf schief. »Warum sind Soldaten in die Hallen der Septarchie eingedrungen?« Er wandte sich Loman zu, und der Hierarch spürte die sondierenden Fragen, die auf den vielen Kanälen seines Verstärkers eintrafen, seiner Gabe. Er antwortete mit einer schlichten Feststellung:
    »Ein komplettes Viertel von Hoffnung beherbergt nur Ihre verdammten Septarchie-Hallen und die verdammten nutzlosen Gärten.«
    Jetzt spürte er den sich ausbreitenden Lärm, als Menschen in der Nähe, die blutige Pogrome so gewöhnt waren, mit Panik reagierten. Die eigentlichen Mönche gerieten nicht in Panik, da sie es so gewöhnt waren, über derartigen Pogromen zu stehen. Niemand war bislang ums Leben gekommen, da die Soldaten, während sie die Mönche aus den Hallen in die Gärten hinaustrieben, dabei mehr Zurückhaltung bewiesen als normalerweise anderen Bürgern gegenüber. Das geschah, wie Loman wusste, nicht aus Respekt, sondern aus Angst vor der Macht, die die Mönche unter früheren Hierarchen ausgeübt hatten. Es wurde Zeit, entschied er, dass jemand starb, und so zielte er direkt rechts neben den Ersten Bruder und schoss vier Mal. Beide Akolythen stürzten: einer war tot, ehe er am Boden aufschlug, und der andere hustete Blut aus seiner zertrümmerten Lunge, bis Loman erneut schoss und damit eine geschlossene Augenhöhle aufriss, sodass ein Schaum von Hirngewebe über das niedrig gemähte Glas spritzte.
    »Nein! Das können Sie nicht tun!«
    Loman sicherte die Pistole sorgfältig und warf sie Tholis zu, der sie mit einer raschen Bewegung auffing und wieder ins Halfter steckte. Der Hierarch freute sich über seinen neuen Gardekommandeur, denn er nahm Lomans Befehle regelrecht vorweg, sodass es fast überflüssig schien, sie überhaupt

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