Der Erbe Dschainas
»Ich könnte es nämlich wirklich gut gebrauchen, in absehbarer Zeit mit meinen Feldkommandeuren zu reden.«
Die Frau blickte auf. »Du kannst damit sofort Sprechverkehr aufnehmen, falls du möchtest. Alle Computerfunktionen sind jedoch vermurkst, und das wäre nur durch eine Komplettlöschung zu beheben, gefolgt von einer direkten Software-Überspielung aus …«
»Aus der Einsatzzentrale«, schloss Lellan den Satz. »Von Polas.«
Die Frau bückte sich, baute den Helm mit sachkundiger Geschicklichkeit rasch wieder zusammen und reichte ihn Lellan, ehe sie sich abwandte, um ihr Werkzeug zusammenzupacken.
»Okay, wer hört mich?«, fragte Lellan in die Funkverbindung, sobald sie den Helm aufgesetzt hatte; sie zuckte angesichts des Sperrfeuers aus Lauten zusammen, als alle gleichzeitig antworteten. »Okay, okay! Ich liste euch alle in numerischer Reihenfolge auf, und ihr könnt euch nacheinander melden und dann wieder die Klappe halten, es sei denn, ich spreche euch persönlich an.« Zwölf von fünfzehn Feldkommandeuren meldeten sich, als sie die Namen aufrief. Lellan nickte vor sich hin und fuhr fort: »Ich habe hier einen kürzlich gefangen genommenen Soldaten der Theokratie – wie ihr zweifellos auch einige habt. Ich möchte, dass ihr euch das anhört und anschließend auch das, was ich dazu zu sagen habe.«
Sie drehte sich zu dem Gefangenen um, der von Carl und Uris flankiert war, und fragte: »Ihr Name?«
»Truppführer Sastol«, antwortete der Mann. Er schien verwirrt, als wüsste er nicht mal richtig, ob er gerade die Wahrheit gesagt hatte.
»Sollen wir so tun, Sastol, als hätte ich Sie schlagen und foltern lassen und würde jetzt damit drohen, Ihnen den Luftvorrat wegzunehmen?«, fuhr sie fort. Sastol, der nachdenklich seine Füße angestarrt hatte, riss den Kopf hoch und starrte sie verwirrt an. Lellan setzte hinzu: »Was geschieht da unten? Ihre gesamte Armee hat uns vorher ohne jede Koordination angegriffen. Wir haben Hunderte gefangen genommen wie Sie, die sich ihre Verstärker herausgerissen haben, aber wer seinen Verstärker noch hat, scheint lieber zu sterben, als sich gefangen nehmen zu lassen. Und jetzt hat Ihre komplette Armee kehrtgemacht.«
»Etwas hat Glaube zerstört«, antwortete Sastol, war vielleicht zu der Entscheidung gelangt, dieses Verfahren der vorgetäuschten Folterung zu bevorzugen.
»Etwas hat meinen Glauben schon vor langer Zeit zerstört«, versetzte Lellan. »Möchten Sie mir damit sagen, dass Sie Ihren verloren haben?«
Sastol starrte sie direkt an. »Etwas hat Glaube zerstört – die Zylinderwelt.«
Lellan verdaute das und fragte dann: »Und die Armee?«
»Er, der Glaube zerstört hat, versuchte auch, durch die Gabe von meinen Gedanken Besitz zu ergreifen. Ich habe mir den Verstärker herausgerissen. Andere taten es nicht.«
Carl wollte wissen: »Auf welcher Seite steht dieser Skellor also?«
»Seiner eigenen, denke ich.« Lellan legte eine Pause ein und sagte dann: »Habt ihr das alle gehört? Gebt mir in Reihenfolge der Nummern die Bestätigung, soweit ihr könnt, oder eine andere Version.« Sieben ihrer Befehlshaber bestätigten, dass sie von ihren Gefangenen die gleiche Geschichte hörten. Zwei hielten das Ganze für einen Trick und glaubten nicht, dass eine der Zylinderwelten vernichtet worden war.
»Als eure Befehlshaberin bin ich sehr an eurer Meinung interessiert. Jetzt erkläre ich euch mal, wie ich die Dinge sehe.« Lellan zögerte zunächst, fühlte sich offensichtlich nicht wohl bei dem, was sie jetzt sagen musste. »Wir sind aus den Höhlen hervorgekommen und haben angegriffen, nicht weil wir dachten, wir könnten die Oberfläche halten, sondern weil wir dachten, wir könnten das Abstimmungsergebnis verbessern und genug Lärm schlagen, damit die Polis aufmerksam wird – damit sie unseren Hilferuf hört und darauf reagieren kann. Wir mussten das tun, weil unter der Erde zu bleiben und stumm zu bleiben nur dazu geführt hätte, dass uns die Theokratie dort unten vernichtete. Stimmen mir so weit alle zu?«
Der bestätigende Chor war alles, was sie brauchte, um mit den Worten fortzufahren: »Jetzt haben wir über uns ein KI-Schlachtschiff, das, wie man mir sagte, von jemandem gekapert wurde, der früher für die Separatisten arbeitete. Die Separatisten auf Cheyne III wurden von der Theokratie mit Waffen beliefert, und doch ist dieselbe Person hier erschienen, hat eine Zylinderwelt vernichtet und verlangt jetzt, dass wir … Was ist, Pholan?«
Der
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