Der Erbe Dschainas
Kommandeur, der sie unterbrochen hatte, gab eine knappe Erklärung ab, und als er fertig war, fuhr sie fort: »Oh, nicht nur eine Zylinderwelt, wie es scheint, sondern auch sämtliche Landungsboote der Theokratie. Wie ich schon sagte: diese Person verlangt jetzt, dass wir ihr Ian Cormac ausliefern. Wie ich es sehe, hatte Polas Recht. Die Armee muss in Deckung gehen. Ihr müsst eure Kämpfer zurück in die Höhlen führen.«
Lellan wartete, bis sich der Proteststurm wieder legte. Selbst im Krieg vermittelte der schiere Aufenthalt auf der Oberfläche ein Gefühl von Freiheit, wie es lange niemand von ihnen erlebt hatte. Als sich der Proteststurm in einen Streit zwischen diversen Kommandeuren verwandelte, verlor sie die Geduld.
»Das reicht!« Auf den Streit folgte erst Gebrumm, dann Stille, und sie fuhr fort: »Wacht auf und macht euch mal richtig klar, was ihr eigentlich tut. Ihr wisst, dass wir einen Krieg auf der Oberfläche nicht gewinnen können. Wir haben noch nie über die nötigen Mittel dazu verfügt. Letztlich sind wir auf eine Intervention durch die Polis angewiesen, um weiterer Unterdrückung zu entgehen. Und dass wir sie letztlich erhalten, ist praktisch sicher.«
Kurz flammte eine weitere Auseinandersetzung auf, ehe allen klar wurde, was sie gerade gesagt hatte. In die sich anschließende Stille schleuderte sie die Worte: »Ein gekapertes KI-Schlachtschiff der Polis hat eine Zylinderwelt zerstört und den Planeten beschossen. Jeder wäre verrückt, wenn er dächte, die Earth Central Security würde jetzt nicht hier erscheinen. Was sie sich durch Nichteinmischung an Glaubwürdigkeit sichern wollte, liegt in Trümmern. Überall im von Menschen besiedelten Weltraum werden die Separatisten behaupten, das Schlachtschiff wäre nicht wirklich gekapert worden. Die ECS wird hier erscheinen, um der Sache nachzugehen und uns Hilfe anzubieten – und das ganze Theater, das die Polis bislang zu vermeiden versuchte, ist jetzt unvermeidbar. Inzwischen hat sie durch eine Intervention nichts mehr zu verlieren, sondern einen Planeten zu gewinnen – einen, der für die Separatisten seit langem eine Ikone war.«
Der Streit gewann wieder Schwung, aber Lellan blieb entschlossen. »Ihr habt meine Befehle gehört. Gehorcht ihnen oder lasst es.« Dann schaltete sie die Komverbindung ab.
»Wir ziehen uns also zurück und verstecken uns, und dann?«, fragte Beckle und nahm das elektromagnetische Gewehr in Augenschein, das er Sastol abgenommen hatte.
Lellan zuckte die Achseln. »Falls wir hier oben bleiben, kann dieser Skellor uns jederzeit aus dem Orbit heraus rösten. Dass er es noch nicht getan hat, damit verrät er mir: er ist entweder in einer so starken Position, dass wir fast bedeutungslos für ihn sind, oder er spielt gern.«
»Du hast seine Frage nicht beantwortet«, gab Carl zu bedenken, der Sastol genötigt hatte, sich auf den Boden zu setzen und die Hände auf den Kopf zu legen.
»Nein, das habe ich nicht«, bestätigte Lellan.
»Was hast du vor?«, fragte Carl.
Lellan lächelte. »Naja, ich war lange genug die Anführerin der Rebellen, und jetzt denke ich, kann ich noch viel mehr für die Rebellion tun. Ich gedenke, dort hinauszugehen …«, sie deutete in die Nacht, »… mir diesen Ian Cormac und die anderen zu schnappen und herauszufinden, was zum Teufel eigentlich los ist.«
»Wir kommen mit«, sagte Beckle und betrachtete sich ganz genau das Visier des Gewehrs.
»Ich habe keinen Augenblick lang daran gezweifelt«, entgegnete sie.
»Wir kommen ebenfalls mit«, ertönten zwei Stimmen gleichzeitig.
Der Gefangene Sastol starrte verwirrt die beiden Zylinder an, die er für schlichte Vorratscontainer gehalten hatte. Sie erzeugten ein tiefes Summen, und überall an ihnen leuchteten Lampen und Displays auf, als sie sich vom Boden aufrichteten und eine aufrechte Haltung einnahmen.
Der Outlinker-Junge Apis war völlig erschöpft und sank auf dem schlammigen Boden in die Knie, aber Eldene war nicht bereit, ihm Ruhe zu gönnen. Sie packte ihn am Arm und versuchte ihn wieder auf die Beine zu ziehen.
»Wir müssen weitergehen! Falls sie uns fangen, bringen sie uns um. Und sie werden es nicht schnell tun!«
Er starrte sie an, wahrscheinlich zu müde, um sich eine feste Meinung zu dieser Möglichkeit zu bilden. Zuerst hatte Eldene gar nicht verstanden, was mit ihm los war, bis er einmal keuchte: »Wie lebt ihr nur damit? Wie könnt ihr nur euer ganzes Leben in Schwerkraft verbringen?« Ohne das Exoskelett war
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