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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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schnell damit klarkam. Sie biss erneut von der Wurst ab und trank einen weiteren Schluck Wein.
    Sobald Eldene gegessen hatte, verkorkte sie die Weinflasche wieder, von der sie nur ein Viertel getrunken hatte; sie wusste sehr gut, wie sich zu viel Alkohol auf sie ausgewirkt hätte, hatte sie sich doch nie daran gewöhnt, wohl aber zuzeiten die Wirkung von Fethans mörderischem Gebräu in den Werkschuppen erlebt. Anschließend machten sie sich in einen neuen Tag auf. Kalypse stand hoch am Himmel, sodass der übliche Arbeitsbeginn eine Stunde oder länger zurücklag; allerdings war kein Arbeiter zu sehen, bis die beiden den Rand der Obstplantage erreichten.
    »Warum hast du Alkohol gebraut, obwohl du ihn nie getrunken hast?«, fragte Eldene, als sie durch das Flötengras marschierten und dabei eine weitläufige Anlage aus eckigen Teichen umgingen, um die herum die Arbeiter verstreut waren wie Schachfiguren.
    »Ich habe es gemacht, weil ich es konnte, und damit einigen Teamangehörigen Trost geboten«, antwortete Fethan.
    »Es wäre noch tröstlicher für sie gewesen, hätten sie gar nicht mehr dort bleiben müssen.«
    »Ja, aber wie viele Atemmasken hätte ich deiner Meinung nach wohl für sie auftreiben können?«
    Zerknirscht sparte sich Eldene jetzt die Atemluft für das Gehen auf. Das frisch gewachsene Gras, das an Dornen aus grünem Metall mit blutigen Spitzen erinnerte, hatte inzwischen eine Handlänge erreicht, und es wurde schwierig hindurchzugehen. Die hohen Stängel der Gräser vom letzten Jahr wurden allerdings immer brüchiger und lösten sich fast schon bei der ersten Berührung auf.
    Als der Vormittag halb vorüber war und sowohl die Sonne als auch Kalypse hoch am Himmel standen, ruhten sich die beiden auf einer riesigen Trikonus-Schale aus, die durch die Wurzelstöcke des Flötengrases hochgehalten wurde. Diese Monsterschale war drei Meter lang und an der dicksten Stelle breit genug, dass Eldene dort sitzen konnte, ohne mit den Füßen den Boden zu erreichen. Hier saß sie, trank Wasser und verspeiste ein Stück Brot, während Fethan langsam um die Schale herumging und die uralten Graffiti studierte, die in die perlmuttartige Oberfläche geritzt waren.
    »Ich wusste gar nicht, dass sie so groß werden«, sagte Eldene, den Mund voller Brot.
    »Ich auch nicht, was aber auch nicht verwundern kann, da die einzige ökologische Bestandsaufnahme, die man im KI-Netz gespeichert findet, dreihundert Jahre alt ist und nicht aus den zuverlässigsten Quellen stammt.« Fethan brach ab, stemmte die Hände in die Hüften und blickte zum Himmel hinauf. Ganz plötzlich packte er dann Eldene am Arm und stieß sie halb und trug sie halb von der Schale herunter. »Hinein! Sofort!«
    Eldene erwischte einen kurzen Eindruck von Dingen, die am Himmel glänzten, als sie eilig gehorchte, dicht gefolgt von Fethan, der neben ihr in den Trikonus kroch. Sobald sie sicher darin steckte, legte Eldene den Kopf in den Nacken, blickte zur Quelle des Turbinenheulens hinauf und erkannte sie sofort: Ein Militärtransporter flog direkt über sie hinweg. Sie riskierte es, für einen kurzen Blick den Kopf hinauszustecken: Der Transporter war einfach ein riesiger, flacher, rechteckiger Kasten mit Fenstern an jeder Seite, einem Schubtriebwerk am Heckleitwerk, zwei Höhenrudern unter den beiden vorderen Ecken und den beiden gewaltigen Turbinen an der Unterseite, die ihn in der Luft hielten. Der Luftstoß dieser Maschinen riss ein Kielwasser aus toten Flötengrasfetzen vom Boden hoch, und der Lärm war ohrenbetäubend. Begleitet wurde das schwarze Fahrzeug von einem regelrechten Schwarm von Aerofans. Eldene blickte zur Seite und stellte fest, dass Fethan ebenfalls den Himmel betrachtete.
    »Immer noch keine Antischwerkraft für ihre Transporter; in diesem Punkt ist ihnen Lellan voraus«, sagte er.
    »Was hat das alles zu bedeuten?«, flüsterte Eldene, obwohl sie sich gleich selbst fragte, warum sie eigentlich flüsterte – die Proktoren konnten sie unmöglich durch den Lärm hören, den die Triebwerke ihres Transporters erzeugten.
    »Könnte daran liegen, dass zwei Proktoren in zwei Tagen umgebracht wurden, aber ich zweifle daran«, sagte Fethan. »Die Theokratie macht sich nicht genug aus ihren Proktoren, um für sie einen Transporter zu mobilisieren. Also würde ich sagen, dass ihnen Lellan im Genick sitzt – wahrscheinlich mit einem Überfall auf den Nachschub oder die Arbeitergruppen. Es gefällt ihr, diese Mistkerle auf Trab zu

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