Der Erbe Dschainas
Flug verloren.«
»Ja.«
»Warum sollte ich dir helfen, Menschen umzubringen?«
Stille.
»Was würdest du tun, falls wir dich nach Masada brächten?«
»Alles vernichten, bis ich selbst vernichtet bin.«
»Und wie viel Schaden könntest du anrichten?«
»Genug.«
»Ich könnte an solch wahlloser Zerstörung nicht mitwirken.«
»Rache!«
»Du wiederholst dich, aber dein Bestreben könnte meinen Zwecken dienen.«
Stille.
»Wir könnten dich hinbringen. Als Gegenleistung möchte ich, dass du nur Orbitaleinrichtungen angreifst. Wir können das durchsetzen. Kennst du die Fähigkeiten dieses Schlachtschiffes?«
»Ich kenne sie.«
»Also präzise: Über dem besiedelten Gebiet von Masada sind Laserstellungen auf stationären Umlaufbahnen. Vernichte sie – und nur sie. Einverstanden?«
»Einverstanden.«
Cormac trennte die Verbindung.
»Vertrauen Sie dieser Kreatur?«, erkundigte sich Tomalon.
Cormac verbannte den Ärger aus seinem Ton. »Nein. Falls sie jedoch irgendetwas anderes als die Laserstellungen angreift, vernichten wir sie und lassen uns als Retter feiern.«
»Und nachdem sie die Laserstellungen zerstört hat?«
»Das Gleiche. Um die Besatzung jenes Schiffes von Masada schere ich mich nicht besonders, aber ich vergesse nicht so schnell diese Outlinker, die da draußen gestorben sind.«
Skellor nahm nacheinander beide Individuen in Augenschein, die er umgebracht hatte: ein Golem und ein Mensch. Als er ihre Lebenserfahrungen absorbierte – ihre Kenntnisse und ihr Verständnis sowie alles andere, was sich für ihn womöglich als relevant erwies –, konnte er nicht umhin, Vergleiche anzustellen. Nachdem er alle Schichten von Simulationsprogrammen um den Verstandeskern des Golems abgeblättert hatte, sah er nur noch Logik und Klarheit und einen gründlich dokumentierten Speicher aus Erfahrungen und Kenntnissen vor sich. Der Verstandeskern Cardaffs hingegen war etwas, das wütend knurrte und sofort gelöscht werden musste – wobei Lebenserfahrung und erworbenes Wissen dieses Urtier schichtenweise überdeckt hatten. Als Skellor dann in der Quarzmatrix-KI, die seinen Verstand erweiterte, alles Übernommene sortierte, empfand er erste Regungen von Enttäuschung. Er ertappte sich dabei, wie er immer mehr Bedeutungsloses hinauswarf, bis nur noch wenig blieb. Dieser Rest bestand aus ein paar Erfahrungen, aus der Summe der Kenntnisse beider von der Occam Razor und Erinnerungen an Orte, die Skellor aus eigenem Erleben nicht kannte. So viel Schlacke sammelte sich in Gehirnen von Golems und Menschen gleichermaßen an!
Skellor trat an die nächste Konsole heran, drückte eine graue Hand darauf und schickte Fäden in ihr Innenleben. Rasch fand er, was er suchte, und die Konsole ging wieder online. Er blickte auf den Bildschirm, der die dreißig gefangenen Separatisten zeigte. Sie besprachen sich durch ihre Verstärker, bemühten sich wahrscheinlich um einen Entschluss, was nun für ihre Sache am besten zu tun war. Skellor schalt sich selbst für die Woge von Verachtung, die über ihn hinwegspülte – diese Leute waren ihm nützlich gewesen und würden es wieder sein. Mit einem Gedanken startete er ein Programm und lud das von ihm entwickelte Informationsvirus in die Dschaina-Substruktur herab, die seinen Körper durchdrang und zugleich eine Erweiterung seiner Person darstellte. Die Dracocorp-Verstärker waren für die Separatisten ein nützliches Hilfsmittel gewesen, und das würden sie jetzt auch für Skellor sein. Ihre organische Basis machte sie so viel leichter zugänglich!
Skellor verließ die Steuerungszone und marschierte den Korridor entlang, als die Beleuchtung wieder anging. Als er wenig später die gepanzerte Tür nach SA1 erreichte, tippte er den Code ein, den er Cardaffs Verstand entnommen hatte, und legte die Hand auf den Handflächensensor. Jetzt ermöglichte ihm die DNA aus Cardaffs Leiche, eine ausreichend lange Verzögerung herbeizuführen, um Fäden hineinzujagen und das Sicherheitsprogramm des Schlosses außer Kraft zu setzen. Das Schloss gab einen dumpfen Schlag von sich, und die Tür glitt auf.
»Skellor!«, keuchte Aphran und tastete nach der Stelle, wo sie normalerweise ihren QK-Laser trug. Sie traute ihm nicht – keiner von ihnen traute ihm noch, seit er die Entwicklung von Chamäleonware für ihre Sache eingestellt hatte, um sich der eigenen Arbeit zu widmen.
»Erfreut, mich zu sehen?«, lächelte Skellor.
Aphran war mehrere Schritte von ihm entfernt, aber ein Junge
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