Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
Vom Netzwerk:
eingedrungen! Und jetzt stand sie plaudernd mit zwei überaus sympathischen Polizisten hier, die ihr zu helfen versuchten, und dabei wusste sie, dass sie deren Vertrauen schamlos missbraucht hatte. Und es schon bald wieder tun würde.
    „Er wollte mi r Gewalt antun.“
    Alicia brauchte ihre ganze Willenskraft, um einen ruhigen Blick und eine ruhige Stimme zu bewahren. Sie holte tief Luft und straffte ihre Schultern, während sie sich einmal mehr wie ein Mantra vorbetete, dass es dazu nicht gekommen wäre. Sie wusste sich zu verteidigen. Sie war nicht mehr das kleine Mädchen, das hilflos zusehen musste, was ihr und geliebten Menschen angetan wurde. Damals war sie ein Opfer gewesen, inzwischen jedoch war sie stark genug, um alles Notwendige zu tun, damit sie nie wieder zur Marionette wurde, die von anderen entweder in die eine Richtung geschoben oder in die andere gezerrt wurde.
    Wie freundlich sie auch blickten, entging Ronans scharfen Augen nicht die kleinste Regung in Alicias Gesicht. Sie war gut, stellte er anerkennend fest, sie hatte sich derart unter Kontrolle, wie er es bisher bei k aum einem Menschen erlebt hatte. Aber nicht gut genug, um ihn zu täuschen, denn unter ihrer Maske kühler Kompetenz lauerte stets auch eine Spur von Wehmut, das Zeichen für unerfüllte Träume und unausgesprochene Wünsche.
    Sie deutete auf die Bank. „Manuel hat sich dorthin gesetzt und wollte auf mich warten, während ich zu den Gräbern ging. Er ist nicht allzu trittsicher. Also bin ich alleine den Pfad entlang. Ich kenne jeden Baum und seine Wurzeln. Und etwa zwanzig Meter weiter vorn …“
    Daniel de Buitlear stoppte Alicia und Ronan mit erhobener Hand und stellte den schwarzen Koffer ab. „Ab hier scheint es mein Tatort zu sein. Geht nicht weiter, bis ich mit der Sicherung fertig bin.“
    Sie beobachtete n, wie de Buitlear aus der Jackentasche zwei Gummis nahm und über seine Stiefel zog.
    „Damit kennzeichnet er seine eigenen Schuhabdrücke, um sie von den anderen leichter unterscheiden zu können“, erklärte Ronan. „Und was er jetzt macht, hält er für die gründlichste Methode zur Untersuchung eines Tatorts. Erst geht er in mehreren Bahnen in einer Richtung hin und zurück, danach wiederholt er das Ganze in lotrechter Richtung. Zentimeter für Zentimeter und kein Schritt größer als eine Fußlänge. Zwischen Täter, Opfer und Tatort findet immer ein Austausch von Spuren statt. Vor allem sind es Schmutzspuren, die übertragen werden. Und nach genau denen, die nicht von diesem Ort hier stammen, sucht Danny. Gehst du regelmäßig um diese Zeit spazieren?“
    „Auf de m Hügel bin ich beinahe jeden Tag, allerdings nicht unbedingt abends. Hin und wieder mal nach dem Essen, wenn mir nach Bewegung ist so wie gestern und das Wetter es zulässt.“
    „ Ein aufmerksamer Beobachter brauchte also nur geduldig abwarten, vielleicht mal einen oder zwei Tage umsonst hier stehen, doch die Wahrscheinlichkeit, dich zu erwischen, war sehr hoch. Hat dich Manuel schon öfter begleitet?“
    Alicia schüttelte den Kopf. „Nein, noch nie.“
    „ Interessant. Ist das die Stelle, wo er Sie überfallen hat?“ Daniel blickte auf und deutete auf einen Flecken Gras zwischen den Bäumen. „Sieht so aus, als hätte es unseren Mann hier sauber aus den Latschen gefegt. Ihr Werk? Er muss eine ganze Weile an dieser Stelle gelegen haben. Und bestimmt nicht, um ein Nickerchen zu machen.“
    „ Dabei habe ich nicht einmal fest zugetreten.“
    Mit einem durchgezogenen Tritt gegen den Brustkorb hätte sie sein Herz zu m Stillstand bringen, das Brustbein zerschmettern und alle möglichen inneren Schäden anrichten können. Das war den beiden Polizisten ebenfalls bewusst und wieder einmal grübelte Ronan McCauley, was für eine Frau sich in Wahrheit hinter der geradezu undurchdringlichen Fassade von Alicia de la Sicotière verbarg.
    „ Und ich habe mich nicht entschuldigt.“
    „Das wäre wohl … Oh! Na, guck mal an. Das wird ja immer besser.“ Daniel de Buitlear ging erneut in die Hocke und zog aus seiner Lederjacke ein eingeschweißtes Päckchen hervor.
    Überrascht erkannte Alicia chinesische Essstäbchen, die er auspackte und mit denen er im Gras herumstocherte. Als er aufstand und zu ihnen zurückkam, hielt er ein metallisches Etwas zwischen den Stäbchen, welches er in eine Plastiktüte versenkte. „Haben Sie so was schon mal gesehen?“
    „ Selbstverständlich. Es gibt einige Dorfbewohner, die den ‚Ring’ tragen.“ Alicia beugte

Weitere Kostenlose Bücher