Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)
und musterte ihren Gatten dabei so scharf, als wollte sie ihn davor warnen, ihr die Unwahrheit zu sagen.
„Nein, den kennst du nicht.“
„Wirst du ihn mir vorstellen? Falls ich mit dir in die Staaten fliege.“
„Ich glaube kaum, dass es vernünftig wäre, wegen der Neugier meiner geliebten Gattin die Deckung meines Freundes auffliegen zu lassen“, gab er leichthin zurück.
Sprachlos und mit großen Augen starrte sie Danilo an, bis sich ihr Mund allmählich in die Breite zog. Karo nickte langsam. „Das soll ein Witz gewesen sein?“
Das war es weiß Gott nicht, wie Susanne sofort klar war. Sie erhob sich abrupt und klatschte in die Hände. „Ich glaube, wir sollten die hungrige Meute da draußen nicht länger mit dem Mittagessen warten lassen.“
Mindestens ebenso erleichtert wie seine Mutter, wenngleich aus einem völlig anderen Grund, zeigte sich Manuel, nachdem er als einer der Letzten das Esszimmer betrat. Karo hatte sich bereits neben Alicia gesetzt, an der anderen Seite nahm in gerade diesem Augenblick Susanne Platz, sodass er dies als Vorwand nahm, sich einen freien Stuhl am anderen Ende des Tisches zu suchen.
„ Für alle, die unseren Gast nicht kennen: Das ist Danilo Iwanow, der Gatte meiner lieben Karo.“ Suse blickte sich am Tisch um und ergänzte: „Manuel, du bist vermutlich der Einzige, dem er noch nicht vorgestellt wurde. Danilo, mein Ältester.“
Die beiden Männer reichten sich die Hände und setzten sich ohne ein Wort zu wechseln, um Áine und Siobhán nicht im Weg zu stehen, die das Essen auftrugen. Ungeachtet der Anwesenheit von Gästen wurden auch bei dieser Mahlzeit die üblichen Diskussionen geführt, allerdings nicht ganz so lautstark wie sonst, da Fearghais und Ean die Kinder unter ihre Fittiche genommen hatten und mit ihnen in der Küche aßen.
„ Dieses Essen schmeckt wirklich köstlich.“
„Das will ich wohl meinen. Wenngleich die Iren nicht gerade berühmt für ihre Küche sind, ist unsere Áine unumstritten eine Meisterin ihres Faches.“ Suse zwinkerte Karo zu. „Im Vergleich zu dir sowieso.“
„ Pah! Über die Jahre bin ich geradezu Profi geworden.“
Aus den Augenwinkeln bemerkte Karo das verhaltene Schmunzeln ihres Gatten, worauf sie sich an ihn wandte. „Danilo, du musst zugeben, dass ich zumindest eine annehmbare Hilfe bin.“
„Du ?“ Suses Aufschrei übertönte Danilos Antwort. „Eine Hilfe in der Küche? Ha! Danilo, sag es ihr endlich! Karo ist in der Küche keine Hilfe, sondern eine einzige Katastrophe. Also, Leute, ich könnte euch Geschichten erzählen …“
Ein Schmerzensschrei bereitete dieser netten Plauderei aus dem Nähkästchen ein vorzeitiges Ende. Mit finsterer Miene rieb sich Suse über ihr Schienbein. „Spaßbremse! Die anderen hätte das bestimmt interessiert“, knurrte sie.
„ Garantiert so sehr wie das Schicksal der drei Geburtstagskuchen, die du mitsamt der Backformen hast verbrennen lassen, sodass irgendein Witzbold ob des dicken, schwarzen Qualms aus unserem Fenster die Feuerwehr hat anrücken lassen. Drei Löschzüge, stellt euch das vor! Für jeden Kuchen einen!“
„Da , probier die Pastete, die ich – ich! – eigenhändig zubereitet habe. Komm schon! Dir wird jedes weitere Wort im Hals stecken bleiben bei ihrem Genuss. Es wird dir die Sprache verschlagen und dir Tränen der Dankbarkeit in die Augen treiben. Los, trau dich!“
Karo war keineswegs sicher, ob sie sich dieser fragwürdigen Aufgabe unterziehen wollte, wenngleich sie sich während etlicher Jahre katastrophalster Ereignisse in der Internatsküche an die mangelhaften Resultate der Kochkünste ihrer Freundin gewöhnt hatte. Im Moment stand ihr der Sinn nicht unbedingt nach einer weiteren Mutprobe, da sie schon heilfroh war, unbeschadet aus dem beinahe fatalen Missverständnis zwischen Danilo und ihr herausgekommen zu sein.
„Hast du dich bezüglich der Erbschaft eigentlich schon entschieden , Danilo? Ob du sie annimmst oder nicht?“
„Ohne Karo? Nein, selbstverständlich nicht. Ich bin nicht sicher …“
„Was gibt es da zu überlegen? “, funkte Karo dazwischen. „Ein großes Haus in den USA, hast du gesagt?“
„Und schuldenfrei obendrein?“
Danilo nickte voller Unbehagen.
„Wow! Dann greif zu, bevor ’s ein anderer tut.“
Es gab bloß noch ihn, den einzigen von zwei potentiellen Erben, dachte Danilo und sein Herz schmerzte bei dem Gedanken an seinen älteren Bruder.
Und genau daran schien Suse gedacht zu haben, als sie sich
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